Boulevardtheater

Liebe kreuz und quer im Oststadt-Theater Mannheim

Es gibt wieder Anlass zum "Lächeln in N1": Im Mannheimer Oststadt-Theater im Stadthaus wird man dem Motto gerecht mit dem neuen Beziehungsstück "Love Jogging"

Von 
Sibylle Dornseiff
Lesedauer: 
Szene aus der Produktion. © Theater

Mannheim. Am Ende wird - wie immer im Oststadt-Theater - viel gelacht und applaudiert. Mit „Love Jogging“ wurde das Privattheater im Stadthaus einmal mehr seiner Devise als „das Lächeln in N1“ gerecht. Doch vor der Pause kam die Komödie von Derek Benfield nicht recht in Gang. Das lag weder an der Leistung des fünfköpfigen Ensembles noch an der Regie von Tanja Götemann, sondern am Stück selbst. Der 2009 im Alter von 83 Jahren verstobene englische Dramatiker schrieb das von ihm selbst als Farce bezeichnete Stück in den 80er Jahren. Vorher und danach gab es viel Boulevardtheater, das nach ähnlichem Strickmuster wie „Love Jogging“ funktioniert. Insofern war der erste Akt mit vorhersehbaren Verläufen auch eher eine 45-minütige Exposition für den zweiten Teil. Der bot dann aber reichlich Zündstoff für die Lachmuskeln.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Doch der Reihe nach. Bei den befreundeten „mittelalterlichen“ Ehepaaren Ben und Hannah aus der Oststadt sowie Paul und Jessica aus der Schwetzinger Vorstadt hat der Mittwoch eine besondere Bedeutung. Immer wieder mittwochs geht Ben im Luisenpark auf eine lange Joggingrunde, während Paul den Abend beim Darts-Spielen verbringt. Angeblich. In Wirklichkeit treffen sich Paul und Hannah in deren Wohnung zum Liebesspiel, während Ben sein (kurzes) Jogging für Love mit der jungen Trixie nutzt. Und zwar - mit dessen Wissen - in Pauls Wohnung.

Das Überkreuzspiel funktioniert, weil Jessica in Sachen Mode weltweit unterwegs und mittwochs nie zu Hause ist. Eigentlich. Denn eines Tages kommt sie zu früh zurück und ertappt das Pärchen Ben/Trixie beinahe in flagranti. Kurz danach kann sich Paul bei Bens Rückkehr zu Hannah nur mit Mühe retten. Was dann im zweiten Akt Spaß macht, sind die Ausreden, die sich alle für Jessica einfallen lassen müssen. Die sind nicht abgesprochen, scheinen aber in den Ohren von Jessica schlüssig. Auf höchst amüsante Weise folgt nun Missverständnis auf Missverständnis, bis alles in einem chaotischen Abend zu fünft kulminiert.

Jodie Fox hat ein wunderbar passendes Bühnenbild mit zwei getrennten Wohnungen und vielen Türen geschaffen, so dass das Publikum jederzeit den Überblick behält. Gemäß dem Farce-Genre arbeitet Regisseurin Tanja Götemann in der letztlich kurzweiligen Inszenierung mit einigen Slapstick-Einlagen, legt Wert auf Situationskomik, auf den Wortwitz des Stückes und auf individuelle Figuren. Als einziger OTM-Routinier manövriert sich Knut Frank als etwas behäbiger Paul im zweiten Frühling in aussichtslos scheinende Lagen. Katja Essig ist eine charmante, verständnisvolle Jessica mit einem Geheimnis. Ann-Catrin Uhl jongliert als Hannah gekonnt zwischen Hausfreund Paul und Ehemann Ben. Den spielt Alex Wilhelm als unromantischen Mann mit immer etwas schlechtem Gewissen. Helena Fuladdjuschs Trixie ist sexy, verliebt, naiv und etwas schwer von Begriff.

Weitere Vorstellungen: 8., 23., 31. Dezember.

Freie Autorin Spezialgebiete Sport und Kultur:Sport: Turnen, Tanzen, Leichtathletik, Kanu, Eiskunstlauf, Short-Track, Curling, Judo, Triathlon, Rope Skipping, Turf, Reiten, Volleyball.Kultur: Theater/Schauspiel, Tanz, Ballett

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke