Nach dem Spiel ist vor dem Spiel … so eine Fußballerweisheit. Durchaus als Trost kann sie interpretiert werden, nach einer verkorksten Saison oder dem Ausscheiden aus einem Turnier. So wie es jüngst der deutschen Nationalmannschaft ergangen ist. Aber das kann jedem passieren. Um wieder in die Erfolgsspur zu finden, erweist sich ein Trainerwechsel oft als hilfreich. Fingerspitzengefühl vorausgesetzt.
Selbiges beweist Rebecca Welton (Hannah Waddigton), ihres Zeichens Besitzerin des AFC Richmond, ein englischer Verein, der sich im Mittelfeld der Premier League bewegt. Sie engagiert den Amerikaner Ted Lasso (Jason Sudeikis), einen unauffälligen Football-Coach, der sich mit Fußball nicht auskennt und noch nie ein Profiteam geleitet hat. Eine Fehlinvestition? Mitnichten. Denn der millionenschweren Dame steht der Sinn gar nicht nach Sieg. Sie will den Club ihres untreuen Ex-Gatten ruinieren, ihn in den Abstieg und in die Pleite treiben. Zum Ärger der Fans und der Presse, die nichts von ihren Plänen ahnen. Aber sie hat nicht mit dem Engagement ihres Neu-Einkaufs gerechnet …
Die Tücken des Internets
Ein Culture-Clash-Spaß, von Sudeikis entwickelt, der für seine Titelrolle mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Im Zentrum der braven, politisch weitgehend korrekten Show stehen die Ereignisse, die sich außerhalb des Spielfelds zutragen. Es geht um unterschiedliche Wertewelten, um Tee- und Kaffeetrinker, um die Tücken des Linksverkehrs und den Platzwart Nathan (Nick Mohammed), der mehr von Taktik versteht als die hoch bezahlten Dribbel-Diven auf dem Platz. „Ted Lasso“, die zweite Staffel startet am 23. Juli auf Apple TV+, gefällt als launiges, hintersinniges Jonglieren mit Klischees, im Subtext werden US-Tugenden beschworen.
Comedy ist auch bei „How to Sell Drugs Online (Fast)“ angesagt. Um das Coming-of-Age des gebeutelten Moritz (Maximilian Mundt) dreht sich diese deutsche Netflix-Serie (ab 27. Juli). Mit seinem Kumpel Lenny (Danilo Kameridis) hat er Europas größten Online-Drogenversand gründet, um seine Ex-Freundin Lisa (Lena Klenke) zurückzugewinnen. Was Rivalen auf den Plan ruft, darunter seinen Nachfolger in Liebesdingen, den smarten Dan (Damian Hardung), und den lokalen Dealer „Buba“, den Bjarne Mädel zum Leben erweckt. Derweilen versucht Moritz’ Papa Jens (Roland Riebeling) dem örtlichen Ecstasy-Handel Einhalt zu gebieten …
„Nerd today, Boss tomorrow“, lautet das Motto dieser Netznabelschau, die vom Internet, seinen Tücken und Möglichkeiten erzählt. Spielereien wie eingeblendeten Chats oder blitzschnellen Montagen fallen eine gewichtige Rolle zu, Moritz fungiert als Off-Erzähler, ironisch berichtet er, dass selbst Netflix Interesse an seiner Story bekundet hat. Zeitgeistunterhaltung für die Generation Z, turbulent, tollpatschig und trefflich. Dazu viel (unbequeme) Wahrheit clever verpackt.
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