Seeheim. So entstehen Biografien: Christoph Massoth wollte eigentlich nur seine Wiese mähen. Und weil das auf dem großen Gelände von Hand ein ziemlicher Aufwand gewesen wäre, hat er sich zwei Schafe als natürliche Helfer angelacht. Das Gras war bald verschwunden. Mit den Tieren sah das anders aus.
In seinem anderen Leben ist Christoph Massoth Elektromechanikermeister. In Seeheim hat er einen Betrieb, der sehr erfolgreich Geräuschmodule für Modelleisenbahnen baut. Akustische Kulissen für realitätsnahe Miniaturwelten. Bei seinem Hobby ist er auf künstliche Geräusche nicht angewiesen. 15 Jahre nach dem ersten Mähen "mäht" es heute regelrecht im Chor: Der 54-Jährige ist Herr über 200 Schafe. Aus den Rhönschafen Anika und Dora, dem ursprünglichen Duo, ist eine Großfamilie geworden. Einige direkte Nachfahren sind noch in der Herde. Des Hirten ganzer Stolz.
In und um den östlichen Ortsteil Ober-Beerbach gibt es viele steile Grundstücke. Und viele Eigentümer, die die Schafe weiden lassen. Eine ideale Landschaft für den Schafhof Drachenhöhle, den Massoth und seine Frau Angela hier vor 13 Jahren gestartet haben. Der Flurname wurde einfach übernommen. Das eigene Gelände ist gut vier Hektar groß. Den Schafen stehen 30 Hektar zur Verfügung.
Im Sommer, wenn die Herde draußen ist, kann es schon mal vorkommen, sagt Massoth, dass er zwischen den Schafen übernachtet. "Ich bin keiner fürs Büro", sagt der Naturmensch mit emotionaler Beziehung zu den Tieren. Ganz wichtig, vor allem, wenn man Wert auf eine nachhaltige ökologische Landwirtschaft und einen wertschätzenden Umgang mit der Natur legt. Alle Tiere genießen den nötigen Freiraum und fressen keine industriell hergestellten oder manipulierten Futtermittel. Das ganze Jahr über finden sie saftige Wiesen - und im Winter, wenn der Schnee das Grün bedeckt, ist im Stall für eigenes Wiesen-Heu gesorgt. Das Obdach steht grundsätzlich offen. Die Schafe marschieren hinein und heraus, wie es ihnen gefällt.
Die Drachenhöhle ist Bioland-zertifiziert. Ganzjährige Weidehaltung ist Voraussetzung für gesundes Wachstum. Die große Pflanzenvielfalt zeigt sich in einem hochwertigen, mageren Fleisch. Künstliche Düngung ist tabu. Frisches Lammfleisch gibt es auf Bestellung. Gelegentlich wird auch Salami produziert. Massoth beliefert die Gastronomie und zwei Hofläden.
Regelmäßig kommen Kindergartengruppen und Schulklassen. Man kann eine Patenschaft übernehmen. Im September erklang das erste Rockkonzert im Stall. Mancher hat sich hier schon das Jawort gegeben. Christoph Massoth hat Ideen. tr
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/leben/geniessen_artikel,-restaurant-bars-und-essen-eigenwilliges-herdentier-_arid,530614.html