Heimkino im August

Heimkino im August: Flotte Stunts und böser Humor

La Cinetek entführt Filmfans nach Paris, Prime Video nach Mittelerde. Andere Streaming-Anbieter setzen diesen Monat auf Superhelden, so wird etwa in "Batman: Caped Crusader" der dunkle Ritter animiert wiederbelebt

Von 
Gebhard Hölzl
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In „The Union“ wird der einfache Bauarbeiter Mike (Mark Wahlberg) von seiner Jugendfreundin Roxanne (Halle Berry) für eine Geheimdienstmission angeworben. © Netflix

Ein Großereignis jagt das nächste. Kaum ist die Fußball-Europameisterschaft vorbei, stehen schon die Olympischen Sommerspiele an. Seit dem 26. Juli ist die französische Hauptstadt der Nabel der Sportwelt. Dazu passt, dass La Cinetek, die Cinemathek der Cineasten, 15 Filme ins Programm genommen hat, in denen einige der großen französischen Regisseurinnen und Regisseure ihre Stadt zum Hauptdarsteller gemacht haben. Der künstlerische Bogen ist weit gespannt: Eine vielschichtige Filmfantasie auf der Grenze zwischen Schein und Wirklichkeit ist Jacques Rivettes „Paris gehört uns“, ins Moulin Rouge entführt Jean Renoirs „French Cancan“ und für den Alltag ihrer von Corinne Marchand wunderbar verkörperten Titelheldin interessiert sich Agnès Varda in „Cleo – Mittwoch zwischen 5 und 7“. Highlights der Reihe sind Jean-Luc Godards „Außer Atem“, François Truffauts „Die letzte Metro“ sowie Claude Pinoteaus Teenager-Romanze „La Boum – Die Fete“.

Filmkunst ist wie gewohnt bei MUBI angesagt. Zu sehen ist unter anderem Ryusuke Hamaguchis „Evil Does Not Exist“ (ab 19. August). Das japanische Drama handelt von einen Familienvater, dessen beschauliches Dasein empfindlich gestört wird, als er erfährt, dass nahe bei seinem Haus ein Campingplatz entstehen soll. In der „Early Works“-Schiene kann man sich bei „Lady“, „Passages“, „Forty Shades of Blue“ sowie „The Delta“ ab dem 23. August einen guten Überblick über Stil und Arbeitsweise des wenig bekannten US-Filmemachers Ira Sachs verschaffen. Eine facettenreiche Auswahl an Filmen, die sich mit den Lebens- und Schaffensgeschichten realer und fiktiver Autoren auseinandersetzen, bietet die Sektion „Schriftsteller*Innen im Film“, die ab dem 1. August mit neuen Titeln fortgeführt wird. Ganz unterschiedliche Ansätze wählen Olivier Assayas bei „Zwischen den Zeilen“, Jim Jarmusch bei „Paterson“ und Dominik Graf bei „Fabian oder der Gang vor die Hunde“.

Wendungsreiches Skript mit viel Action und Spaß

Als ausgewogene Mischung aus Action und Spaß funktioniert „The Instigators“ (ab 9. August auf Apple TV+). Rory (Matt Damon) und Cobby (Casey Affleck) sind Partner wider Willen. Der eine Vater mit Sorgerechtsproblemen, der andere Ex-Häftling. Gemeinsam wollen sie die veruntreuten Gelder eines korrupten Bürgermeisters rauben. Doch der Coup geht schief und sie müssen vor der Polizei und rachsüchtigen Gangstern fliehen. Von der Situation überfordert überreden sie Rorys Therapeutin (Hong Chau), sich ihnen anzuschließen. Sie soll den beiden helfen, ihre Differenzen beizulegen und der Verhaftung zu entgehen. Doug Liman („Die Bourne Identität“) zeichnet für die flotte Inszenierung verantwortlich, dass wendungsreiche Skript stammt von Affleck und Chuck MacLean.

Böser Humor ist bei „Carl Hiaasen’s Bad Monkey”, der neuen Comedyserie von Apple TV+ (ab 14. August) Trumpf. Der Zehnteiler basiert auf dem „New York Times“-Bestseller und folgt Andrew Yancy (Vince Vaughn), der von der Polizei in Miami entlassen wurde und nun als Gesundheitsinspektor auf den Florida Keys arbeitet. Als Touristen einen menschlichen Arm aus dem Wasser fischen, vermutet er einen Mordfall und erkennt seine Chance sich zu rehabilitieren. Bei seinen Ermittlungen bekommt er es mit einem bösen Affen zu tun.

Von vielen Nummer-eins-Hits und einem Doppelleben

Musikfans loggen sich bei Disney+ ein. Am 23. August startet „Mrs. Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“, im Original treffender „The Supremes at Earl’s All-You-Can-Eat“ betitelt. In der Adaption des Romans von Edward Kelsey Moore geht es um die legendäre Girlgroup, die zwischen 1964 und 1969 zwölf Nummer-eins-Hits in den USA landete. Über die Jahrzehnte trotzen die Freundinnen Odette (Aunjanue Ellis-Taylor), Barbara Jean (Sanaa Lathan) und Clarice (Uzo Aduba) gemeinsam den Stürmen des Lebens.

Prime Video ist wieder einmal in Mittelerde unterwegs. Die zweite Staffel des Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ ist ab dem 29. August abrufbar. „Dreckiger und härter“ als der Vorgänger soll laut Amazon-Aussendung die Bearbeitung des ewigen Klassikers von J.R.R. Tolkien sein, die Story fußt primär auf Material aus den Anhängen des Romans „Der Herr der Ringe“. Ein weiterer Bildschirmrückkehrer ist der berühmte, 1939 von Bob Kane und Bill Finger erdachte Fledermausmann, als Comic-, TV-und Leinwandheld „Batman“ alias Philanthrop Bruce Wayne längst Kult. Passend zur Vorlage wird er in „Batman: Caped Crusader“ (ab 1. August auf Amazon Prime) animiert wiederbelebt. Wem der Sinn dann weiterhin nach Superhelden steht, kann sich beim selben Anbieter alle acht Staffeln von „Arrow“ (ab 2. August) – hier führt der Protagonist als Milliardär und Verbrechensbekämpfer ebenfalls ein Doppelleben – zu Gemüte führen.

Hemdsärmelig schreitet Bauarbeiter Mike – trefflich besetzt mit „Marky“ Mark Wahlberg – in „The Union“ (ab 16. August, Netflix) zur Tat, als er sich plötzlich inmitten einer Welt von Spionen und Superagenten wiederfindet. Schuld daran trägt Roxanne (Halle Berry), seine alte High-School-Flamme, die ihn zu einer hochbrisanten US-Geheimdienstmission überredet. TV-Routinier Jullian Farino („Entourage“) hat bei der Thriller-Komödie Regie geführt, in Nebenrollen glänzen der unverwechselbare J.K. Simmons („Whiplash) und Jackie Earle Haley („Little Children“).

Was alles so passieren kann, wenn man sich von seinen Gefühlen leiten lässt, führt auch Lily Collins vor Augen. In der vierten Staffel von „Emily in Paris“(ab 15. August), wo ihr Herz gleich für zwei Männer schlägt. Endzeit statt Chic bekommen alle „Terminator“-Adepten geboten. Am 29. August startet auf Netflix endlich das bereits vor zwei Jahren angekündigte Animé „Terminator Zero“, in dem wenige menschliche Überlebende mit einer gigantischen Maschinen-Armee gewohnt spektakulär einen erbitterten Krieg austragen.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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