Comedy

Wie Paul Panzer im Mannheimer Rosengarten heiter in die Katastrophe stürzt

Der Comedian Paul Panzer verwandelt den Mannheimer Rosengarten in eine Trinkhalle und denkt über seine Midlife Crisis nach

Von 
Markus Mertens
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Pendelt in Mannheim zwischen Humor und Tiefsinn: Paul Panzer. © Markus Mertens

Dieter Tappert hat genug. Da mag er als Paul Panzer landauf, landab noch so sehr für seinen eigenwilligen Humor gefeiert werden: Die „Midlife Crisis“ schlägt trotzdem voll durch - und mit ihr die traurige Erkenntnis: Wir werden alle älter. Oder mit anderen Worten: Frischer als heute wird von uns keiner mehr. Da macht selbst der Comedian keine Ausnahme - und seine Holde Hilde ganz offensichtlich auch nicht. Doch dazu gleich noch mehr.

Denn es wirkt an diesem kessen Abend im Mannheimer Rosengarten ganz und gar nicht so, als wäre Paulchen Panzer nah am Rande der Depression. In seiner selbst gestalteten Trinkhalle als Bühnenkulisse muten die munteren Anekdoten des Scherzboldes mit Brille eher an wie ein lockeres Gespräch an einem späten Samstagabend, skurrile Episoden inklusive. Wie etwa die einer geschenkten Schiffsreise inklusive Wellness-Behandlungen, die freilich nicht er, sondern seine Angetraute in steter Regelmäßigkeit in Anspruch nahm. Wahlweise mit Bambusmatten-Maske im Gesicht, speisenden Fischen an den Füßen oder massierenden Händen am Rücken.

Zärtlichkeiten mit der Nachteule

Einmal mehr mit einer innovativen Pflegemaske vollständig im Gesicht bedeckt, sitzt Frau Panzer da, wird von ihrem Paul Mal um Mal in der eigenen Kreuzfahrtkabine abgepasst, entschuldigt sich während der Behandlung für ihre Unpässlichkeit („So solltest du mich wirklich nicht sehen“) - und bekommt direkt die knallharte Retoure: „Stimmt, und dann auch noch die Maske!“

Ja, genau so hören sie sich an, die verbalen Zärtlichkeiten eines Ehepaars, das in trauter Zweisamkeit doch nicht voneinander lassen kann. Denn auch, wenn Hilde längst 27 Dioptrien auf den tonnenschweren Gläsern ihrer gigantomanischen Brille mit jedem Schritt mitwuchtet, und - „mittlerweile auch optisch“ - zu einer echten Nachteule geworden ist: Was sich neckt, das liebt sich.

Comedy und die kleinen Fallstricke des Lebens

Im Verlauf des Abends werden es so eher die kleinen Fallstricke des Lebens, über die Paul Panzer fast schon wonnevoll berichtet. Dass ein Tätowierer, pardon „Tätzotowör“, ohne jede Ausbildung werden kann, wer bis gestern noch als Bofrost-Mann gearbeitet hat, fuchst ihn nicht weniger als die Tatsache, dass die gute alte Midlife Crisis nicht einfach wie die Wechseljahre sein kann: „Ein Mal Katrastrophe - und Feierabend!“ Stattdessen versucht der Mensch, positiv zu bleiben, offen zu erklären: „Der Tag kann kommen!“ Und der Tag? „Der hat nichts mehr für dich übrig und winkt dir durch die Rückscheibe zu.“

Ja, das ist ein Stück weit Weltuntergang, aber es ist ein süßer, charmanter, kurierbarer Weltuntergang, der - mit einem allein sprachlich derart präsentieren Humoristen - einfach nur zum Brüllen ist. Denn welche Horrorgeschichten Paul Panzer auch ausgraben mag: Bei keiner von ihnen dominiert der Eindruck, man dürfte nicht heiter und mit dem Kopf voraus hineinstürzen.

Und genau das ist am Ende dieses herrlich leichten Abends der große Gewinn: Dass er so viel mehr Hoffnung vermittelt als Schmerz, Leid und Sorge. Ganz so, als könne nur glücklich werden, wer so mutig wie Panzer durch die Krise geht. Es wäre die denkbar schönste Moral eines Zweistünders zwischen Humor und Tiefsinn.

Freier Autor

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