Ladenburg. In Ladenburg flattern buntgestreifte Fahnen im Wind. Und das aus gutem Grund, denn die Römerstadt wird bald zur Regenbogenstadt: Am Samstag, 9. Juli, ist nämlich die Dorfpride zu Gast. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-Personen (LSBT+) demonstrieren mit einer fröhlichen Parade ab 15 Uhr durch die Altstadt für mehr Sichtbarkeit und Rechte. Die Community (Gemeinschaft) bezeichnet sich meist gerne als queer. Der englische Begriff spricht sich wie „quier“ aus und bietet eine Form der Identifikation ohne Schubladendenken.
Deshalb soll an diesem Tag auch der Wasserturm ab 21.30 Uhr in den Regenbogenfarben angestrahlt werden. „Ladenburg versteht sich als weltoffene und liberale Stadt und ist gerne Gastgeber der Dorfpride“, sagt Bürgermeister Stefan Schmutz, als er mit Bauhofmitarbeiter Tim Siegel die Regenbogenfahne hisst. Es sei ein großes Kompliment, dass die Stadt bei einer Online-Umfrage dafür auserkoren worden sei. „Wir freuen uns auf den 9. Juli und hoffen, dass sich die 1000 erwarteten Teilnehmenden wohl fühlen“, bekräftigt Schmutz und fügt hinzu: „Es ist eine für alle Interessierte offene Veranstaltung, die zur Diskussion anregen und darauf aufmerksam machen soll, dass sich viele nicht richtig angenommen fühlen von der Gesellschaft.“
Dritte Dorfpride
- Am Samstag, 9. Juli, ist die Dorfpride zu Gast in Ladenburg. Es ist eine Demonstration für die Anerkennung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen in kleinen Orten.
- Ablauf: Ab 13 Uhr „Meet & Greet“ auf der Festwiese am Wasserturm (Neckarstraße); 14.30 Uhr: Kundgebung; 15 Uhr: Parade; 17 Uhr: Abschlussrede und bis 19 Uhr Musik mit DJane Miss Thunderpussy (Edingen-Neckarhausen), Alev & DJane Selay (queeres Percussion-Duo aus Istanbul, Heidelberg, Brüssel) und DJane Käry (Frankfurt/M.).
- Schirmfrauschaft: Elena Barba und Julia Priller. Sie leben polyamor, also mit mehreren Liebesbeziehungen, in einer Familie.
- Organisation: Patrick Alberti, Anahita Azizi, Andrea Chagas, Cilly Dickmann, Katrin Hofner, Susanne Hun, Johannah Ilgner, Sarah Kinzebach und Simona Maier.
In vielen größeren Städten sind Demonstrationen zum „Christopher Street Day“ (CSD) als feste queerpolitische Aktion etabliert. Doch leben queere Menschen nicht nur in Großstädten. Viele entscheiden sich bewusst dafür, in ihren kleinen Heimat- oder Wahlheimatort zu bleiben. Dort, wo sich Lebensmittelpunkt, Arbeit, Familie und Freunde befinden.
„Alle sollen sich wohlfühlen“
Diesen Spirit will die Dorfpride seit 2020 jedes Jahr in eine andere kleine Kommune im Südwesten tragen. Die Botschaft lautet: „Alle Menschen sollen sich in ihrer Heimat wohlfühlen können.“ Die Teilnahme möglichst vieler Unterstützer dieser Idee ist ausdrücklich erwünscht.
Als Mitorganisatorin der Dorfpride freut sich Susanne Hun, dass sich Ladenburg „so offen zeigt und wir nach Mülhausen und Oftersheim zum dritten Mal zeigen können, um was es geht“. Sie hofft, dass der „Funke überspringt, Angebote für queere Personen in der Stadt zu stärken und auszubauen“.
Bei der Landtagsabgeordneten Fadime Tuncer (Bündnis 90/Die Grünen) aus Schriesheim rennt das Team offene Türen ein: „Toll, dass das in Ladenburg stattfindet, denn die homophobe Attacke dieser Tage in der norwegischen Stadt Oslo zeigt, wie wichtig es ist, nach außen zu tragen, dass Nationalität, Hautfarbe und geschlechtliche Orientierung keine Rolle spielen und niemand ausgegrenzt wird.“ Dies sei auch eine Aufgabe der Politik, unterstreicht Fadime Tuncer.
Ihr ebenso in Schriesheim wohnender SPD-Kollege im Stuttgarter Landtag, Sebastian Cuny, gratuliert zur Dorfpride: „Das ist eine ganz tolle Einrichtung, um in kleineren Städten Sichtbarkeit für die queere Community zu erreichen, die Diskussion anzuregen und Normalität zu schaffen.“
Dass es daran hapert, erlebt Cuny, wenn er im privaten Bereich mit seinem Sohn unterwegs ist: „Wenn der mich dann beispielsweise fragt, wann der Papi heimkommt, dann stutzen manche, und deshalb muss man immer wieder dafür sensibilisieren, die Regenbogenfamilie zur Normalität zu machen.“ Der Rhein-Neckar-Kreis sei auf diesem Feld Vorreiter. „Deshalb freue auch ich mich auf die tolle Parade und dass Ladenburg für einen Tag noch bunter wird“, sagt Cuny.
Keine Spaßveranstaltung
„Auch wenn es riesigen Spaß macht, ist die Dorfpride keine Spaßveranstaltung, sondern eine Demonstration für vielfältiges Miteinander, Respekt und Anerkennung“, erklärt Mitorganisator Patrick Alberti. „Die Altstadt ist wunderschön, und wir freuen uns auf Vereine und Menschen, die uns unterstützen wollen, aber auch auf Menschen, die mitlaufen und mittanzen“, sagt Anahita Azizi.
Nachdem im vergangenen Jahr 750 Menschen in Oftersheim auf die Straße gegangen waren, werden diesmal 1000 Teilnehmende erwartet. Los geht’s um 13 Uhr auf der Festwiese mit House-Beats unter anderem von DJane Miss Thunderpussy aus Edingen, die - nach der Kundgebung um 14.30 Uhr - auch den Umzug ab 15 Uhr begleitet.
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