Mannheim. Wer könnte die Geschichte der Junior Dance Company (JDC) des Mannheimer Eintanzhauses anschaulicher und authentischer erzählen als die Tänzerinnen und Tänzer selbst? Der kurze Film, der das Jubiläumsprogramm „Now“ des Nachwuchsensembles einleitet, zeigt Szenen aus den vier vorangegangenen Produktionen. Aus dem Off sind die Jugendlichen zu hören. „Ich habe mich selber auf die Bühne geschubst und immer wieder meine Grenzen überschritten“ oder „hier sind viele Freundschaften entstanden, und es tut mir weh, wenn wir jemanden gehen lassen müssen“, sagen sie. Es sind Aufzeichnungen aus Interviews, die während der Erarbeitung des Stücks entstanden, mit dem die Truppe fünften Geburtstag feiert.
Von Beginn an hatten die künstlerischen Leiter Julie Pécard und Jonas Frei ihrem Ensemble Freiräume gegeben. „Tanz ist Sprechen ohne Ton“, ist zu einem Leitsatz geworden - entsprechend leiten sie die Teenager an, ihre eigenen Themen zu benennen und in ihrer eigenen tänzerischen Sprache auszudrücken. Mittlerweile ist niemand mehr aus dem Gründungsjahrgang im Team. Da lag es nahe, die aktuellen Mitglieder einen Blick auf die vier bisherigen Stücke werfen zu lassen und eigene, aktuelle Bezüge herzustellen. Das Ergebnis: „Now“ ist keine Revue oder Aneinanderreihung fertiger Choreographien, sondern verdichtet die Entwicklung der JDC zu einem Parcours, der Themen wie Umweltverschmutzung, Freundschaft, Familie und Selbstbestimmung neu interpretiert und das Publikum buchstäblich mitnimmt ins tänzerische Zuhause der Jugendlichen.
Mit den Worten Greta Thunbergs
Die Performance beginnt im Foyer. Als der Film endet, erklingt Musik. Sechs Mädchen und drei Jungs, allesamt in auf links gedrehtem Jeansstoff (Kostüme: Petra Vaskova), geben sich als Tänzer zu erkennen. Die Zuschauer folgen ihnen in den Bühnenraum und dürfen auf der Tanzfläche und drumherum Platz nehmen. Dem mit den Worten Greta Thunbergs gesprochenen Appell an die älteren Generationen, sich den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen, folgt, ebenfalls schon Motiv im Debüt „Future First“, das bildhafte Aufzeigen der Folgen von Konsum und fehlendem Umweltbewusstsein. Mit dem Schluss des vierten Stücks „Hidden Structures“ wird sie gut 45 Minuten später enden.
Phrasen aus der großteils improvisierten Produktion vom vergangenen Jahr bilden einen roten Faden durch „Now“. Eine der wie in Zeitlupe getanzten Szenen aus dem Pandemiestück „Fragt uns“ (2021) zeigt das Ensemble von den nun freien Rängen aus. Selbstbewusst, gereift und stolz wirkt das. Auch die Einladung zur das ganze Wochenende dauernden Party sprechen die jugendlichen Tänzer selbst aus.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/leben/erleben_artikel,-erleben-nachwuchstaenzer-feiern-jubilaeum-im-mannheimer-eintanzhaus-_arid,2128885.html