Sommerserie "Hiergeblieben!"

Biosphärenhaus in Fischbach: Natur mit allen Sinnen erleben

Von 
Tanja Capuana
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Wer auf dem Baumwipfelpfad wandelt, wird mit einer tollen Aussicht und dem Blick in sattes Grün belohnt. Für den Adrenalinkick sorgt die Riesenrutsche, die Kinder ab sechs Jahren und Junggebliebene begeistert. © cap

Mit ihren weiten Schwingen fliegt Hannah geschmeidig über das Publikum. Ein leichter Wind weht über die Reihen, wenn der edle Wüstenbussard schließlich zur punktgenauen Landung auf der behandschuhten Hand von Heiner Steffens ansetzt. Dort wartet schließlich ein Leckerbissen auf sie: Ein Eintagsküken. Mit trockenem norddeutschen Humor unterhält der Falkner die Zuschauer. Er warnt auch, dass bei dem heißen Wetter möglicherweise nicht alle Vögel Lust aufs Fliegen haben. Doch die Zuschauer haben Glück: Nicht nur Hannah, auch ihr jüngerer Kollege Henry präsentieren an diesem Nachmittag sein Können gern.

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Die Flugshow ist nur eine von mehreren Attraktionen des Biosphärenhauses im südpfälzischen Fischbach bei Dahn, mitten im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Die Region besticht durch romantische Burgruinen, Mischwälder, in denen nicht nur zahlreiche Pflanzen- und Tierarten zu Hause sind. Auch umfangreiche Wasservorkommen in Form von Bächen sowie Seen formen diese beeindruckende Landschaft. In dem Informationszentrum, das auf vier Etagen verteilt ist, erkunden Besucher die Natur mit all ihren Sinnen. „Wir haben hier in der Ausstellung viele Objekte, die man anfassen und ausprobieren kann, riechen oder fühlen kann“, verspricht Michael Schreiber, Ortsbürgermeister und Chef des Biosphärenhaus. Dabei konzentriert sich die Ausstellung auf die hiesige Artenvielfalt und Tierwelt.

Bereits die Anfahrt mit dem Auto sorgt für Urlaubsfeeling. Man durchquert dabei den Wald, der eine besondere Ruhe ausstrahlt. Das eigentliche Ziel befindet sich nur wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Dadurch tummeln sich auch viele Familien aus dem Nachbarland unter den Besuchern.

„Das Biosphärenhaus ist ein Informationszentrum für das grenzübergreifende Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen“, sagt Geschäftsführer Ulrich Diehl. „Man bekommt hier das ganze Biosphärenreservat im Kleinen zu sehen.“ Dabei sollen nicht nur viele Aspekte des Lebensraums gezeigt werden, sondern auch die Gratwanderung zwischen Umweltbewusstsein und Tourismus dargestellt werden, erklärt er. Die Spielwiese des Zusammenlebens von Mensch und Natur hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, diese Koexistenz zu optimieren.

Wichtig ist den Betreibern, dass die Einrichtung generationenübergreifend ist, so dass sich niemand ausgeschlossen fühlt. Während die Informationen auf Schautafeln sich eher an die Erwachsenen richten, haben die jüngsten Besucher Spaß daran, die Natur spielerisch zu erkunden oder in einer Rallye etwas über Flora und Fauna zu lernen. Los geht es bereits gegenüber des Kassenbereichs. Die Klangkarte des Biosphärenreservats hat die Aufmerksamkeit eines kleinen Mädchens auf sich gezogen. Es setzt sich die Kopfhörer auf und drückt immer wieder auf verschiedene Knöpfe. Das Kind lauscht konzentriert, wie sich Grille, Frosch, Bachlauf aber auch eine Dampflok anhören. „Da gibt es sogar eine Elwetritsche“, sagt seine Mutter, die ihm über die Schulter schaut. Das Mädchen hält seiner Mutter grinsend den Kopfhörer hin. Denn nicht nur Kinder lieben den spielerischen Angang.

Interaktive Stationen

Auf sie und alle anderen Besucher wartet ein Stockwerk höher so manches Quiz: An einer Station gilt es zu ertasten, in welchem der Löcher sich der Sandstein befindet. An einer anderen geht es darum, erwachsenen Wassertieren ihre Jugendform zuzuordnen. Zugegeben, ganz schön kniffelig. Denn wie Prachtlibelle oder Mistbiene als Kinder ausgesehen haben, weiß nicht jeder. Zu entdecken gibt es auch fleischfressende Pflanzen wie Schlauchpflanze, Venusfliegenfalle oder Sonnentau, die in Gläsern gedeihen. In der Nachtetage ist es so dunkel wie zur späten Stunde: Kein Wunder, hier stellen sich unter anderem Fledermäuse und Eulen vor. Auf der großen Leinwand zeigt ein Video im Zeitraffer-Stil, ab welcher Uhrzeit nachtaktive Tiere des Reservats unterwegs sind.

Das Außengelände lädt unter anderem mit zwei Erlebnisrundwegen samt interaktiven Stationen zum Wandern und Lernen ein. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass man den Naturraum entdecken kann, ohne ihn zu zerstören, etwa durch gezielte Elemente der Besucherlenkung, wie etwa dem Baumwipfelpfad“, sagt Diehl. Dieser 270 Meter lange Holzsteg befindet sich zwischen zwölf bis 18 Metern über dem Boden und darf während des Besuchs mehrfach betreten werden. Der Weg durch die Baumkronen ist unbeschreiblich - man fühlt sich in dem Grün unglaublich frei. Gleichzeitig erfahren die Läufer an den interaktiven Spielstationen einiges über den Wald und seine Bewohner.

Drei Wackelbrücken sorgen für Nervenkitzel und zittrige Knie. Letztere bekommt häufig, wer auf den 40 Meter hohen Aussichtsturm steigt. Doch oben angekommen lässt sich die atemberaubende Aussicht umso mehr genießen. Wer zum Schluss einen Adrenalinkick möchte, sollte per Riesen-Wendelrutsche den Waldwipfelpfad verlassen. Das Mädchen jedenfalls hat nach einmal rutschen nicht genug. „Noch mal“, ruft es und läuft zurück zum Eingang des Pfads. Der Tag im Biosphärenhaus ist für sie noch lange nicht zu Ende.

Weitere Tipps und Infos

Besuch in Frankreich:

Das Biosphärenhaus galt als Jahren als Prestigeobjekt der Landesregierung, erzählt Ortsbürgermeister Michael Schreiber. Da es lediglich vier Kilometer von der französischen Grenze entfernt liegt, lohnt es sich, ins Nachbarland rüber zufahren. Dort wartet unter anderem die Burg Fleckenstein in Lembach. Für Besucher, die sowohl ins Biosphärenhaus als auch auf die Burg gehen möchten, lohnt sich ein Kombiticket, das für Erwachsene 15 und für Kinder 13 Euro kostet. Wem beide Attraktionen an einem Tag zu viel sind, sollte in der Region übernachten. Zimmer gibt es unter anderem in der Wappenschmiede, die auf dem Gelände des Biosphärenhaus liegt. Oder übernachtet in Hotels/Pensionen der Umgebung.

Diese Redaktion empfiehlt folgende Restaurants:

Wer das Biosphärenhaus mit all seinen Facetten erkunden möchte, sollte sich Zeit nehmen. In dem Informationszentrum gibt es das Café-Bistro. Kleine Gäste bekommen unter anderem eine Portion Pommes ab 2,50 Euro. Für Erwachsene gibt es zum Beispiel Flammkuchen ab 6,60 Euro. Außerdem gibt es dort Frühstück und kleinere Snacks.

Nicht verpassen:

Bei Falkner Heiner Steffens kann man noch bis Ende September täglich ab 14 Uhr bei einer Greifvogel-Flugschau mit seinen Wüstenbussardenzuschauen. Der Eintritt kostet 2,50 Euro pro Person.

Serie Hiergeblieben

Fleischfressende Pflanzen und Falkner: Besuch im Biosphärenhaus

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Biosphärenhaus

Am Königsbruch 1

66996 Fischbach bei Dahn

Geöffnet: Mo – So: Mai bis September: 9.30-18.00 Uhr . Oktober/April: Mo - So: 9.30 - 17 Uhr, März und November: 9.30 bis 16 Uhr.

Eintrittspreise: Erwachsene 9 Euro, Kinder (4 bis 17 Jahre) zahlen 7 Euro, diverse Familientickets Weitere Infos unter www.biosphaerenhaus.de.

Das Biosphärenhaus liegt ca. 100 Kilometer von Mannheim entfernt. Zuerst über die A65 Richtung Neustadt, dann auf die B10 Richtung Landau-Nord . Schließlich über die B427 Richtung Bad Bergzabern nach Fischbach.

 

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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    Assamstadt bietet für alle Altersklassen das Passende. Wer für ein paar Stunden Entschleunigung sucht, ist hier genau richtig – und trifft auf ein ganz besonderes, überdimensionales Tier. Die Ruhe der Natur genießen, altehrwürdige Gedenkstätten erkunden und gleichzeitig spielerisch die Tierwelt besser kennenlernen – um solch einen gelungenen Wanderausflug zu erleben, muss man längst nicht mehr ins Allgäu oder in ein deutsches Mittelgebirge fahren. Es bedarf nur einer kurzen Fahrt in das schöne Assamstadt – und schon kann ein abwechslungsreiches Abenteuer für alle Altersklassen beginnen. Je nach Vorlieben kann man zwischen verschiedenen Routen wählen. So können Kinder auf dem Naturerlebnispfad ihre Geschicklichkeit erproben, während Ruhesuchende ihren Gedanken nachgehen können und meditativ durch die erfrischende, herbstliche Landschaft schlendern. Sechs Rundwanderwege starten am Rathaus. Von dort führen der Kirschblütenweg, die Wanderwege LT 21 und LT 22 sowie die drei Bildstockwanderwege in die vielfältige, von kleinen Schmuckstücken geprägte Umgebung. Die Projektgruppe „Wanderwege“ des Vereins „Heimat & Kultur“ verknüpfte unter der Leitung von Walter Frank alle Grenzsteine, Holzkreuze und Erinnerungsstätten der Gemarkung zu einem optimalen Netz, so dass man über die Bildstockwanderwege über 70 kleine und große Blickfänge leicht erreichen kann. Zur wohl außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeit in der Region führt der Bildstockwanderweg 3. Schon nach kurzer Zeit zeichnet sich eine auffallende Silhouette in der Ferne ab. Nähert man sich, erkennt man, dass eine mehrere Meter hohe, hölzerne Gams am Wegrand steht. Dem einen oder anderen Ausflügler mag sie vielleicht bekannt vorkommen, denn einst zierte sie den Umzugswagen der Wagenbaugruppe „Schneiderei“ der „Schlackohren“. Nachdem die Gams am vergangenen Rosenmontagsumzug eine Runde durch die Stadt drehen durfte, bleibt sie den Besuchern nun langfristig als Plastik am Wanderweg erhalten. Bürgermeister Joachim Döffinger ist stolz auf die Zusammenarbeit der Narren und Heimatliebenden: „Das Tolle ist, dass bei uns in Assamstadt viele Vereine Hand in Hand arbeiten“. Nicht nur der Bildstockwanderweg 3 führt an der Skulptur vorbei, sondern auch der sportive Radweg, der ebenfalls oft und gerne genutzt wird. Vor allem in diesem Jahr seien mehr Radler unterwegs gewesen, erzählt Edgar Tremmel, Mitglied des Heimat- und Kulturvereins. Damit auch die jüngere Generation nicht zu kurz kommt, wurde in den letzten Jahren von der Projektgruppe „Junge Erwachsene und Familien“, geleitet von Andreas Sturm, mit Unterstützung von Jürgen Hernadi und weiteren Engagierten, ein Naturerlebnispfad angelegt. Beginnend am Sportplatz, führt die rund zwei Kilometer lange Strecke an acht lehrreichen, interessanten Stationen vorbei. Jede ist einem heimischen Waldbewohner gewidmet. So können sich die Kleinen an der ersten Station „Klettern wie ein Eichhörnchen“ auf einem Spielgerüst austoben. Zusätzlich versorgen Infotafeln die Ausflügler mit Wissenshappen über das jeweilige Tier. An der Eichhörnchenstation befindet sich der „Schlackohrenpilz“, eine Aussichtsplattform, die zum 25. Geburtstag der „Schlackohren“ erbaut und 2010 renoviert wurde. Von dort können die Wanderlustigen einen tollen Blick über Assamstadt genießen. Möchte man dem Weg tiefer in den Wald hineinfolgen, kann man ganz unbesorgt sein: Dank der ausführlichen Beschilderung, die vom Verein gepflegt und kontrolliert wird, sind Verirrungen nahezu unmöglich. Über den zertifizierten Bildstockwanderweg 1 gelangt man zu versteckten Sehenswürdigkeiten. Durch die Erfüllung verschiedener Kriterien erhielt er auf der CMT das Siegel „Wanderbares Deutschland“. So führe der Weg nur selten über Asphalt und sei besonders gut ausgeschildert, erzählt Projektleiter Frank. Allein diese Strecke führe an über 30 Bildstöcken und Wegkreuzen vorbei. Verborgen zwischen dichten Büschen und hohen Bäumen lädt die Mariengrotte zu einem entschleunigenden Moment der Ruhe ein. Flackernde Kerzen zeugen von regelmäßig einkehrenden Wallfahrern. Wer eine Rast einlegen möchte, ist einige Meter weiter bei einer gemütlichen Waldhütte gut aufgehoben. Eine Picknickbank bietet hungrigen Spaziergängern eine bequeme Sitzgelegenheit für eine schmackhafte Brotzeit. Eine weitere Besonderheit ist der Kreuzweg, der zum „Steffeskirchle“ weist. Der Assamstadter Bildhauer Anton Göbel fertigte für die 16 Stationen jeweils ein Relief aus Lindenholz – jedes ein Kunststück für sich. Aufgrund einer Renovierung 2017, die durch das „Leader“-Programm der EU unterstützt wurde, sind die Schnitzereien gut erhalten. 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