Er ist - nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) - Deutschlands prominentester TV-Koch. Rund 500 Fernsehminuten kommen jede Woche zusammen, wenn Johann Lafer am Herd wirbelt. Von " Lanz kocht" über die "Die Küchenschlacht" bis "Lafer! Lichter! Lecker!" führt der gebürtige Steiermärker ein rasantes Leben zwischen Küche und Kamera.
Man darf Lafer einen mittelständischen Unternehmer nennen. Auf seiner 1000 Jahre alten Stromburg im Hunsrück betreibt er mit Ehefrau Silvia ein Hotel und zwei Restaurants, von denen das "Le Val d'Or" einen Michelin-Stern trägt. Lafer besitzt im nahen Guldental ein Fernsehstudio sowie eine Kochschule. Er bietet Gourmet-Catering an und fliegt gut betuchte Gäste im eigenen Hubschrauber zum Picknick hoch über dem Rhein. Seine Kochbücher sind kaum noch zu zählen, mit seinem Konterfei werben zahlreiche Hersteller von Küchengeräten, und Lafer strahlt uns von Fondgläsern und Gewürzdosen entgegen. Er ist einfach omnipräsent.
Und dennoch denkt der umtriebige Spitzenkoch mit dem markanten Schnauzbart darüber nach, wie er sein Restaurant betriebswirtschaftlich zukunftssicher machen kann. Denn auch ein Johann Lafer muss sich stets neu erfinden. Sich nur darauf zu verlassen, dass seine vielen Fans zur Stromburg pilgern, um den großen Meister einmal persönlich zu erleben und dabei vielleicht ein Autogramm zu erhaschen, das will er nicht. "Der Konsument von heute ist aufgeklärt", sagt Lafer, "mit irgendeinem Larifari kannst du dem Gast nicht mehr kommen."
Vor zweieinhalb Jahren reiften die ersten Ideen für ein "Vier-Jahreszeiten-Restaurant". Es reiche eben nicht mehr, so Lafer, dem Gast im Mai frischen Spargel anzubieten. "Er soll sofort das Frühlingsgefühl haben, sobald er mein Lokal betritt." Den Gast "ganzheitlich mit neuen Anreizen begeistern", pflichtet ihm Silvia Buchholz-Lafer bei.
Und so sieht die neue Konzept-Gastronomie aus: Alle drei Monate wird das Restaurant umgestaltet. Ausgeklügelte LED-Technik taucht den Raum in wechselnde und für die jeweilige Jahreszeit typische Farben ein. Zum Start im Frühling sind Rosa und Grasgrün angesagt. Rot folgt im Sommer. Gedeckte Farben sind Herbst und Winter vorbehalten. Ein Stoffverlag liefert die Textilien für Vorhänge und Hussen, kräftige Blumenmuster und zarte Streifen dominieren derzeit. Auch der Service wird der Saison angepasst. Im Augenblick trägt er Beige. Eingekleidet werden die Damen vom Modeunternehmen Marc Cain, die Herren erhalten ihre Anzüge und Hemden von der Edel-Marke Aigner. Für Geschirr wie Gläser sorgt exklusiv die Porzellan-Manufaktur Villeroy & Boch. Und selbstverständlich ertönt dazu dezent im Hintergrund jahreszeitlich abgestimmte Musik.
Was die Neugestaltung genau kostet - darüber hüllt sich Lafer in Schweigen. "Mehrere Hunderttausend Euro", soviel verrät er zumindest im Gespräch mit unserer Zeitung, hat er bislang in seine Idee investiert. "Wir wollen", sagt Lafer, "mit diesem Wohlfühl-Konzept die Gäste mit allen Sinnen ansprechen, damit sie möglichst oft und lange wiederkommen". Das Essen darf dabei natürlich nicht zu kurz kommen. Sein neuer Küchenchef Bernhard Munding soll den Michelin-Stern verteidigen. "Der Erfolg", räumt Lafer ein, "ist eben wie eine Droge."
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