Die psychologischen Kriminalromane von Patricia Highsmith (1921 - 1995) haben über die Jahre Dutzenden von Regisseuren als Vorlage gedient. Gleich ihr erstes Buch „Der Fremde im Zug“ “ (auf Prime Video, freenet Video etc.) hat Alfred Hitchcock 1951 als packenden Film Noir adaptiert. Der Autorenfilmer und „Lindenstraßen“-Erfinder Hans W. Geißendörfer hat sich an „Die gläserne Zelle“ (auf alleskino) und „Ediths Tagebuch“ (auf DVD) gewagt, Claude Chabrol und Jamie Thraves haben „Der Schrei der Eule“ (auf DVD bzw. Blu-ray) verfilmt, Adrian Lyne sich am Erotik-Thriller „Tiefe Wasser“ (auf Prime Video) versucht.
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Der absolute Liebling der Filmemacher ist jedoch Highsmiths Antiheld Tom Ripley. Erinnert sei nur an Réne Cléments „Nur die Sonne war Zeuge“ (auf Apple TV, ARTHAUS+ etc.) mit Alain Delon nach „Der talentierte Mr. Ripley“, Wim Wenders „Der amerikanische Freund“ (auf maxdome, LaCinetek etc.) mit Dennis Hopper nach „Ripley’s Game“ oder Roger Spottiswoodes „Ripley Under Ground“ (auf DVD) mit Barry Pepper. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Streamingdienst des charismatischen Kriminellen - von Matt Damon in Anthony Minghellas „Der talentierte Mr. Ripley“ (auf Prime Video, WOW etc.) kongenial verkörpert - annehmen würde. Auf Netflix (ab 4. April) treibt er als „Ripley“ in Person von Andrew Scott („All of Us Strangers“) sein Unwesen. Im New York der frühen 1960er-Jahre schlägt er sich mit Gelegenheitsarbeiten und kleinen Betrügereien durch. Als er den Auftrag übernimmt, Millionärssohn Dickie (Johnny Flynn) aus Italien zur Rückkehr nach Hause zu bewegen, ist dies der erste Schritt in ein Leben voller Täuschung, Betrug und Mord.
Facettenreiche Dokumentation über Modeschöpfer John Galliano
Gleich neun Mal ist „Sterben“ (ab 25. April im Kino) für den Deutschen Filmpreis nominiert, inszeniert von Matthias Glasner, der auf der Berlinale für sein Drehbuch mit einem Silbernen Bären belohnt wurde. Sechs Nominierungen konnte Timm Krögers ungewöhnlicher Neo-Noir „Die Theorie von Allem“ (ab 2. Mai auf DVD und VoD) auf sich vereinen, fünf Adrian Goigingers Historiendrama „Der Fuchs“ (auf Sky Store, VIDEOBUSTER etc.), vier Kilian Riedhofs Porträt „Stella. Ein Leben“ (auf Prime Video und DVD) über eine Jüdin - überzeugend angelegt von Paula Beer -, die mit dem NS-Regime kooperiert, sowie Simon Verhoevens Milli-Vanilli-Porträt „Girl You Know It’s True“ (ab 3. Mai auf Prime Video, DVD & Blu-ray). In jeweils drei Sektionen dürfen sich Hans Steinbichlers stimmige Robert-Seethaler-Umsetzung „Ein ganzes Leben“, Ayse Polats Mystery-Thriller „Im toten Winkel“ und Chris Kraus‘ „15 Jahre“ - mit Hannah Herzsprung als Favoritin in Sachen „Beste weibliche Hauptrolle“ -, eine Fortführung von „Vier Minuten“ (auf freevee, Netflix etc.), Hoffnungen auf eine der begehrten Lolas machen.
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Die festliche Garderobe zur Verleihung könnten - gegen einen entsprechend hohen Preis - die Nominierten beim britischen Modeschöpfer John Galliano ordern. Dieser kleidete fast 15 Jahre lang bei Givenchy und Dior die Schönen und Reichen der Welt - von Naomi Campbell bis Kate Moss, von Penélope Cruz bis Charlize Theron - ein und gilt als einer der erfolgreichsten Modedesigner der 1990er- und 2000er-Jahre. Seine Karriere fand ein jähes Ende, als er 2011 dabei gefilmt wurde, wie er vor einem Pariser Café Anwesende antisemitisch und rassistisch beleidigte. In der facettenreichen Dokumentation „High & Low - John Galliano“ (ab 26. April auf MUBI) zeichnet Oscar-Preisträger Kevin Macdonald („Ein Tag im September“) dessen Karriere vom Modestudenten am Central Saint Martins College bis zum Kreativdirektor einiger der größten Modehäuser der Welt nach, beleuchtet dabei seine Widersprüche sowie den Kampf mit der Sucht und dem Druck der Branche.
Eher salopp gewandet zeigt sich - außer auf Galas mit strenger Kleiderordnung - der rauf- und trinklustige irische Publikumsliebling Colin Farrell („The Banshees of Inisherin“) gerne. Als Privatermittler „John Sugar“ (ab 5. April auf Apple TV+) geht er dem mysteriösen Verschwinden von Olivia (Sydney Chandler), Enkelin des legendären Hollywood-Produzenten Jonathan Siegel (James Cromwell), nach. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf zahlreiche Familiengeheimnisse, dabei einige, die noch nicht lange zurückliegen, und andere, die längst begraben scheinen. Klassisch hemdsärmelige Detektiv-Unterhaltung in der Tradition von Dashiell Hammett, entwickelt von „I Am Legend“-Drehbuchautor Mark Protosevich.
Selten gezeigt: DEFA-Produktion „Coming out“ bei ARD Plus
Fans des Animationsfilms kommen bei „Wish“ (ab 3. April auf Disney+) auf ihre Kosten. Ins magische Königreich Rosas, das Reich der Wünsche, geht es. Im für den Golden Globe nominierten Abenteuer stellen sich Asha, ihre Ziege Valentino und Star, ein kleiner Stern mit grenzenloser Energie, einem furchterregenden Feind, dem mächtigen König Magnifico. Die Kabarettistin Hazel Brugger leiht der 17-jährigen Protagonistin ihre Stimme, die Musik stammt von Dave Metzger („Die Eiskönigin: Völlig unverfroren“), Helene Fischer singt den Abspannsong, die Regie haben Chris Buck und Fawn Veerasunthorn verantwortet.
Eine recht selten gezeigte DEFA-Produktion kann man ab dem 11. April bei ARD Plus abrufen: „Coming Out“. Der erste Film des DDR-Filmstudios mit homosexueller Thematik feierte am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls, Premiere, nachdem Regisseur Heiner Carow sieben Jahre darum gekämpft hatte, das Drama realisieren zu dürfen. Die einfühlsam erzählte Geschichte - nach dem Drehbuch von Wolfram Witt -, auf den 40. Internationalen Filmfestspielen Berlin 1990 mit einem Silbernen Bären für eine Besondere künstlerische Leistung bedacht, um die schwierige Selbstfindung eines jungen schwulen Lehrers (Matthias Freihof) lockte seinerzeit über eine Million Besucher in die Kinos.
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