Bauernbrot - Der verlockende Duft führt direkt ins Gasthaus "Zum Rebstock"

Odenwald pur

Von 
Thomas Tritsch
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Matthias Fleischmann mit Bauernbrot und einem Krug Äppelwoi.

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Fürth-Steinbach. Die Ortsstraße ist eine Sackgasse. Am Ende wartet die Gastwirtschaft "Zum Rebstock". Ihre Wurzeln reichen bis 1867 zurück. An der Speisekarte hat sich seit 30 Jahren nichts verändert.

Der Weg nach Fürth-Steinbach lohnt sich. Hier wird das Brot noch aus naturreinem Roggen und Sauerteig ohne weitere Zutaten gebacken. "Hätte ich Bäcker gelernt, wüsste ich die Tricks der Branche", lacht Inhaber Matthias Fleischmann. Weil er davon keine Ahnung hat, ist alles pur und ungeschönt. Das wunderbare Brot aus dem Steinbackofen, der aromatische Apfelwein von den Streuobstwiesen und die herzhafte Hausmacher-Wurst. Alles stammt aus eigener Herstellung. "Wir pflegen unsere Nische" sagt der Chef.

In fünfter Generation hält Fleischmann das Credo seiner Vorfahren am Leben: Ein überschaubares Angebot, das regionale Authentizität schnörkellos auf den Punkt bringt. Odenwald pur. Das Brotbacken hat der gelernte Feinmechaniker von seiner Oma gelernt. Den Sinn für das Bewahren von Traditionen hat er für sich selbst entdeckt. Der Kochkäs' ist eine Offenbarung und hat mit der sämigen Masse seiner Mitbewerber nichts am Hut. Gereifter Quark, Milch, Butter und Salz statt eingeschmolzenem Handkäse. Das schmeckt man. Auf einer knusprigen Scheibe Bauernbrot mit Zwiebeln - ein Gedicht.

Der Familienbetrieb ist eine langsam gewachsene Bauern- und Gastwirtschaft. 1974 wurde der Kuhstall zur geräumigen Gaststätte umgebaut. Der Vater von Matthias Fleischmann war ein begabter und ideenreicher Handwerker. Er hat die gesamten Holzarbeiten der urigen Gaststätte selbst gestaltet. Die Wände sind mit alten Gerätschaften dekoriert. Ein großes Fensterbild zeigt eine alte Trotte - das Original steht vor dem Haus auf der schattigen Terrasse, wo rustikale Holztische und Bänke zum genussreichen Verweilen verführen. In der kalten Jahreszeit seien die Plätze im schummrigen Kaminzimmer empfohlen. Wenn im Kamin das Feuer knackt und darüber der Kessel den Duft einer kräftigen Suppe verbreitet.

"Vun allem ebbes" ist eine gemischte Platte und die beste Visitenkarte der Gaststätte. Die Gäste kommen aus Mannheim, Frankfurt und Ludwigshafen bis nach Steinbach gefahren. Sackgasse hin oder her. Bis zu 60 Broten am Tag kommen aus dem Ofen. Das silberne Klingengeräusch der Schneidemaschine klingt in die urgemütliche Wirtsstube herüber. Auf massentaugliche Sättigungsbeilagen wie Pommes, Schnitzel und Einheits-Salate verzichtet man. Konservativ ist hier kein Schimpfwort, sondern Anspruch.

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