Mannheim. Heute beginnt für viele Christen die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Während für die einen in den kommenden sieben Wochen strenges Fasten auf dem Plan steht, wollen andere auf Gewohnheiten wie Rauchen, das Spielen auf der Konsole oder die Nutzung von Sozialen Medien verzichten. Andere entsagen dem Genuss von Alkohol, Naschereien oder Fleisch. Auf was verzichten die Menschen in Mannheim während der Fastenzeit? Wir haben uns in der Innenstadt umgehört.
Angebote der Kirchen
- Die bundesweite Aktion der Evangelischen Kirche Deutschland hat dieses Jahr das Motto „Üben! 7 Wochen ohne Stillstand“, das zu Beweglichkeit mit mehreren Veranstaltungen aufruft. Ab 2. März gibt es jeden Mittwoch um 19 Uhr in der Johanniskirche eine halbe Stunde Einkehr mit hausgemachter Musik und Gedanken zum Mitnehmen. Digitale Andachten mit angeleiteter Meditation zum Klimafasten bietet die Evangelische Vogelstanggemeinde immer mittwochs um 18 Uhr.
- Auch die Katholische Kirche hat ein buntes Programm mit Predigten, Kunst und Musik auf die Beine gestellt. Bei „Ashes to go“ haben Gläubige die Möglichkeit, heute das Aschekreuz in der Zeit zwischen 10 und 17.30 Uhr zu bekommen.
- Unter dem Motto „Mein Leben – ein Heldenepos“ lädt die Kirchengemeinde Mannheim-Nord zu einer persönlichen siebenwöchigen Heldenreise ein. Mit einem Reisetagebuch können Christen ihr eigenes Ich spirituell erkunden. Und das neugierige Detektiv-Eselchen Elias ermittelt in verschiedenen Kirchengemeinden.
Keine feste Nahrung
Katja, die ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, wird von heute an auf Alkohol verzichten. Die 57-Jährige genießt gern mal ein Glas Wein, mit dem sie Geselligkeit und Entspannung verbindet. „Durch das Fasten bekommt man einen anderen Bezug zum Alkohol.“ Zudem nimmt sie eine Woche lang keine feste Nahrung zu sich und ernährt sich von Flüssigkeiten wie Wasser, Säften, Suppen und Tee. „Das habe ich schon öfter gemacht, aber nicht unbedingt nur in der Fastenzeit“, sagt die Ludwigshafenerin. „Die ersten beiden Tage werden anstrengend, aber es ist eine Kopfsache.“ Die Psychologin finde es gut, dass die Fastenzeit im Frühling liegt. „Es hat etwas Spirituelles und Meditatives. Man merkt, dass man auch anders leben kann“, sagt Katja. „Es ist eine tolle Erfahrung, dass man sieht, was man aushalten kann.“
Unterstützung erhalten die Fastenden auch von den Kirchengemeinden in Mannheim. Mit verschiedenen Programmpunkten begleiten sie die Gläubigen in den kommenden Wochen, unter anderem auch mit der ökumenischen Aktion „Klimafasten“. „In den sieben Wochen der Fastenzeit“, sagt Dekan Ralph Hartmann, „können wir selbstbestimmt eine andere Perspektive einnehmen und erleben, was Veränderungen mit uns machen. Wir können uns über einen längeren Zeitraum auf etwas einlassen, was unsere Routine durchbricht. Bei Veränderungen mitschwingen, diese aufgreifen und mitgestalten – das macht unser Leben reicher.“
Mannheims katholischer Stadtdekan Karl Jung verzichtet seit mehr als 20 Jahren in der Fastenzeit auf Alkohol und Kaffee. „Die Fastenzeit bedeutet aus christlicher Sicht aber mehr“, sagt er. „Sie steht für Fasten, Beten, Teilen.“ Das bedeute konkret, den eigenen Lebensstil zu überprüfen. „Für mich ist daher ein ganz aktueller Fastenvorsatz, für den Frieden in der Welt und in der Ukraine zu beten und die von Krieg betroffenen Menschen zu unterstützen. Das wird für mich ein ständiger Begleiter in dieser Fastenzeit sein.“
Diese Zeit sei nämlich eine Vorbereitung für das Fest des Lebens – Ostern. Fastenzeit soll also zum Leben hinführen. Es sei eine Zeitspanne, in der man sich wieder neu besinnen und orientieren könne, gerade was den Glauben an Gott angehe. „Dadurch entstehen neue Räume und Freiheiten und ein veränderter Blick auf die Welt“, so Jung.
Nicht jeder Fastende verzichtet aufgrund seines Glaubens. Malgorzata Bartl ist katholisch, fastet aber vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Auch immer wieder unterm Jahr, so die Ludwigshafenerin, die als Bus- und Bahnfahrerin sowie Gesundheitsberaterin arbeitet.
Sie verzichtet auf Zucker, Weißmehl, Alkohol sowie ungesunde Fette. „Der Körper braucht Zeiten, um sich zu erholen, dafür ist das Fasten sehr gut“, sagt die 41-Jährige. Schwer fällt ihr das nicht. Sie lächelt: „Ich kenne die gesundheitlichen Vorteile.“
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