Kassel. Die Szenerie ist kalt und dunkel, der strömende Regen passt perfekt zum düsteren Thema. Zum zweiten Mal präsentiert der TV-Sender „Die Passion“ als spektakuläres Live-Event - diesmal vom Friedrichsplatz in Kassel. Damit werden die letzten Tage von Jesus Christus, die in der Gegenwart spielen mit Popsongs von Johannes Oerding bis Philipp Poisel in ein modernes Gewand gehüllt.
Ostergeschichte zu neuem Leben erweckt bei "Die Passion" in Kassel
Hannes Jaenicke erzählt den rund 8000 Besucherinnen und Besuchern die emotionale Ostergeschichte, die packend und traurig ist, aber gleichzeitig viel Hoffnung in sich trägt. „Hier in Kassel erwecken wir ein 2000 Jahre altes Geschehen zu neuem Leben um zu spüren, dass große Emotionen nicht einzuteilen sind in Modern oder Altmodisch“, sagt der Erzähler. „Emotionen sind ewig.“
Mit dramatischer Musik eröffnet die virtuose Passionsband aus Mannheim die Show. Für die Musikproduktion verantwortlich ist erneut Michael Herberger, Businesschef der Popakademie Mannheim. Herberger ist zudem mit der Toncrew vor Ort in dabei. Ausgestattet mit transparenten Regenschirmen unterstreicht der stimmgewaltige Passionschor aus Osnabrück den Gefühlsausdruck der Charaktere.
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Die größte Geschichte der Menschheit handelt von Freundschaft, Verrat, Opfer, Vergebung und Liebe, vom Tod aber auch der Hoffnung. Jesus und seine Freunde erreichen Kassel, das zum neuen Jerusalem erklärt wird. „Natürlich nicht auf einem Esel, sondern pünktlich mit der Deutschen Bahn“, scherzt Jaenicke und sorgt damit für ein Lachen im Publikum. Sie wollen zum Pessachfest, der Party des Jahres. Die Leute wollen Jesus sehen, der als Messias gilt, und Kranke heilt. Die religiösen Führer sind jedoch argwöhnisch.
Ben Blümel verkörpert in seiner Rolle Jesus Christus
Ben Blümel, der Jesus verkörpert, ist kein langhaariger Revoluzzer, sondern ein väterlicher Mann mit Glatze und freundlichem Gesicht, so dass man ihm sofort Vertrauen schenken möchte. Mit seiner rauen Stimme, die unheimlich viel Pathos aber auch Gefühle wie Freude, Angst und Hoffnung transportiert, ist er ein würdiger Nachfolger von Alexander Klaws, der die Hauptrolle vor zwei Jahren innehatte. Voller Vorfreude singt er mit seinen Jüngern „Tage Wie Diese“ von den Toten Hosen.
Zu seinem Gefolge gehören unter anderem Sängerinnen wie Stefanie Hertel, Linda Teodosiu und Lisa Küppers aber Profitänzer Zolt Sandór Cseke sowie Ninja-Warrior und Artist René Casselly. Die Stimmung ist ausgelassen: Sie lachen, umarmen sich, machen Selfies, beklatschen Cassellys akrobatische Kunststücke. Das letzte Abendmahl findet in der Kasseler Markthalle mit Ciabatta statt.
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Jimi Blue Ochsenknecht, der den Judas spielt, ist nicht der beste Sänger. Den Part des Verräters, der innerlich zerrissen ist, präsentiert er aber eindrucksvoll. Vor allem bei der extrem düsteren Version des Christina Stürmer-Hits „Ich Kriege Nie Genug“, am Hercules-Denkmal.
GZSZ-Darsteller Timur Ülker überzeugt, wenn er Jesus seine bedingungslose Freundschaft erklärt, aber auch wenn er ihn dreimal verrät und ihm die Panik ins Gesicht geschrieben ist. Das Duett mit Blümel „Heute, Morgen, Übermorgen“ des Pfälzers Mark Forster sorgt für einen ausgelassenen Moment zwischen ihnen.
Wahrheit, was ist schon Wahrheit.
Pontius Pilatus der als unsympathischer Machthaber von einem hervorragend agierenden Francis Fulton-Smith verkörpert wird, bellt einem furchtlosen Jesus entgegen. „Wahrheit, was ist schon Wahrheit.“
Für Gänsehaut sorgt der Tina Turner-Hit, „We Don’t Need Another Hero“ der vom Chor ins Deutsche übersetzt mit viel Charisma vorgetragen wird.
Der heimliche Star des Abends ist aber eine Frau: Nadia Benaissa, ehemalige Sängerin der Girlgroup „No Angels“ zieht das Publikum als Maria mit ihrer souligen Stimme in ihren Bann. Ob mit dem fröhlichen „Phänomen“ von Helene Fischer, das sie federleicht auf die Bühne bringt oder als liebende Mutter, die „Weil Ich Dich Liebe“ von Marius Müller-Westernhagen intoniert, wenn Benaissa singt, wird es emotional. So auch ihr ergreifendes Duett mit Jesus, bei dem sie sich voneinander verabschieden.
Teilnehmer erklären Glaubensbedeutung bei Prozession
Am Kongresspalais startet die Prozession mit einem sechs Meter großen und 230 Kilogramm schweren Kreuz in Richtung Friedrichsplatz mit rund 600 Leuten. Der Kreuzzug wird von RTL-Moderatorin Angela Finger-Erben begleitet, die immer wieder einzelne Träger zu Wort kommen lässt, was ihnen ihr Glaube bedeutet.
Pilatus erklärt, wie Jesus gekreuzigt wurde, anhand von Gemälden im Hintergrund. Nachdem Jesus’ Stimme „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ ertönt, singt Benaissa voller Hingabe die Ballade „Wunder Gescheh'n“ zusammen mit dem Chor.
Sind sie bereit für Ostern? Liebe ist alles, dann wird alles gut“, sagt Jaenicke bevor Blümel, ganz in weiß mit dem Sarah Connor-Song „Bedingungslos“ seine Auferstehung aus der Höhe feiert. Das Publikum ist sichtlich ergriffen. „Die Passion“ hat erneut bewiesen, wie sehr das Thema die Menschen noch heute berührt.
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