Listicle Sieben Dinge, die mich als Neu-Mannheimerin überrascht haben

Seit September 2019 lebe ich in Mannheim. Ich bin für die Arbeit und für die Liebe hergezogen. Davor habe ich in Köln gewohnt, war nur ab und an mal zum Feiern in Mannheim - und habe mir nicht wirklich Gedanken gemacht, was mich erwartet. Jetzt nach zwei Jahren bin ich vielleicht nicht mehr so wirklich Neu-Mannheimerin – aber ich sehe die Quadratestadt mit einem Blick von außen - und kann noch überrascht werden. Aber wovon denn...? Zum Beispiel von diesen sieben Dingen:

Von 
Julia Brinkmann
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Punkt 1 von 2 In Mannheim lässt sich jedes Hobby oder Interesse ausleben.

Du gehst gern Klettern? Du bastelst gern Makrame-Armbänder? Du wolltest schon immer mal deine Schlagfertigkeit in einem Debattierclub messen? Mannheim ist nicht Berlin oder Hamburg, trotzdem muss wohl kaum jemand seine Vorlieben missen, nur weil sie oder er nicht in einer Millionenmetropole, sondern in Mannheim lebt. Nur eins vermisse ich: Ich würde echt gerne Mal Bier-Yoga ausprobieren – ist Mannheim nicht der ideale Standort dafür?

Punkt 1 von 2 Man kann in Mannheim nah am Geschehen dran sein und trotzdem, wenn man will, seine Ruhe haben.

Einschränkend muss man natürlich sagen: Wer im Jungbusch oder im Zentrum der Neckarstadt-West wohnt, würde das wohl nicht unterschreiben. Manch andere Stadtteile bieten gleichzeitig Ruhe und kurze Wege zur Action – zum Beispiel die Schwetzingervorstadt und die Neckarstadt-Ost. Gerade weil Mannheim nicht Berlin ist, und die Wege kurz sind, lässt es sich locker auch mal eben abends in den Quadraten Essen gehen – wenn man überhaupt dorthin muss. Denn manch ein Stadtteil, etwa der Lindenhof, sind kleine Zentren für sich.

Punkt 1 von 2 Man kann bei Fasnacht mitmachen – muss aber nicht.

Ich oute mich direkt mal: Egal, ob es Fasnacht, Fasching oder Karneval heißt – für mich ist es nix. Als ich in Köln gewohnt habe, hatte ich keine andere Wahl, als vor dem Trubel zu fliehen. Denn selbst wenn man nicht mitmacht oder gar nicht mal das Haus verlässt, hört man das närrische Treiben überall. Einmal habe ich Rosenmontag zufällig in Mannheim verbracht – für mich war es eher ein normaler Montag. Fasnachtsfreunde hier blockieren nicht ganze Straßenzüge.

Punkt 1 von 2 Mannheim ist hart – aber herzlich.

Das Klischee von der Arbeiterstadt mal wieder. Naja. Ich muss zugeben: Wenn ich am späten Nachmittag durch die Quadrate laufe, höre ich schon öfter, waschechte Monnemarinnen derbe Sprüche klopfen. Trotzdem haben die Mannheimer Herz – was ich an einem meiner ersten Abende als Mannheimerin gemerkt habe. Kurz nach meinem teuren Umzug war ich essen, weil ich keine Lust hatte, selbst zu kochen. Die Frage nach einem Getränk verneinte ich aus Geldgründen – doch dann die Überraschung: Der nette Barkeeper meinte: „Was würdest du nehmen wollen, wenn es nix kostet?“ Und so bekam ich ein Bier geschenkt.

Punkt 1 von 2 Mannheim ist grün.

Grau in grau, so wird Mannheim oft dargestellt. Touris fahren sowieso lieber nach Heidelberg oder in die Pfalz?! In Wirklichkeit gibt es eine ganze Menge Grünflächen für eine Großstadt. Um nur ein paar zu nennen: den Luisenpark und den Herzogenriedpark, den Waldpark und die wunderschöne Reißinsel. Im Käfertaler Wald und im Dossenwald lässt sich gut Wandern, wenn man nicht gleich in den Pfälzer- oder Odenwald fahren will. Selbst inmitten des großstädtischen Autoverkehrs liegt ein kleines grünes Juwel versteckt: Der Friedrichsplatz zwischen Wasserturm und Augustaanlage.

Punkt 1 von 2 Mannheim kann nachhaltig.

Als ich 2019 aus Köln nach Mannheim gezogen bin, hatte ich ein bisschen Sorge, nur vereinzelt etwa auf vegane Restaurants zu stoßen. Aber die Sorge war unbegründet: Nachhaltige Geschäfte wie Unverpacktläden oder Second Hand Shops haben in Mannheim zuletzt so Schlag auf Schlag aufgemacht, dass ich fast nicht mehr hinterherkomme, sie mir anzuschauen. Die Auswahl an Cafés und Restaurants mit pflanzlichem, regionalem und saisonalem Angebot ist üppig – und auch so manche Traditionslokalität stellt sich auf die veränderte Nachfrage ein und kennzeichnet bewusst. Wehmutstropfen: Noch ist Mannheim eine absolute Autostadt, selbst in den innenstadtnahen Vierteln. Aber erste Versuche, um andere Arten der Mobilität zu fördern, werden unternommen.

Punkt 1 von 2 Kurpfälzisch lernt man schnell zu verstehen – und zu schätzen.

Dialekte und Regiolekte sind nicht so meins – zumindest, was die Aussprache angeht. Umso glücklicher bin ich, dass ich Kurpfälzisch nach zwei Jahren so gut verstehe, dass ich mittlerweile sogar die MM-Mundartkolumne „De Kall mähnt“ lesen kann. Monnemerisch ist so wie die Menschen (siehe Punkt 4) – hart aber herzlich. Es klingt direkt und ehrlich – aber auch humorvoll. Und wenn ich mal doch Probleme habe, jemanden zu verstehen, weiß ich zumindest, wie ich eine rasche, aber höfliche Verabschiedung einleiten kann: „Alla dann…“ – ich muss dann mal los.