Wien. Mit Pomp und Tradition hat das Wiener Burgtheater Abschied von seinem früheren Direktor Claus Peymann genommen. Der Leichnam des berühmten deutschen Theatermachers wurde nach Angaben der Bühne dafür eigens von Deutschland in die österreichische Hauptstadt transportiert.
Am Ende der Trauerfeier wurde sein Sarg in einer Prozession unter dem Applaus von rund 200 Menschen einmal um das Theater gefahren. An der Verabschiedung nahmen auch Theater- und Entertainment-Stars teil, darunter Talkshow-Legende Harald Schmidt, «Jedermann»-Darsteller und TV-Ermittler Philipp Hochmair («Blind ermittelt») und Klaus Maria Brandauer («Jenseits von Afrika»).
Der aktuelle Burgtheater-Chef Stefan Bachmann ehrte Peymann in seiner Trauerrede als «großen, vielleicht letzten Theaterkönig». Schauspielerin Maria Happel erinnerte daran, dass sich der Verstorbene seinen Abschied am Burgtheater genauso vorgestellt habe. Und der österreichische Autor Christoph Ransmayr warf zum Abschied zwei Handvoll Konfetti über den Sarg seines Freundes Peymann.
Peymann ist im Juli im Alter von 88 Jahren in Berlin gestorben. Er hatte bis 2017 das Berliner Ensemble geleitet, davor war er von 1986 bis 1999 Direktor des Burgtheaters.
Aufwändige Trauer-Inszenierung in Wien
Der streitbare Theatermacher wurde danach zu einem Ehrenmitglied der «Burg» ernannt. Mit diesem Titel ist im Todesfall eine aufwendige Trauer-Inszenierung gemäß der Tradition des Hauses vorgesehen: Das Tor zur Feststiege wurde mit einem riesigen schwarzen Vorhang drapiert. Davor loderten Flammen auf zwei hohen Säulen.
Peymann spielte nicht nur für das Burgtheater und Wiens Kulturszene, sondern für die deutschsprachige Literatur eine wichtige Rolle. In Wien brachte er Werke der späteren Literaturnobelpreisträger Peter Handke und Elfriede Jelinek auf die Bühne. Mit seiner Inszenierung des NS-Aufarbeitungsstücks «Heldenplatz» von Thomas Bernhard sorgte Peymann 1988 für einen Theaterskandal.
Beisetzung in Berlin am Freitag
Auf die Verabschiedung in Wien folgt nach Angaben des Burgtheaters der Transport des Sarges zurück nach Deutschland. Denn die Beisetzung findet am Freitag in Berlin statt. Und am 26. Oktober verabschiedet sich das Berliner Ensemble in einer Matineé von seinem ehemaligen Intendanten.
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