Bildende Kunst - Reiss-Engelhorn-Museen schicken „Bildnis einer lesenden Frau“ von Rubens nach Stuttgart

Mannheim schickt bedeutendes Rubens-Gemälde nach Stuttgart

Von 
Peter W. Ragge
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Nach Stuttgart ausgeliehen: „Bildnis einer lesenden Frau“. © REM/Jean Christen

Großer Stolz bei den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen: Ein Rubens-Bild aus seiner Sammlung hängt ab Freitag in der großen Rubens-Ausstellung in Stuttgart. Das bedeute für das lange nur seiner Werkstatt zugeschriebene Werk „seine bisher wichtigste Anerkennung“, freut sich Andreas Krock, Sammlungsleiter der Kunst- und Kulturgeschichtlichen Sammlungen.

Als Krock 2003 an das Mannheimer Museum kam, hat er „vom ersten Moment an das Bild bewundert“, erinnert er sich. „Ich wusste, dass es etwas ganz Besonderes ist“, so der Kunsthistoriker zu dem „Bildnis einer lesenden Frau“. Dabei hing es „im buchstäblich letzten Winkel des damaligen alten Gemäldedepots“ und sei „in einem erbärmlichen Zustand“ gewesen.

Auch die Herkunft ist nicht so ganz klar. Zugeschrieben wird es der Sammlung Anton von Klein. Der Jesuit war Professor in der Ära von Kurfürst Carl Theodor, spielte auch eine wichtige Rolle am Hof. Jedenfalls hing es lange in den Sammlungen im Schloss, sei dort „in Vergessenheit geraten“ und kam von dort nach dem Zweiten Weltkrieg in die Reiss-Engelhorn-Museen.

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Das Ölgemälde ist auf fünf einzelne Holztafeln aufgetragen, die teilweise mit Holzdübeln oder Leim zusammengefügt wurden. „Die haben sich im Laufe der Zeit gelockert. Zwischen den Holzbrettern klafften teilweise breite Fugen, so dass man stellenweise durch das Bild hindurchsehen konnte“, schildert Krock den Zustand des Werks. Doch angesichts der Qualität „hatte das Gemälde dies nicht verdient“, fand er.

Eichenholz untersucht

Von Rubens sei bekannt, dass er für viele seiner Gemälde „die abenteuerlichsten Zusammenfügungen verschiedener Eichenholzbretter“ als Malfläche verwendete. Dies sei für niederländische Maler nicht ungewöhnlich, da Eichenholz dort weniger teuer als Bilderleinwand gewesen sei. Dies sei zugleich ein Indiz auf seine Herkunft. Zudem entdeckte Krock per Zufall in einem Katalog über den zeitweilig engsten Mitarbeiter von Rubens, Jan Boeckhorst, einen fast identischen Frauenkopf, allerdings auf Leinwand und in englischem Privatbesitz.

Um mehr zu erfahren, schrieb Krock verschiedene Forschungsstellen an, darunter das renommierte Doerner-Institut in München und das Institut für Maltechnik in Stuttgart, wo Röntgenuntersuchungen Untermalungen zeigten. Die Altersbestimmung des Eichenholzes übernahm das Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie. „Dabei ergab sich, dass das Eichenholz der Bildtafel zu Lebzeiten von Rubens gefällt worden war“, so Krock. Nach der Restaurierung habe sich bei der Gesichtspartie des Modells der besondere Schmelz, „wie er für Rubens so typisch ist“, gezeigt. Und die Stuttgarter Staatsgalerie ordnete das Mannheimer Werk als, so Direktorin Christine Lange, „bedeutendes und hochsensibles Werk“ ein, das als „Beleg für Rubens’ Werkstattpraxis und seinen Ruhm“ eine „unverzichtbare Position“ in ihrem Konzept einnehme.

Redaktion Chefreporter

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