Mit ihren weiten Schwingen fliegt Hannah geschmeidig über das Publikum. Ein leichter Wind weht über die Reihen, wenn der edle Wüstenbussard schließlich zur punktgenauen Landung auf der behandschuhten Hand von Heiner Steffens ansetzt. Dort wartet schließlich ein Leckerbissen auf sie: Ein Eintagsküken. Mit trockenem norddeutschen Humor unterhält der Falkner die Zuschauer. Er warnt auch, dass bei dem heißen Wetter möglicherweise nicht alle Vögel Lust aufs Fliegen haben. Doch die Zuschauer haben Glück: Nicht nur Hannah, auch ihr jüngerer Kollege Henry präsentieren an diesem Nachmittag sein Können gern.
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Die Flugshow ist nur eine von mehreren Attraktionen des Biosphärenhauses im südpfälzischen Fischbach bei Dahn, mitten im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Die Region besticht durch romantische Burgruinen, Mischwälder, in denen nicht nur zahlreiche Pflanzen- und Tierarten zu Hause sind. Auch umfangreiche Wasservorkommen in Form von Bächen sowie Seen formen diese beeindruckende Landschaft. In dem Informationszentrum, das auf vier Etagen verteilt ist, erkunden Besucher die Natur mit all ihren Sinnen. „Wir haben hier in der Ausstellung viele Objekte, die man anfassen und ausprobieren kann, riechen oder fühlen kann“, verspricht Michael Schreiber, Ortsbürgermeister und Chef des Biosphärenhaus. Dabei konzentriert sich die Ausstellung auf die hiesige Artenvielfalt und Tierwelt.
Bereits die Anfahrt mit dem Auto sorgt für Urlaubsfeeling. Man durchquert dabei den Wald, der eine besondere Ruhe ausstrahlt. Das eigentliche Ziel befindet sich nur wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Dadurch tummeln sich auch viele Familien aus dem Nachbarland unter den Besuchern.
„Das Biosphärenhaus ist ein Informationszentrum für das grenzübergreifende Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen“, sagt Geschäftsführer Ulrich Diehl. „Man bekommt hier das ganze Biosphärenreservat im Kleinen zu sehen.“ Dabei sollen nicht nur viele Aspekte des Lebensraums gezeigt werden, sondern auch die Gratwanderung zwischen Umweltbewusstsein und Tourismus dargestellt werden, erklärt er. Die Spielwiese des Zusammenlebens von Mensch und Natur hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, diese Koexistenz zu optimieren.
Wichtig ist den Betreibern, dass die Einrichtung generationenübergreifend ist, so dass sich niemand ausgeschlossen fühlt. Während die Informationen auf Schautafeln sich eher an die Erwachsenen richten, haben die jüngsten Besucher Spaß daran, die Natur spielerisch zu erkunden oder in einer Rallye etwas über Flora und Fauna zu lernen. Los geht es bereits gegenüber des Kassenbereichs. Die Klangkarte des Biosphärenreservats hat die Aufmerksamkeit eines kleinen Mädchens auf sich gezogen. Es setzt sich die Kopfhörer auf und drückt immer wieder auf verschiedene Knöpfe. Das Kind lauscht konzentriert, wie sich Grille, Frosch, Bachlauf aber auch eine Dampflok anhören. „Da gibt es sogar eine Elwetritsche“, sagt seine Mutter, die ihm über die Schulter schaut. Das Mädchen hält seiner Mutter grinsend den Kopfhörer hin. Denn nicht nur Kinder lieben den spielerischen Angang.
Interaktive Stationen
Auf sie und alle anderen Besucher wartet ein Stockwerk höher so manches Quiz: An einer Station gilt es zu ertasten, in welchem der Löcher sich der Sandstein befindet. An einer anderen geht es darum, erwachsenen Wassertieren ihre Jugendform zuzuordnen. Zugegeben, ganz schön kniffelig. Denn wie Prachtlibelle oder Mistbiene als Kinder ausgesehen haben, weiß nicht jeder. Zu entdecken gibt es auch fleischfressende Pflanzen wie Schlauchpflanze, Venusfliegenfalle oder Sonnentau, die in Gläsern gedeihen. In der Nachtetage ist es so dunkel wie zur späten Stunde: Kein Wunder, hier stellen sich unter anderem Fledermäuse und Eulen vor. Auf der großen Leinwand zeigt ein Video im Zeitraffer-Stil, ab welcher Uhrzeit nachtaktive Tiere des Reservats unterwegs sind.
Das Außengelände lädt unter anderem mit zwei Erlebnisrundwegen samt interaktiven Stationen zum Wandern und Lernen ein. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass man den Naturraum entdecken kann, ohne ihn zu zerstören, etwa durch gezielte Elemente der Besucherlenkung, wie etwa dem Baumwipfelpfad“, sagt Diehl. Dieser 270 Meter lange Holzsteg befindet sich zwischen zwölf bis 18 Metern über dem Boden und darf während des Besuchs mehrfach betreten werden. Der Weg durch die Baumkronen ist unbeschreiblich - man fühlt sich in dem Grün unglaublich frei. Gleichzeitig erfahren die Läufer an den interaktiven Spielstationen einiges über den Wald und seine Bewohner.
Drei Wackelbrücken sorgen für Nervenkitzel und zittrige Knie. Letztere bekommt häufig, wer auf den 40 Meter hohen Aussichtsturm steigt. Doch oben angekommen lässt sich die atemberaubende Aussicht umso mehr genießen. Wer zum Schluss einen Adrenalinkick möchte, sollte per Riesen-Wendelrutsche den Waldwipfelpfad verlassen. Das Mädchen jedenfalls hat nach einmal rutschen nicht genug. „Noch mal“, ruft es und läuft zurück zum Eingang des Pfads. Der Tag im Biosphärenhaus ist für sie noch lange nicht zu Ende.
Weitere Tipps und Infos
Besuch in Frankreich:
Das Biosphärenhaus galt als Jahren als Prestigeobjekt der Landesregierung, erzählt Ortsbürgermeister Michael Schreiber. Da es lediglich vier Kilometer von der französischen Grenze entfernt liegt, lohnt es sich, ins Nachbarland rüber zufahren. Dort wartet unter anderem die Burg Fleckenstein in Lembach. Für Besucher, die sowohl ins Biosphärenhaus als auch auf die Burg gehen möchten, lohnt sich ein Kombiticket, das für Erwachsene 15 und für Kinder 13 Euro kostet. Wem beide Attraktionen an einem Tag zu viel sind, sollte in der Region übernachten. Zimmer gibt es unter anderem in der Wappenschmiede, die auf dem Gelände des Biosphärenhaus liegt. Oder übernachtet in Hotels/Pensionen der Umgebung.
Diese Redaktion empfiehlt folgende Restaurants:
Wer das Biosphärenhaus mit all seinen Facetten erkunden möchte, sollte sich Zeit nehmen. In dem Informationszentrum gibt es das Café-Bistro. Kleine Gäste bekommen unter anderem eine Portion Pommes ab 2,50 Euro. Für Erwachsene gibt es zum Beispiel Flammkuchen ab 6,60 Euro. Außerdem gibt es dort Frühstück und kleinere Snacks.
Nicht verpassen:
Bei Falkner Heiner Steffens kann man noch bis Ende September täglich ab 14 Uhr bei einer Greifvogel-Flugschau mit seinen Wüstenbussardenzuschauen. Der Eintritt kostet 2,50 Euro pro Person.
Am Königsbruch 1
66996 Fischbach bei Dahn
Geöffnet: Mo – So: Mai bis September: 9.30-18.00 Uhr . Oktober/April: Mo - So: 9.30 - 17 Uhr, März und November: 9.30 bis 16 Uhr.
Eintrittspreise: Erwachsene 9 Euro, Kinder (4 bis 17 Jahre) zahlen 7 Euro, diverse Familientickets Weitere Infos unter www.biosphaerenhaus.de.
Das Biosphärenhaus liegt ca. 100 Kilometer von Mannheim entfernt. Zuerst über die A65 Richtung Neustadt, dann auf die B10 Richtung Landau-Nord . Schließlich über die B427 Richtung Bad Bergzabern nach Fischbach.
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