Der Beginn dieser wunderbaren Reise und Erfahrung ist genauso überraschend wie naheliegend. Felicitas Wieser führt ihren Zeigefinger unter die Nase und atmet durch sie tief ein und wieder aus. Ganz ruhig und bewusst. Dann schaut sie den Kindern in die Augen und fordert sie auf, es ihr gleichzutun. „Und, was spürt ihr?“, fragt die Genusstherapeutin in die Runde. Die Arme vieler Kinder schnellen in die Höhe. „Der Finger wird warm“, sagt ein Mädchen und erhält dafür ein anerkennendes Nicken Wiesers: „Stimmt. Lasst uns auf unserem Spaziergang genauso bewusst die Dinge um uns herum erleben wie eben. Macht Augen und Ohren auf.“
Was unter dem Fuß des Wendelsteinmassivs folgt, ist weit mehr als nur ein Spaziergang. Die Schnitzeljagd durch Bayrischzell ist ein Fest der Sinne. Ganz unbewusst entdecken die Kinder eine Leidenschaft für die Bewegung. Ihre Eltern müssen sie nicht anspornen, jetzt doch endlich mal ohne zu nörgeln einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die Neugier auf das, was da als Nächstes passiert, ist einfach viel zu groß. Da gibt es gar keinen Zweifel, ob der Spaziergang vielleicht zu lange oder anstrengend sein könnte.
Bad in der Natur
Bayrischzell
Lage und Anreise
Der Luftkurort Bayrischzell liegt in den oberbayerischen Alpen. Der Schliersee ist nur 15 Kilometer entfernt, der Tegernsee knapp 30 Kilometer. Die Anreise mit dem Auto von Mannheim über die A 8 dauert gut vier Stunden.
Unterkunft
Das erst im Sommer 2020 eröffnete „Das Bayrischzell Familotel Oberbayern“ bietet vor allem für Familien mit Kindern und Kleinkindern ein vielfältiges Programm. Bei der „Move & Relax-Philosophie“ des Hauses geht es um das Gleichgewicht von Bewegung, Entspannung und Ernährung.
www.dasbayrischzell.de
Aktivitäten
Das Familien-Skiparadies Sudelfeld ist nur zehn Autominuten von Bayrischzell entfernt. Es zählt zu den beliebtesten und größten Skigebieten Bayerns.
www.sudelfeld.de.
Der Wendelstein gilt als echter Erlebnisberg. Die Fahrt mit der elektrischen Zahnradbahn von der Talstation in Brannenburg zum Bergbahnhof (1723 Meter über NN) ist ein Höhepunkt an sich. Dank Deutschlands höchster Schauhöhle kann man nicht nur auf den Berg hinauf, sondern auch in den Wendelstein hinein.
www.wendelsteinbahn.de
Allgemeine Informationen
Die Gemeinde Bayrischzell bietet zusammen mit der Tourist-Info Bayrischzell eine Gästekarte an, die einige kostenfreie oder ermäßigte Leistungen beinhaltet.
www.bayrischzell.de
„Na, fällt euch ein Tier ein, das Winterschlaf macht?“, fordert Wieser die Kleinen auf, die mit der Beantwortung dieser Frage selbstverständlich genauso wenig ein Problem haben wie mit „Wohin fliegen die Vögel, wenn es kalt wird?“. „In den Süden“, hallt es der Gesundheits- und Krankentherapeutin entgegen. Längst geht es bei der Schnitzeljagd durch den Luftkurort in den oberbayerischen Alpen nicht mehr um den Schatz, der am Ende der Reise auf die Kinder wartet. Der Weg ist das Ziel, besser gesagt, das gemeinsame Erleben der Natur.
Der Klimawandel hat auch vor der 70 Kilometer südlich von München idyllisch gelegenen 1700-Seelen-Gemeinde nicht halt gemacht. Die Pisten im nahe gelegenen Skigebiet Sudelfeld sind zwar Ende Januar noch gut präpariert, die Wintersportfreunde blicken aber nicht auf eine in Weiß getauchte Traumkulisse, sondern auf ein grünes Band. Noch lässt der Frühling zwar noch auf sich warten, doch er steht in den Startlöchern. Die Hotellerie hat sich auf die neue Realität eingestellt. „Wir sind ein Ganzjahresbetrieb, das Wintergeschäft ist nicht mehr dominierend“, sagt Michael Kirchhoff, Hoteldirektor des „Das Bayrischzell Familotel Oberbayern“.
Bewegung und Entspannung
Bewegung bei gleichzeitiger Entspannung lässt sich vor allem beim Bad in der Natur in Einklang bringen. Auf dem Wendelstein-Männlein-Weg, einer rund vier Kilometer langen Familienrundtour, findet man nicht nur zu sich selbst, sondern erweitert auch spielerisch seinen Wissensschatz. Welche Funktion abgestorbenes Holz im Wald hat, gehört bestimmt nicht zu den wichtigsten Themen von Teenies. Wenn der Totholz-Steig, wie in Bayrischzell, allerdings über einen Abenteuerspielplatz zu einem tosenden Wasserfall führt, wird die knapp zweistündige Wanderung zu einer anregenden Herausforderung.
Beim Familienurlaub geht es aber nicht in erster Linie um Wissensvermittlung. Die gemeinsame Zeit soll intensiv genutzt werden, der Spaßfaktor darf nicht zu kurz kommen. Vom Spitzingsattel führt ein 2,5 Kilometer langer Anstieg zur Oberen Firstalm. Wo soll hier Schnee sein? Was zu Beginn noch wie ein aussichtsloses Unterfangen erscheint, wird schon bald zur Realität. In diesem wettergeschützt gelegenen Kessel lässt sich nicht nur erahnen, wie die traumhafte Kulisse mit Puderzucker bedeckt wohl aussehen mag. Tatsächlich wird die Schneedecke mit jedem Schritt in Richtung Alm immer griffiger.
Spätestens, wenn die Kinder die Leihschlitten in Empfang nehmen, sind die Anstrengungen des Aufstiegs vergessen. Sie stürzen sich die Abfahrt hinunter, als gäbe es kein Morgen. Es entwickelt sich ein munterer Wettstreit, wer – wie der Hackl Schorsch zu seinen besten Rennrodlerzeiten – die Ideallinie am besten hält und die Konkurrenz alt aussehen lässt. Die Kinder juchzen vor Freude, und den Eltern geht bei diesem Anblick das Herz auf.
Die „Berggeister am Wendelstein“ bewachten einst einen Schatz. So heißt es in einer bekannten Bayrischzeller Sage. Wer nicht nach finanzieller Sorgenfreiheit sucht, sondern einen erfüllenderen Reichtum, wird hier schnell fündig.
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