Reise (mit Fotostrecke)

Faszination Alpenüberquerung: Neue Route durch vier Länder

In sechs Etappen können Wanderbegeisterte ab 2026 die Alpen überqueren und dabei Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien passieren. Der Start ist in Oberstdorf, das Ziel im Vinschgau. Was die Strecke ausmacht.

Von 
Anna-Lena Stauder
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Die erste Etappe der Vier-Länder-Alpenüberquerung startet im Kleinwalsertal. © Klaus Kranebitter

Oberstdorf. Die Alpen sind für viele Menschen ein Sehnsuchtsort. Auch sie zu überqueren reizt viele. Was früher nur wenige wagten, ist heute zu einem Freizeiterlebnis vieler geworden. Es gibt inzwischen einige Routen, Wandern ist beliebt. Geograf und Bergwanderführer Georg Pawlata kennt die verschiedenen Routen und ihre Eigenheiten. Er hat selbst eine Route entwickelt, von Tegernsee in Oberbayern nach Sterzing in Südtirol. Sie kann seit 2014 begangen werden. Nun, fast zwölf Jahre später, stellt Pawlata eine zweite Route zur Alpenüberquerung vor: von Oberstdorf in den Südtiroler Vinschgau. Das Besondere: Die Tour führt in sechs Etappen durch vier Länder.

Los geht es in Deutschland im Allgäu über Vorarlberg in Österreich und das Engadin im Schweizer Kanton Graubünden bis in den Vinschgau in Italien. Die Wege sind leicht bis mittelschwer, sodass Jung und Alt die Überquerung machen können. Das war Pawlata wichtig. Der 51-jährige Österreicher ist in Innsbruck geboren und hat damit quasi die Liebe zu den Bergen in die Wiege gelegt bekommen. Als er neun Jahre alt war, machte er seine erste Weitwanderung, vier Tage durch das Karwendelgebirge.

Viele Jahre später, nach einem Geografie-Studium in Innsbruck und der Arbeit als Radreiseführer für Kulturreisen sowie Tätigkeiten bei Tourismusverbänden, hat Pawlata 2008 begonnen, nach Weitwanderwegen Ausschau zu halten, die sich für jedermann eignen. 2013 ging er zunächst mit verschiedenen Tourismusverbänden ins Gespräch für seine konzipierte Strecke von Tegernsee nach Sterzing. Nun steht auch die Route von Oberstdorf in den Vinschgau.

Weitwandern ist beliebt, spätestens seit Corona

„Mit der Vier-Länder-Alpenüberquerung haben wir eine Strecke gefunden, die die schönsten Kulturlandschaften der Alpen mit bequem begehbaren Bergwegen verbindet“, sagt Pawlata. Sie bietet eine Alternative zu anderen Routen, wie zum Beispiel dem Europäischen Fernwanderweg E5, der von Oberstdorf nach Meran über die Alpen führt. Tausende Menschen laufen diesen jährlich. „Seit Corona ist viel los in den Alpen“, sagt Pawlata. Der E5 sei konditionell jedoch sehr anspruchsvoll. Außerdem seien Berghütten am Weg teils überfüllt. Pawlatas Route stellt das Naturerlebnis sowie Genuss und Komfort in den Vordergrund. Dazu sollen Übernachtungen in Hotels in den Etappenorten sorgen. Ebenso wie der tägliche Gepäcktransport und der Rücktransfer zum Startpunkt in Oberstdorf.

Tour und Buchung

  • Die Etappen im Überblick : Etappe 1 (12 Kilometer): Start im Allgäu übers Kleinwalsertal zurück an den südlichsten Punkt Deutschlands bis nach Lech am Arlberg in Österreich, Etappe 2 (13,5 Kilometer): Von Lech übers Zugertal vorbei am Spullersee ins Klostertal, Etappe 3 (7,5 Kilometer): Vom Klostertal ins Montafoner Silbertal, Etappe 4 (11,5 Kilometer): Vom Montafon übers Schlappiner Joch in den bekannten Schweizer Wintersportort Klosters, Etappe 5 (10 bis 15 Kilometer): Von Klosters über mittlere Höhen durch rätoromanische Dörfer über Wiesen und Wälder nach Scuol, Etappe 6 (14 Kilometer): Von Scuol über den Ort S-Charl und die Landesgrenze nach Italien auf 2.300 Metern Höhe bis in den Südtiroler Vinschgau nach Taufers.
  • Geführte Wanderungen, Übernachtungen, Gepäcktransport und Transfer: Geführte Tour, Übernachtungen in Hotels in den Etappenorten, täglicher Gepäcktransport und Rücktransfer zum Ausgangsort Oberstdorf sind im Komplettpaket für rund 1500 Euro pro Person buchbar. Die Alpenüberquerung ist auch ohne geführte Touren buchbar, der Gepäcktransport ist immer dabei.

  • Alpenüberquerungen sind generell wegen der Wetterbedingungen möglich von Juni bis September .
  • Die Buchung für die Vier-Länder-Alpenüberquerung, die 2026 startet, erfolgt ab Mitte Oktober 2025 über die Website www.diealpenueberquerung.com.

Entlang der rund 70 Kilometer langen Gesamtstrecke, können Wanderer entdecken, wie unterschiedlich die Alpenregionen sind. Im Kleinwalsertal – einer österreichischen Enklave, die mit dem Auto nur über Deutschland erreichbar ist – startet die Tour entlang einer großen Pflanzenvielfalt am Berg. Schlangenknöterich oder Silberdisteln lassen sich auch bei über 2000 Höhenmetern entdecken. Während der Beginn der Tour von einer Karstlandschaft geprägt ist, die sich überwiegend durch Kalkgesteine bildet, geht es spätestens im Engadin im schweizerischen Kanton Graubünden vorbei an kristallinem Gestein. Zwischendrin führt der Weg aber noch durch das Klostertal, das seit Jahrhunderten Durchgangsstation auf dem Weg zum Montafon ist. Von dort aus weiter verbindet das Schlappiner Joch auf 2201 Metern das österreichische Bundesland Vorarlberg und den schweizerischen Kanton Graubünden.

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Rätoromanische Bergsteigerdörfer erzählen von längst vergangenen Zeiten

Dort angekommen üben die rätoromanischen Bergsteigerdörfer wie Ardez oder Guarda einen besonderen Charme aus. Guarda mit seinen rund 180 Bewohnern besticht durch seine mit Sgraffiti – eine alte Kratztechnik aus Italien – und Malereien verzierten Häuser und liegt idyllisch gelegen am Sonnenhang. Anders als andere Dörfer im Unterengadin wurde Guarda von größeren Bränden verschont, wie die Tourismusorganisation Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair informiert. Gut erhalten, erzählen die Häuser, deren Substanz aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammt, und die Kunsthandwerkstätten, Schreinereien und eine Schmiede beherbergen, von einer Ursprünglichkeit, die wenige wohl heute noch so erleben.

Wanderführer Georg Pawlata markiert ein Wegeschild im Unterengandin mit einem "Ü" für Überquerung. © Anna-Lena Stauder

Rätoromanisch ist eine der vier offiziellen Landessprachen in der Schweiz, wird aber laut des schweizerischen Bundesamts für Statistik nur noch von 0,5 Prozent der Bevölkerung gesprochen (Stand 2023). Die Sprache stammt aus der Zeit, als die Römer 15 vor Christus das heutige Graubünden eroberten. Die von den Soldaten und Siedlern gesprochene Sprache vermischte sich mit der Mundart der Einheimischen.

Weiter auf der Route, aber noch immer im Engadin, besticht die Region rund um Scuol mit rund 20 Mineralwasserquellen. Auf der Gurlainabrücke in Scuol glitzert das türkisfarbene, fast karibisch anmutende Wasser des Inns. Die letzte Etappe der Tour führt in den Vinschgau. Von S-Charl, einem kleinen Schweizer Bergdorf auf 1800 Metern Höhe geht es über das Münstertal nach Taufers in Italien. Etwa zwei Drittel des u-förmig angelegten Tales liegt in der Schweiz, der Rest in Südtirol. Auf dem Weg ins Ziel nach sechs Etappen haben Wanderer immer den Gipfel des 3900-Meter-hohen Ortlers fest im Blick. Beim Betrachten können sie noch einmal Revue passieren lassen, welche atemberaubende Natur sie durchquert und wie viele verschiedene Regionen mit unterschiedlicher Geschichte sie kennengelernt haben. Und das, ohne dass Genuss und Komfort zu kurz gekommen wären.

Redaktion Redakteurin in der Onlineredaktion

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