Kultur

Natur trifft Kultur: Samuel Koch verbindet Weltliteratur und persönliche Texte

Ein Lyrikabend mit Schauspieler Samuel Koch und Livemusik mit dem Trio um die Jazzsaxofonistin Alexandra Lehmler bei der BuGa in Mannheim

Von 
Andreas Ahlemann
Lesedauer: 
Samuel Koch liest Gedichte von Rainer Maria Rilke sowie eigene Texte Im Wechselspiel mit der Musik eines Trios unter dem Titel "Du musst das Leben nicht verstehen" © Michael Ruffler

Mannheim. Gut, dass man die Open-Air-Lesung für zwei aufeinander folgende Abende geplant hatte. Denn was am ersten Termin wegen Unwetters abgesagt werden musste, findet am zweiten unter besten Bedingungen statt. So wird die zweite Lesung zur Premiere. Auf der diesjährigen Bundesgartenschau in Mannheim hat man neben den unterschiedlichsten Gartenanlagen auch viel Wert auf ein breit gefächertes Bühnenprogramm gelegt, das neben Musical-, Schlager-, Pop- und Orchestermusik auch einen für Lyrikfreunde attraktiven Leseabend umfasst.

Thematisch passend

Mit dem vor 13 Jahren bei einer „Wetten Dass? -Sendung verunglückten und heute zum Ensemble des Mannheimer Nationaltheaters gehörenden Schauspieler und Autor Samuel Koch und einem Trio um die Saxofonistin Alexandra Lehmler, gestaltet man einen Abend, der sowohl dem Ambiente wie der Pflanzen-Thematik auf ansprechende und etwas entrückte Weise gerecht wird. Neben eigenen Texten, die seine Lesung am Anfang („Ein Traum“) und zur Zugabe umrahmen, trägt Koch ausgewählte Gedichte des 1875 in Prag geborenen Rainer Maria Rilke vor und achtet stets darauf, dass seine Sprechpausen jedem Wort Bedeutung verleihen. Obwohl einige Titel wie „Die Frucht“, „Wilder Rosenbusch“ „Der Apfelgarten“ (1908) oder „Der Ölbaumgarten“ (1906) u. a. zu einer Gartenschau passen, ist es doch die mystische, manchmal schwermütige Introvertiertheit, die Kochs hervorragende Interpretation unterstreicht.

Passgenaue musikalische Impressionen

Gerade so, als wollte die Musik die Nachdenklichkeit von Rilkes Lyrik nicht nur begleiten, sondern regelrecht intensivieren, spielt das Trio um die Jazz-Saxofonistin Alexandra Lehmler mit Komponist und Keyboarder Apollonio Maiello und dem Gitarristen und Soundtüftler Alex Gunia. Obwohl so unterschiedliche Medien wie Musik und Text zwar oft zusammen präsentiert werden, unterstützen sie einander leider nicht immer. Für den Lyrikabend der BuGa allerdings hat man auf die stimmungsgerechte Komplementarität beider Kunstformen viel Wert gelegt. Mit Erfolg. Kaum ist eine musikalische Überleitung beendet, erwartet der Zuhörer schon neugierig den nächsten Text und umgekehrt.

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Auf diese Weise entsteht eine Art Symbiose von Wort und Klang, und wer die Augen schließt, entdeckt in der eigenen Fantasie auch noch Bilder, die ein drittes Element hinzufügen. Mehr als diese multimedialen Impressionen kann man von einem Leseabend kaum erwarten. So erscheint diese Vorstellung wie aus einem Guss. Rilkes Poem „Du musst das Leben nicht verstehen“, ergänzt Koch mit einem eigenen, eindringlichen Appell an die Geduld „Leben Sie jetzt die Fragen!“ und in Ergänzung möchte man hinzufügen: Die Antworten erfährt man viel später.

Nach dem gelungenen Leseabend lockt die BuGa unter anderem mit „Pop-Roulette“ Livemusik in den Gondeln am 31.8., der irischen Sängerin Wallis Bird am 7.9., Sprechgesang mit dem Mannheimer Musiker „Chaoze One“ und dem Abschluss-Event am 8.10. mit dem Biologen und Techno-Künstler Dominik Eulenberg auf der Hauptbühne ihre Besucher in den Spinelli Park.

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