Comedy Cup

Kuriose Kunstfiguren beim Comedy Cup im Mannheimer Capitol

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Von links: René Kaspar (Sieger Newcomer), Johnny Armstrong (Sieger Professionals), Andreas Kirsch (Förderpreis Nachwuchscup). © cap

Mannheim. Mannheim genießt nicht nur als Musikstadt einen hervorragenden Ruf. Auch im Bereich Komik kann es die Quadratestadt es mit anderen Metropolen der Region locker aufnehmen. So ist nicht zuletzt auch der Comedy Cup ein Wettbewerb, der weit über die Stadtgrenzen bekannt ist. Immerhin hat der Wettbewerb seit 2013 schon so manches Talent hervorgebracht. Nachdem Corona dem Event in den vergangenen zwei Jahren eine Zwangspause auferlegte, war am Samstag bei der achten Auflage Humor Trumpf.  Die Finalisten zielten im Capitol mit viel Witz und Originalität auf die Lachmuskeln der knapp 600 Zuschauern. Passun, Sieger des 7. Mannheimer Comedy Cups im Jahr 2019, unterhielt das Publikum mit einem kritischen Blick auf die heutige Gesellschaft.

Den besten von sechs Newcomern kürte eine  Jury, bestehend aus Roland Junghans, dem Initiator des Comedy Cups, dem Mannheimer Comedian Jens Wienand, Gregor Spachmann, Mitgründer der Comedyschule Mannheim, Anna Krämer von den „Schönen Mannheims“ sowie Sven Sachs von Radio Regenbogen. Jens Schneider, „Morgenshow“-Moderator bei Radio Regenbogen, führte mit Schwung und Esprit durch den Abend.

Von links: Jurymitglieder. Gregor Spachmann, Anna Krämer und Roland Junghans, René Kaspar (Sieger Newcomer), Johnny Armstrong (Sieger Professionals), Andreas Kirsch (Förderpreis Nachwuchscup), Jurymitglieder Jens Wienand und Sven Sachs © Tanja Capuana-Parisi

Mit scheuem Blick blinzelt Andreas Kirsch in die Runde. „Hallo, ich bin Andreas. Ich bin ein bisschen schüchtern“, sagt er und fügt süffisant hinzu: „Aber in meiner Fantasie seid Ihr alle schon nackt.“ Komiker sei der Lampertheimer nur geworden, weil er für diesen Beruf kein Vorstellungsgespräch über sich ergehen lassen musste. Er habe mal eine „Alexa“ gehabt allerdings nicht den Mut, sie anzusprechen. Schließlich hat der Mann, für den nicht nur das Schülerleben samt Referaten ein Spießrutenlauf waren, ein passendes Medikament gegen Schüchternheit gefunden. „In den meisten ist über 70 Prozent Alkohol drin.“

Bea Herzog dagegen ist geballtes Selbstbewusstsein. Die Psychotherapeutin aus Mainz genießt es, Leute zu analysieren. Keinen Spaß versteht die taffe Frau jedoch, wenn Heilpraktikerinnen sich als ihre Kolleginnen betrachten. Diese müssten dem Gesundheitsamt lediglich 20 Fragen beantworten, bevor sie eine eigene Praxis eröffnen dürfen, lästert sie „Sie sind wie das Lupinengeschnetzelte in der veganen Küche. Klingt gut, schmeckt aber scheiße.“

Marko Mijatovic befindet sich häufig in dem Dilemma, wenn seine sarkastischen Sprüche für bare Münze genommen werden. Und er aus der Nummer nicht mehr rauskommt. Da mutiert der junge Mann schon mal zum Erben einen Alufolien-Imperiums.

Clevere Gags mit viel Humor

Hinter dem Künstlernamen Emmvee Comedy verbirgt sich ein 33-Jähriger mit dem klangvollen Namen Mariano Vivenzio. „Viele haben Angst vor mir“, erklärt der stark tätowierte Italiener, der laut eigener Aussage häufig für einen Drogendealer gehalten wird. Dabei hat er eine Vorliebe für Telenovelas. „Ich schaue sie immer, außer wenn Fußball läuft. Dann braucht meine Frau den Fernseher.“

René Kaspar ist vor fünf Monaten Vater geworden -   dabei hat er es nicht so mit Kindern. Das Publikum bezeichnet er nach einem gelungenen Flachwitz als „leicht zu beeindrucken“. „Wenn euch das gefallen hat, dann werden euch die nächsten fünf Minuten die Schuhe ausziehen“, kündigt er an. Genüsslich erzählt er von seinem Geschenk an seine Herzensdame: Eine Dampfbügelstation, bezahlt von ihrem Geld. Dabei schätzt er eigentlich starke Frauen, wie etwa die „Bachelorette“. Platituden wie „Lebe dein Leben“ dagegen findet Kaspar sinnbefreit.

Nusret Sipkar sitzt im Rollstuhl: Sein Handycap nutzt der Komiker aus Detmold allerdings nicht zum Mitleid erheischen, sondern, um absurde Begegnungen mit seinen Mitmenschen auf humoristische Weise darzustellen. Etwa im Flugzeug, als die Stewardess ihm eine Speisekarte in Blindenschrift präsentiert.  

Die vier professionellen Komiker standen den Besuchern zur Wahl. Tobi Freudenthal sinniert über seltsame Alltagsphänomene, die ihn nerven. Etwa, wenn man Wörter falsch ausspricht oder schnarcht. Und, obwohl er Smalltalk hasst, beginnt er ihn regelmäßig. Katharina Hoffmann wirkt in ihrem Glitzerkleid zwar auf den ersten Blick glamourös, kann sich aber im Handumdrehen in eine wilde Furie verwandeln, die auf der Bühne wutentbrannt Kartons zerreißt. Dabei karikiert die Berlinerin lediglich den Mythos, dass die Gebärmutter Auslöser von Hysterie sein soll.

Sieger zeigt derben Humor

Der ehemalige Walddorfschüler Emir Puyan Taghikhani hat eine sonore Stimme, der man gern zuhört, wenn er sich selbst auf die Schippe nimmt. „Ich habe versucht, meinen Namen zu tanzen. So entstand Breakdance.“ Er ist zudem promovierter Lebensmittelchemiker – und wird aufgrund seines Doktortitels von seinen Freunden häufig um medizinischen Rat gebeten. Mit Glatze und Rauschebart sieht Johnny Armstrong wie ein echter Haudegen aus. Ebenso derb ist auch sein Humor. Mit messerscharfem Verstand platziert er seine Gags so pointiert, dass diese nur um Haaresbreite nicht unter die Gürtellinie gehen. Obwohl Themen wie Sex bei ihm ganz weit oben stehen. Mit dieser Attitüde gelingt es dem Engländer, der 2014 als Newcomer beim Comedy Cup am Start war, wohlverdient als Sieger unter den Profis hervorzugehen.  Bester Nachwuchskünstler ist René Kaspar während Andreas Kirsch den Nachwuchscup-Förderpreis vom Club Aldiana erhält. Tosender Beifall belohnt alle Protagonisten für die  kurzweiligen Darbietungen.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen