Albumkritik Pop

Was das Debütalbum des Duos Phalleé & Baldu so speziell macht

Zwei der renommiertesten Musikkreativen der Region haben sich zusammengetan und mit "Zwischen den Zeilen" eine erstaunliche CD produziert. Release-Konzert ist am 30. September in der Alten Feuerwache Mannheim

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Tommy Baldu und Phalleé alias Stephanie Neigel. © Sebastian Weindel

Mannheim. Im Kern ist es ein Popalbum, aber ein sehr ungewöhnliches: Die acht Songs von „Zwischen den Zeilen“, dem Debütalbum des Duos Phalleé & Baldu, bestehen zwar aus gängigem Tonmaterial von Instrumenten und Gesang. Aber zwischen den Tönen und Noten spielt oft die eigentliche Musik - aus avantgardistischen Noise-Elementen und Klangkoppelungen oder feinstofflichen Rhythmusandeutungen.

Man staunt fast, wenn „Wo kommen wir her“ plötzlich in Soul-Funk umschlägt. „Vor der Wahl“ beeindruckt als psychedelisches Groove-Monstrum, während „Monster“ als reduzierte Pianoballade gegen Selbstzweifel ankämpft. Das von Tommy Baldu kreierte „Gesichter“, eine Kombination aus eindringlichem Schlagzeug-Solo und Sound-Collage, unterstreicht den speziellen Charakter dieser Platte.

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Deutlich hört man die Handschrift des Produzenten und Schlagwerk-Virtuosen, wie Baldu sie auch beim Live-Projekt das Vereinsheim in der Alten Feuerwache sichtbar macht. Genau so prägend sind die hier meist sehr lakonisch gehaltene Stimme und Texte von Phalleé. Diesen Künstlerinnennamen verwendet Stephanie Neigel seit ihrem Einstieg beim Söhne Mannheims Jazz Department. Nach zehn Jahren mit Soloprojekten unter ihrem bürgerlichen Namen habe ihr die Arbeit mit Pseudonym Wind in die Segel gegeben, etwas Anderes auszuprobieren: „Und bei beiden Projekten war am Anfang nicht klar, was rauskommen würde. Deshalb habe ich jetzt wieder diesen Namen benutzt“, erklärt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Musikalisch fühle sie sich durch das Pseudonym generell freier: „Phalleé macht halt keine Steuererklärung, muss nicht das Bad putzen, sondern kann einfach in der Kunst aufgehen.“ Das schlägt sich auch inhaltlich nieder, vor allem der Titelsong ist sehr offen und intim. „Da muss ich als Phalleé nicht darüber nachdenken, ob ich zu viel preisgebe - obwohl ich ja dieselbe Person bin.“

Das Projekt entstand nach einem Trio-Konzert Ende 2020 mit Baldu und Gitarrist Daniel Stelter. „Danach war klar, jetzt gibt es wieder so Absagewelle.“ Dann habe Baldu vorgeschlagen, sich einfach mal in seinem Heimstudio zu treffen. „Ich hatte ein paar Texte und Songskizzen dabei - dann lief es so gut, dass wir an einem Tag zwei, drei Lieder schon grob eingespielt hatten.“ Einfach kreativ sein zu können, „das hat uns dieser Zeit so viel gegeben, in der alles brach lag.“ Da es keinerlei Veröffentlichungsdruck gegeben habe, „ist es wohl so ein spezielles Album geworden“.

Das Album "Zwischen den Zeilen" erscheint am 30. September bei Phazzadelic. Am selben Freitag präsentieren es Phalleé & Baldu in der Alten Feuerwache Mannheim (20 Uhr, Abendkasse: 18 Euro).

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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