Mundstuhl - Konkurrenz um Shrimps

Comedy-Duo Mundstuhl zu Gast im Mannheimer Capitol

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Am Freitagabend traten Mundstuhl mit ihrem Programm "Flamongos" im Capitol auf. © Tanja Capuana-Parisi

Mannheim. Von politischer Korrektheit sind Mundstuhl ungefähr so weit entfernt wie Fast Food von Sterneküche. Ein Fakt, den die Fans des Comedy-Duos wohl nicht stören, sondern sogar freuen dürfte. Mit ihrem neuen Programm „Flamongos“ sind die Hessen am Freitagabend im Capitol gastiert. Dabei haben sie rund zwei Stunden lang die Lachmuskeln der 372 Zuschauer auf äußerste strapaziert.

Bereits in den ersten Minuten sorgen Ande Werner und Lars Niedereichholz für einen unvergesslichen Auftritt – und zeigen ihre uneitle Seite. Die beiden Männer haben sich, passend zum Namen ihrer Show, in wenig vorteilhafte, pinkfarbene Flamingo-Kostüme geworfen. Dabei werfen sich die beiden verbale Spitzen wie Bälle zu, bei denen kein Auge trocken bleibt. Pointiert, prollig und derb geht es zu. Scherze unterhalb der Gürtellinie gehören zum Standard, außerdem bekommt so ziemlich jeder sein Fett weg.

Wiedersehen mit alten Bekannten "Sandy" und "Peggy"

Doch gerade das macht Mundstuhl sympathisch. Da schildern sie den Zuschauern von ihrem Techniker, der sich im Skifahren einen Darmriss zugezogen hat, während seine Vertretung sich in Corona-Quarantäne befindet – und man deshalb auf den Techniker des Capitols zurückgreifen müsse. Die Herren diskutieren indiskret über sexuelle Vorlieben, Disneyland und warum laut Niedereichholz Engländer und Schotten die gleichen „Inselaffen“ seien, die sich betrinken und schnell einen Sonnenbrand bekommen. Niedereichholz gesteht, dass er Navigationsgeräte nicht mag. „Da esse ich lieber Schokolade.“ Stattdessen nutzt er am Steuer lieber eine Straßenkarte, um sich zu orientieren.

Überhaupt findet der 53-Jährige: „Früher war alles besser.“ Wenn nicht mindestens einer der Gäste wegen einer Alkoholvergiftung auf der Notaufnahme gelandet sei, habe es sich nicht um eine richtige Party gehandelt, sagt er. Heutzutage müsse man bei Partys die Schuhe ausziehen und esse Tofu-Salat mit Männern im Rollkragenpulli. In einem sind sich die Komiker jedoch einig: „Flamingos stehen den ganzen Tag auf einem Bein und fressen den Menschen die Schrimps weg.“

Bei der Show gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Als Sandy (Werner) und Peggy (Niedereichholz) bringt das Duo Klischees über die ehemalige DDR auf die Bühne. So handelt es sich bei den Freundinnen um alleinerziehende Arbeitslose Mitte 20 in Plauderlaune. Während Sandy erzählt, dass ihre 13-jährige Tochter gemobbt wird, freut sich Peggy, dass ihr fast zwölfjähriger Sohn Justin endlich eine Freundin hat. Chantal Luna Moon habe einen guten Einfluss auf ihren Jungen, berichtet sie stolz. „Er trinkt weniger Alkohol – nur noch an Tagen, die mit G enden und mittwochs.“

Ode an Mannheimer "Hardcore-Assi"-Fans

Als Dragan und Alder von der Gucci-Gang verwandeln sich die Hessen in die Proleten, die astreines Kanak Sprak beherrschen. Konflikte mit der Polizei sowie Untersuchungshaft sind bei ihnen an der Tagesordnung während die beiden als Sickroy und Fried eine bizarre Zaubershow-Parodie auf die Beine stellen. Als Grillschorsch stellt Werner ein wenig appetitliches Menu mit gegrillter Katze vor. Niedereichholz verwandelt sich in den Choleriker Andi im Tarnanzug, der sich über seine unfreiwillige Hochzeit mit seiner korpulenten Frau auslässt. „Nach drei Wochen war sie im dritten Monat schwanger.“

Pazifismus pur verbreiten Torben und Malte von der Band „No Pressure“. Die Rastafari-Friedensaktivisten geben sich als Tierfreunde. „Tiere sind voll süß“, schwärmt Werner. Sie widmen dem „Klabusterbär“, der vor allem im Intimbereich von heterosexuellen Singlemännern lebt,  ein Lied. Zum Abschluss unterhalten die Künstler aus dem Raum Frankfurt die Zuschauer mit einem Lied über El Lute, dem Werner jedoch nicht viel Authentizität bescheinigt und das Duo schließlich abbricht. Stattdessen bringen die Künstler mit Niedereichholz an der Gitarre die „Ode an die Fans“ als Zugabe auf die Bühne.

Eine Textzeile zum Kokain-Konsum begründet Ande mit dem Fakt, dass sie zu den „Hardcore-Assis nach Mannheim fahren“, sehr zur Freude der Besucher. Mit den Worten „Es hat uns viel Spaß gemacht“ verabschiedet sich das Zweier-Team unter tosendem Beifall.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen