Mannheim. Es ist ein sonniger Sonntagvormittag, noch geht es ruhig zu rund um den Mannheimer Paradeplatz. Und doch erregt es allerhand neugierige Aufmerksamkeit, als Ulas Turan und Erdi Sirin durch die Straße streifen - flankiert von zwei Kameraleuten und einem Tonmann. Turan und Sirin bewegen sich auf den Friseursalon „Reyna“ im Quadrat G 2 zu, in dem die nächste Szene der Serie „Quadrate“ gedreht werden soll. Bevor man das Geschäft erreicht, legt das Team einen kurzen Stopp ein und schaut sich die Aufnahme an: „Das wollte ich haben!“, sagt Turan zufrieden. „Jungs, wir sind ein gutes Team.“
„Quadrate“, inspiriert von der populären Dramaserie „4 Block“, ist eine so ungewöhnliche wie besondere Produktion: Sie entsteht in Eigenregie, federführend von Ulas Turan entwickelt und mithilfe des Einsatzes vieler Mitwirkender in die Tat umgesetzt. Da ist zum Beispiel seine Cousine Yamur Turan, die beim Schminken der Darsteller hilft; an den Kameras agieren André Metzger, hauptberuflich Zugfahrer bei der RNV, und Sascha Kempf, von Haus aus Lagerleiter, die nebenberuflich unter dem Namen „Fotobox Rhein-Neckar“ als Hochzeitsfotografen und -filmer tätig sind - und der Serie ihr professionelles Equipment und Knowhow beisteuern.
Ausgewogenes Bild
Mime Erdi Sirin arbeitet im öffentlichen Dienst, aber in seiner Jugend hat er eine Theaterschule in Heidelberg besuch: „Warum nicht hier die Flamme wieder entfachen?“, meint der 27-Jährige. Auch der 18-jährige Schüler Mehmet Yilmaz Renkli, der schon am Nationaltheater mitgewirkt hat, ist als Schauspieler an „Quadrate“ beteiligt - heute aber springt er am Ton ein. Und „Reyna“-Inhaber Erdem Arslan stellt nicht nur den Drehort zur Verfügung, sondern tritt gleichfalls vor die Kamera.
In just diesem Salon hat der 32-jährige Ulas Turan, der vor zehn Jahren die Theaterakademie Mannheim absolvierte und anschließende eine Friseurausbildung abschloss, auch zweieinhalb Jahre gearbeitet. Vor drei Jahren gründete er dann die REALLIVEMOVIESGROUP, mit der schon kleinere Projekte umgesetzt worden sein, wie er erklärt. Es sei auch beim Friseur gewesen, wo sechs Monate zuvor die Grundidee zu „Quadrate“ entstand, die er mit Viktor Schreider ersann, der seinerseits in der IT-Branche tätig sei und zuvor bei Netflix gearbeitet habe.
Erste Staffel soll sieben bis zehn Folgen umfassen
- Vor dreieinhalb Jahren haben Ulas Turan und Viktor Schreider die Grundidee zu der in Mannheim angesiedelten Serie „Quadrate“ entwickelt.
- Als Inspirationsquelle fungiert die preisgekrönte deutsche Dramaserie „4 Blocks“, die von 2017 bis 2019 auf TNT lief und die Geschichte von Clanchef Ali „Toni“ Hamady erzählt, der den Ausstieg aus den kriminellen Geschäften seiner Familie versucht.
- Mehr als 30 Mitwirkende der verschiedensten Professionen beteiligen sich bereits an der „Quadrate“-Produktion.
- Drehstart für die in Eigenregie produzierte Serie, deren erste Staffel sieben bis zehn Folgen umfassen soll, war im Mai dieses Jahres. Eine Deadline für den Drehschluss hat sich das Team nicht selbst auferlegt.
- Es gibt einen YouTube-Kanal („Quadrate Mannheim“) und einen Instagram-Kanal („quadrate_mannheim“), auf dem sich die Fortschritte des Projekts verfolgen lassen.
Zur viel von der Handlung will Turan nicht verraten, aber: „Action, Liebe, Straße, Drama“ werden sich darin wiederfinden, es sei „eigentlich alles mit dabei, was in einer Serie dazugehört.“ Der Lampertheimer selbst spielt die Hauptrolle des „Mikail“, der „das Straßenleben und dieses Gangster-Sein“ ablegen und stattdessen mit seinen Freunden „über das Rappen und legale Wege etwas erreichen will“. Zugleich wird „Quadrate“ auch eine Serie über den Ort, an dem sie spielt: „Natürlich gibt es schlechte Seiten von Mannheim, die gibt es in jeder Stadt“, so Turan. „Aber wir wollen auch die schönen Seiten zeigen“ - so auch das multikulturelle Miteinander in der Bevölkerung.
Kontakt mit Netflix und Amazon
Mehr als 30 Akteure beteiligten sich bereits an der Serie und „es werden von Tag zu Tag auch mehr“, konstatiert der Showrunner. Auch der Soundtrack ist hausgemacht: „Wir haben jetzt viele Künstler aus Mannheim“, berichtet Turan, denn: „Wer kann Mannheim besser repräsentieren oder die Sprache in dieser Kunst wiedergeben, wie die Rapper aus Mannheim selbst?“
Zwar habe er zusammen mit Schreider Investoren und Sponsoren gesucht und auch gefunden. „Jedoch sind alle, wirklich von heute auf morgen wegen Corona abgesprungen.“ Beide beschlossen, das Projekt dennoch zu realisieren, sprachen mit dem Kamera- und dem Cutter-Team, mit den Schauspielern. „Und jeder war bereit, ohne Gage, ohne Bezahlung mitzuwirken.“
Kosten fallen natürlich dennoch an, etwa für das Catering, die Hygienekonzepte und die Krankenschwester, die das Team am Set getestet hat. Knapp 4000 Euro habe er so investiert, bilanziert Turan. „Wir waren auch schon mit Netflix in Kontakt und mit Amazon Prime“, sagt Turan über mögliche Vertriebswege für die Mannheim-Serie. „Jetzt ist es am Ende nur noch Verhandlungssache.“ Wir sind jedenfalls sehr gespannt, wie sich dieses ambitionierte Projekt weiterentwickelt.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-quadrate-dreh-zu-streaming-serie-ueber-mannheim-gestartet-kontakt-mit-netflix-und-amazon-_arid,1809711.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html