Heidelberg. Als „ländlichschönste“ Stadt rühmte Friedrich Hölderlin in einer Ode Heidelberg. Dass der Ort indes nicht nur hinsichtlich der Lage, bestenfalls vom Philosophenweg aus oder von Neckar aufwärts kommend betrachtet, viel zu bieten hat, macht der Dichter gleichfalls klar. Die alte Brücke erwähnt sein Gedicht ebenso wie die „fröhlichen Gassen“ oder die „schicksalskundige Burg“. Das Gedicht heißt wie die Stadt, was anzeigt, dass hier das eine und andere zur Deckung kommen soll. Im einen wie im anderen Fall kommt es auf die Lage zwischen Hügeln im Flusstal ebenso an wie auf die Bauwerke.
In traditionsreicher Reihe
Heidelberg lässt sich eben mit besten Gründen als Kulturort begreifen. Wenn der Journalist Matthias Roth seinen im Reclam Verlag erschienenen Städteführer mit dem Untertitel „Architektur und Kunst“ versieht, geschieht das also mit besten Gründen. Im Format der gelben Universalbibliothek gedruckt, passt der Band in die vielzitierte Westentasche. Die teils historischen Farbabbildungen sowie die insgesamt geschmackvolle Aufmachung markieren indes einen merklichen Unterschied zur traditionsreichen gelben Reihe, wie man sie kennt. Kunst und Kultur sind auch bei den einleitenden Daten zur Stadtgeschichte besonders berücksichtigt: Augenzwinkernd beginnen sie „ca. 600 000 v. Chr.“, als der Homo heidelbergensis die Gegend bewohnte. Natürlich ist die Gründung der Universität im Jahr 1386 erwähnt, deretwegen die Stadt bis heute auch weltweit als Ort der Wissenschaft bekannt ist.
Hegels Philosophieprofessur ist annotiert, die Romantiker, der Aufenthalt Stefan Georges und die Rückkehr Hilde Domins aus dem Exil. Am Ende steht die Aufnahme ins Unesco-Netzwerk „Cities of Literatur“ 2014 und fünf Jahre darauf die Verleihung des Deutschen Buchpreises an den in Heidelberg aufgewachsenen Sasa Stanisic, der in seinem autobiografischen Roman „Herkunft“ eben auch die Heidelberger Zeit behandelt. Dass Ereignisse wie die Einweihung des neuen Hauptbahnhofs und der Beginn der Altstadtsanierung Erwähnung finden, ist selbstverständlich. Ansonsten werden wissenswerte Details zur Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten in Kapiteln zu den Stadtvierteln vermittelt, übersichtlich und sachkundig. Auf knapp 200 Seiten Umfang finden sogar „Ausgewählte Ziele im Umland“ noch Platz. Mehr lässt sich kaum erwarten, erst recht nicht für günstige 12,80 Euro, die dieses ansehnliche Büchlein kostet.
„Heidelberg - Architektur und Kunst“. Reclam. 192 S., 12,80 Eu.
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