Sommerserie "Hiergeblieben!"

Besuch in der Elefanten-WG

Der Heidelberger Zoo ist der einzige in Deutschland, der junge Dickhäuter in einer Wohngemeinschaft hält. Safari-Gefühle gibt’s im Löwen-Außengehege, das 2019 eröffnet worden ist.

Von 
Simone Jakob
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Heidelberg. Ob Löwen-Liebesnest, Elefanten-WG oder Nachteulen-Führung - im Heidelberger Zoo können Daheimgebliebene interessante Expeditionen unternehmen. Außerdem hat der Tiergarten viel investiert, um seinen 1726 Bewohnern ein artgerechtes Quartier zu bieten und den Besuchern Einblicke in den Alltag bei Affe, Erdmännchen und Co. zu vermitteln.

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Safari-Feeling verbreitet die Außenanlage von Binta und Chalid, die erst 2019 eröffnet worden ist. Das Berberlöwen-Paar soll am Neckar für Nachwuchs sorgen. Damit die Umgebung stimmt, bietet ihr über 1000 Quadratmeter großer Wellness-Tempel viel Auslauf und Abwechslung. So warten ein flacher Teich zum Abkühlen, Kletterbäume und Aussichtsplätze. Durch die dicke Glasscheibe dürfen die Großkatzen sogar einen Blick ins Nachbargehege werfen, wo Erdmännchen und Stachelschweine residieren. Für Besucher ist der Geländewagen reserviert, dessen Motorhaube ins Innere des Geheges ragt. „Die Gäste können hinter dem Steuer Platz nehmen, während sich die Tiere auf der gewärmten Motorhaube ausruhen“, erzählt Zoodirektor Klaus Wünnemann. In die Gestaltung des neuen Geheges seien viele Erfahrungen aus der Beschäftigung mit den Tieren in den vergangenen Jahren eingeflossen: „Was wir in klein ausprobiert haben und sich bewährt hat, hat nun in größer Platz gefunden.“ Ein Beispiel sei die Seilbahn, an der Fleischbrocken oder Spielzeuge befestigt werden, an denen die Löwen ihren Jagdtrieb ausleben können. Den Tieren in Zoo-Gefangenschaft ein möglichst abwechslungsreiches und spannendes Leben zu bieten war laut Wünnemann die wichtigste Motivation für den Bau der 1,5 Millionen Euro teuren Anlage.

Neue Trainingswand

Mehr Abwechslung in den Alltag bringt auch die neue Trainingswand für die Elefanten. Seit 2010 beherbergt der Zoo Heidelberg die bundesweit einzige Elefanten-Jungbullen-Wohngemeinschaft. Denn auch in der freien Wildbahn werden die Halbstarken mit vier Jahren aus ihren Familien herausgedrängt. Sie leben solange in Jungbullen-Gruppen zusammen, bis sie von den Kühen als Zuchtpartner akzeptiert werden.

An der Übungswand zeigen die Tierpfleger den Besuchern das medizinische Training mit Kin Yadanar Min, Ludwig und Tarak, was früher nur hinter den Kulissen möglich war. „Wir arbeiten mit positiver Verstärkung, das heißt, bei guten Leistungen bekommen die Jungbullen kleine Leckerbissen“, erklärt Wünnemann. Die Belohnungshappen seien nötig, weil Mensch und Tier im geschützten Kontakt arbeiten, das heißt, dass Gitterstäbe Pfleger und Elefanten trennen. „Trotzdem müssen die Dickhäuter lernen, auf die Kommandos zu reagieren und zur Pflege oder der Behandlung von Verletzungen ihren Fuß durch das Gitter zu stecken. Wir werden unsere Besucher ganz nah am Leben der Elefanten teilhaben lassen und sie dabei für den Schutz der grauen Riesen sensibilisieren“, betont der Direktor.

Sonderführungen im September

Wer noch tiefer in die Welt des Tiergartens eintauchen möchte, kann bis Ende September bei den Sonderführungen außerhalb der Öffnungszeiten mitmachen. Wann Elefant, Erdmännchen und Kamel schlafen gehen, verraten die Kuratoren beim Rundgang „Abends im Zoo“. Außerdem erzählen die Experten ab 18.30 Uhr alles über die abendlichen Gewohnheiten ihrer Schützlinge. Nach der Führung bleibt noch ausreichend Zeit, den Zoo in der Dämmerung zu genießen. Wer lieber früh aufsteht, darf ab 8 Uhr mit den Kuratoren durch den morgendlichen Zoo streifen.

Überhaupt warten in den Gehegen am Neckar viele seltene Tierarten wie die Mitchell-Loris, die in diesem Sommer zum ersten Mal Eltern geworden sind. „Die seltenen Papageien gelten in der Natur als ausgestorben, deshalb hat der Nachwuchs große Bedeutung für den Artenschutz“, erklärt Vogelkurator Eric Diener. „Es gibt in Deutschland nur zwei Zoos, die Mitchell-Loris, eine Unterart der Allfarb-Loris, halten: Berlin und Heidelberg. Gezüchtet wurde in diesem Jahr nur in Heidelberg.“ Ursprünglich seien diese Vögel auf der Insel Bali heimisch. „Die Ursache für ihr Aussterben war vor allem der illegale Handel, denn auf indonesischen Märkten werden bedrohte Vögel als Heimtiere oder für Gesangswettbewerbe angeboten. Und je seltener ein Vogel ist, desto begehrter ist er unter Sammlern.“

In Heidelberg habe man einen Tag nach dem Schlupf nur zwei weiße „Puschel“ gesehen - die Augen der Küken waren noch geschlossen, die Schnäbel im Flaum versteckt. „Inzwischen sind sie ebenso farbenfroh wie ihre Mitbewohner und fast nicht mehr von den Eltern zu unterscheiden“, sagt der Kurator.

Damit die Zucht der seltenen Vogelart gelingen konnte, wurde im Tiergarten eigens eine Partnerbörse eingerichtet: Im Januar zogen ein Männchen und mehrere Weibchen gemeinsam in eine Voliere, um sich kennenzulernen und um ein Brutpaar zu bilden - mit Erfolg! „Loris sind wie die meisten Papageien sehr wählerisch bei der Partnerwahl. Umso erfreulicher ist es, dass unser Männchen seine Herzdame gefunden und mit ihr sogar erfolgreich gebrütet hat“, findet Diener, der sich auf viele Besucher freut.

Infos und Tipps



Artenschutz

Der Heidelberger Zoo beteiligt sich an 39 verschiedenen europäischen Artenschutzprogrammen. So sind die Bestände mancher Tierarten in freier Wildbahn so rückläufig, dass sie nur durch Haltung und gezielte Vermehrung in Menschenobhut vor der Ausrottung bewahrt werden können. Das Erhaltungszuchtprogramm für Asiatische Goldkatzen wird von der Heidelberger Kuratorin Sandra Reichler koordiniert. Aktuell beteiligt ist der Zoo unter anderem an der Zucht von Fossas (Katzenart), Zweizehen-Faultieren, Roten Pandas, Kronensifakas (Affenart) oder Mähnenrobben.

Zudem fördert der Zoo internationale Artenschutzprojekte, um Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten, zu erforschen und zu erhalten.

 

Unbedingt ansehen

Die Waschbär-Fütterung

Jeden Tag um 15.30 Uhr bekommen die niedlichen Waschbären ihre Futterration. Die Pelikane sind um 13.15 Uhr dran. Die beliebte Robbenfütterung findet derzeit wegen der Corona-Pandemie leider nicht statt.

 

Essen und Trinken

Picknick oder Snacks

Im Zoo bietet Gastronomiebetreiber „Fody’s“ an verschiedenen Orten Snacks, Getränke, Eis und Kaffee-Variationen an. Im Zoo-Café am Spielplatz gibt es kalte Speisen und Kuchen. Man kann aber auch überall sein Picknick auspacken.

 

Öffnungszeiten und Preise

Geöffnet: im September täglich von 9 bis 19 Uhr.

Eintrittspreise: Erwachsene 12,80 Euro, Kinder zahlen 6,40 Euro.

Gruppen ab elf Personen: 11,50 Euro pro Erwachsenem.

 

Anfahrt

Zoo HeidelbergTiergartenstraße 3, 69120 Heidelberg

mit dem Auto: Der A 5 bis zum Kreuz Heidelberg folgen, dann auf die A 656 Richtung Heidelberg abfahren. Am Ende der Autobahn links der Ausschilderung „Zoo“ folgen. Der Zoo liegt auf der anderen Neckarseite im Neuenheimer Feld.

per Bus und Bahn: Die Busse 31, 32 und 37 fahren ins Neuenheimer Feld.

Zoo Heidelberg

Besuch in der Elefanten-WG

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Thema : Hiergeblieben! Tipps für den Urlaub daheim

  • Serie "Urlaub daheim" Natur in Ruhe genießen

    Assamstadt bietet für alle Altersklassen das Passende. Wer für ein paar Stunden Entschleunigung sucht, ist hier genau richtig – und trifft auf ein ganz besonderes, überdimensionales Tier. Die Ruhe der Natur genießen, altehrwürdige Gedenkstätten erkunden und gleichzeitig spielerisch die Tierwelt besser kennenlernen – um solch einen gelungenen Wanderausflug zu erleben, muss man längst nicht mehr ins Allgäu oder in ein deutsches Mittelgebirge fahren. Es bedarf nur einer kurzen Fahrt in das schöne Assamstadt – und schon kann ein abwechslungsreiches Abenteuer für alle Altersklassen beginnen. Je nach Vorlieben kann man zwischen verschiedenen Routen wählen. So können Kinder auf dem Naturerlebnispfad ihre Geschicklichkeit erproben, während Ruhesuchende ihren Gedanken nachgehen können und meditativ durch die erfrischende, herbstliche Landschaft schlendern. Sechs Rundwanderwege starten am Rathaus. Von dort führen der Kirschblütenweg, die Wanderwege LT 21 und LT 22 sowie die drei Bildstockwanderwege in die vielfältige, von kleinen Schmuckstücken geprägte Umgebung. Die Projektgruppe „Wanderwege“ des Vereins „Heimat & Kultur“ verknüpfte unter der Leitung von Walter Frank alle Grenzsteine, Holzkreuze und Erinnerungsstätten der Gemarkung zu einem optimalen Netz, so dass man über die Bildstockwanderwege über 70 kleine und große Blickfänge leicht erreichen kann. Zur wohl außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeit in der Region führt der Bildstockwanderweg 3. Schon nach kurzer Zeit zeichnet sich eine auffallende Silhouette in der Ferne ab. Nähert man sich, erkennt man, dass eine mehrere Meter hohe, hölzerne Gams am Wegrand steht. Dem einen oder anderen Ausflügler mag sie vielleicht bekannt vorkommen, denn einst zierte sie den Umzugswagen der Wagenbaugruppe „Schneiderei“ der „Schlackohren“. Nachdem die Gams am vergangenen Rosenmontagsumzug eine Runde durch die Stadt drehen durfte, bleibt sie den Besuchern nun langfristig als Plastik am Wanderweg erhalten. Bürgermeister Joachim Döffinger ist stolz auf die Zusammenarbeit der Narren und Heimatliebenden: „Das Tolle ist, dass bei uns in Assamstadt viele Vereine Hand in Hand arbeiten“. Nicht nur der Bildstockwanderweg 3 führt an der Skulptur vorbei, sondern auch der sportive Radweg, der ebenfalls oft und gerne genutzt wird. Vor allem in diesem Jahr seien mehr Radler unterwegs gewesen, erzählt Edgar Tremmel, Mitglied des Heimat- und Kulturvereins. Damit auch die jüngere Generation nicht zu kurz kommt, wurde in den letzten Jahren von der Projektgruppe „Junge Erwachsene und Familien“, geleitet von Andreas Sturm, mit Unterstützung von Jürgen Hernadi und weiteren Engagierten, ein Naturerlebnispfad angelegt. Beginnend am Sportplatz, führt die rund zwei Kilometer lange Strecke an acht lehrreichen, interessanten Stationen vorbei. Jede ist einem heimischen Waldbewohner gewidmet. So können sich die Kleinen an der ersten Station „Klettern wie ein Eichhörnchen“ auf einem Spielgerüst austoben. Zusätzlich versorgen Infotafeln die Ausflügler mit Wissenshappen über das jeweilige Tier. An der Eichhörnchenstation befindet sich der „Schlackohrenpilz“, eine Aussichtsplattform, die zum 25. Geburtstag der „Schlackohren“ erbaut und 2010 renoviert wurde. Von dort können die Wanderlustigen einen tollen Blick über Assamstadt genießen. Möchte man dem Weg tiefer in den Wald hineinfolgen, kann man ganz unbesorgt sein: Dank der ausführlichen Beschilderung, die vom Verein gepflegt und kontrolliert wird, sind Verirrungen nahezu unmöglich. Über den zertifizierten Bildstockwanderweg 1 gelangt man zu versteckten Sehenswürdigkeiten. Durch die Erfüllung verschiedener Kriterien erhielt er auf der CMT das Siegel „Wanderbares Deutschland“. So führe der Weg nur selten über Asphalt und sei besonders gut ausgeschildert, erzählt Projektleiter Frank. Allein diese Strecke führe an über 30 Bildstöcken und Wegkreuzen vorbei. Verborgen zwischen dichten Büschen und hohen Bäumen lädt die Mariengrotte zu einem entschleunigenden Moment der Ruhe ein. Flackernde Kerzen zeugen von regelmäßig einkehrenden Wallfahrern. Wer eine Rast einlegen möchte, ist einige Meter weiter bei einer gemütlichen Waldhütte gut aufgehoben. Eine Picknickbank bietet hungrigen Spaziergängern eine bequeme Sitzgelegenheit für eine schmackhafte Brotzeit. Eine weitere Besonderheit ist der Kreuzweg, der zum „Steffeskirchle“ weist. Der Assamstadter Bildhauer Anton Göbel fertigte für die 16 Stationen jeweils ein Relief aus Lindenholz – jedes ein Kunststück für sich. Aufgrund einer Renovierung 2017, die durch das „Leader“-Programm der EU unterstützt wurde, sind die Schnitzereien gut erhalten. 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