Klimaschutz fängt auf dem Teller an

Von 
Ihr Tristan Brandt
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Es gibt keine zweite Welt. Und damit auch kein zweites Zuhause, wohin wir umziehen können, wenn wir alle Ressourcen von diesem Planeten aufgebraucht haben. Nie wurde das so deutlich wie in 2021. Der Klimawandel schlägt mit voller Wucht zu und die Auswirkungen sind nicht „weit weg oder in einem anderen Land“ spürbar, sondern direkt vor unserer Haustür. Die Flutkatastrophe in Deutschland vom Juli hat es auf schmerzhafte Weise sichtbar gemacht. Ein Wegsehen ist schlichtweg nicht möglich. Und das ist auch gut so, denn wir alle müssen diesen eindringlichen Weckruf der Natur sehr ernst nehmen.

Ob Restaurants, Hotels, Zulieferer oder Winzer: Viele meiner Kolleginnen und Kollegen hat die Hochwasserkatastrophe schwer getroffen. Sie haben innerhalb weniger Stunden Familienangehörige, ihr Zuhause und ihre Existenz verloren. Ihre Heimat ist einfach nicht mehr da und vom Erdboden verschluckt. Und wenn wir unseren Blick weiter in die Welt richten, wüten Waldbrände, Wirbelstürme und weitere Naturkatastrophen. Und so wie es mir geht, geht es sicherlich auch vielen von Ihnen. Man weiß gar nicht mehr, wo man anfangen soll ...

Der Autor

Tristan Brandt war Deutschlands jüngster Zwei-Sterne-Koch. Der Küchenmeister ist Geschäfts-führer im Restaurant „959“ in Heidelberg und war vorher Geschäftsführer der „engelhorn Gastro GmbH“. Er ist Namensgeber eines Schweizer Restaurants.

In seiner monatlichen Kolumne, erzählt er von der Entwicklung neuer Gerichte und verrät Rezepte.

Anfangen etwas zu verändern? Am besten auf unseren Tellern!

Vorbilder für Gäste

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Wenn ich als Koch auf unsere Branche blicke, dann wurde viel zu lange das Thema „Nachhaltigkeit in der Gastronomie“ völlig ausgeblendet. Dabei müssen gerade wir Vorbilder für unsere Gäste sein und ihnen echte Alternativen bieten. Wo wir einkaufen, was wir essen und wie wir unsere Gerichte zubereiten, all dies beeinflusst unser Klima erheblich. Haben Sie beispielsweise gewusst, dass bis zu einem Fünftel aller Treibhausgasemissionen durch Produktion, Transport und Verarbeitung von Lebensmitteln entstehen (WWF 2012)? Weltweit sind es sogar bis zu 37 Prozent (IPCC 2019). Doch es gibt auch gute Nachrichten, denn rund 50 Prozent der Treibhausgasemissionen können durch richtige Ernährungsentscheidungen eingespart werden. Dies hat eine Untersuchung des Weltklimarats in 2019 ergeben.

Und genau daran möchte ich an dieser Stelle anknüpfen: Jeder von uns sollte damit beginnen, einen kleinen Beitrag für unseren Klimaschutz zu leisten, in dem er bereits auf seinem Teller damit anfängt. Im Netz finden sich dazu eine Vielzahl von Initiativen, die dabei unterstützen, klimafreundliche Gerichte zu kreieren. Eine davon ist „Klimateller“ (www.klimateller.de), eine App, die insbesondere Gastronomen dabei unterstützt, bis zu 50 Prozent der Emissionen zu reduzieren. Aber auch wir als Endverbraucher können klimafreundliche Teller kreieren. Eine weitere, spannende Webseite, die ich während der Recherche für diese Kolumne gefunden habe, heißt passenderweise „klimatarier.com“. Dort finden sich nicht nur Tipps, wie man schrittweise ein „Klimatarier“ werden kann, sondern auch jede Menge klimafreundliche Rezepte.

Auch ich werde mich als Koch und zuhause verstärkt mit dieser Thematik auseinandersetzen und mir noch intensiver die Frage stellen, wo ich die Lebensmittel beziehe oder ob es nicht doch für das ein oder andere exotische Produkt eine umweltverträglichere Alternative gibt. Und das können auch Sie tun: Entscheiden Sie sich beim Kauf für regionale und saisonale Produkte, kochen Sie möglichst frisch mit wenig verarbeiteten Produkten, achten Sie auch auf Lebensmittel, die möglichst umweltverträglich verpackt sind und legen Sie auch mal einen fleischlosen Tag ein.

Gehen Sie dabei schrittweise vor und fangen Sie an zu recherchieren, welch tolle Angebote oder Manufakturen sich in Ihrer Umgebung befinden. Sie werden erstaunt sein, welche Produktvielfalt Ihre Region zu bieten hat. Aller Anfang ist in diesem Falle nicht schwer, sondern höchst spannend!

PS: Ich freue mich über Ihre klimafreundlichen Gerichte unter kontakt@tristan-brandt.de und auch ich werde gerne meine Ideen dazu auf meiner Webseite (www.tristan-brandt.de) mit Ihnen teilen.

Mit klimafreundlichen Grüßen

Ihr Tristan Brandt

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