Sie sind Zwillingsschwestern. Und gewiss möchte man diesem Umstand die Beobachtung zuschreiben, wie gut beide Pianistinnen aufeinander abgestimmt sind. Aber natürlich sind Anastasia und Polina Churbanova auch erfahrene Musikerinnen, die in ihrer jungen Karriere schon reichlich Erfahrung auf internationalem Parkett gesammelt haben. Das russische Klavierduo war jetzt auf Einladung des Mannheimer Vereins PE-Förderungen für Studierende der Musik im Florian-Waldeck-Saal der Reiss-Engelhorn-Museen zu erleben.
Franz Schuberts f-Moll-Fantasie, gemeinhin als Dokument eines melancholischen Temperaments apostrophiert, spielen die beiden Schwestern ohne verzärtelte Attitüde, vielmehr mit gezügelter Empathie und klassischer Strenge. Der geschliffene Anschlag und die wohlproportionierte Stimmenaufteilung kommen dem fugierten Finale zugute, auf welches das Stück auch aufgrund seiner dynamischen Entwicklung soghaft zusteuert.
In Claude Debussys von Maurice Ravel für Klavier bearbeiteten sinfonischen Dichtung „Prélude à l’après-midi d’un faune“ lassen Anastasia und Polina Churbanova die Stimmen aquarellartig ineinander fließen, ohne das Klanggebilde verschwimmen zu lassen. Wahrzunehmen ist ihr unbeugsamer Wille zu struktureller Transparenz. Ein wenig klimpert der Bösendorfer im Diskant.
Mit keckem Übermut
Mit den sechs Stücken für Klavier zu vier Händen von Sergej Rachmaninow wechseln die Schwestern die Seiten. Flirrende Begleitfiguren glissandieren das Thema in der Barcarolle, mit keckem Übermut und kantiger Entschlossenheit wird das rasend verspielte Scherzo vorgetragen. Der Walzer entpuppt sich als rhythmisches Kabinettstückchen und in der Slava münden die mächtigen Glockenschläge in einen hymnischen Choral – wie um diesem Konzert höhere Weihen zu spenden.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/leben/erleben_artikel,-erleben-klavierduo-churbanova-musiziert-in-den-rem-_arid,2153773.html