Konzertreihe

International renommierte Künstler im Mannheimer Rosengarten

Von 
Bertold Planer-Friedrich
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Michael Barenboim zu Gast in Mannheim. © Marcus Höhn

Mannheim. Zum dritten Konzert der FinestClassics Reihe der Mannheimer Philharmoniker ist der Kammermusikabend mit „Das Ende der Zeit“ betitelt. Am Freitag stehen im Stamitzsaal des Rosengartens Robert Schumans „Märchenerzählungen“ Opus 132 und Béla Bartóks Trio „Kontraste“ und schließlich Olivier Messiaens  „Quatuor pour la fin du temps“, also das Quartett für das Ende der Zeit auf dem Programm. Bei Messiaen wird noch an diesem Abend der Engel, der das Ende der Zeit verkündet, mit instrumentalen Vokalisen und einem Wirbel der Regebögen, nach der originalen Titelfassung einem „fouillis d’arcs-en-ciel“, bedacht werden. Der Abend verspricht in jeder Hinsicht anspruchsvolle Kost. Die Musiker sind international renommierte und gefragte Künstler. Michael Barenboim an Violine und Viola, Pascal Moraguès an der Klarinette, Astrig Siranossian und am Violoncello und Olga Zado am Klavier haben sich für dieses Programm zusammengefunden. Das Publikum füllt den Saal nur zu drei Vierteln, obwohl  die Besetzung illuster ist und nach dem krankheitsbedingten Ausfall des zweiten Konzerts der FinestClassics Reihe einige Zuhörer umgebucht hatten.

Hohe Kunstfertigkeit

Die „Märchenerzählungen“ sind trotz Schumanns Abneigung gegen Programmmusik durchaus szenisch bildhaft und werden im Trio von Klarinette, Viola und Klavier einfühlsam zusammengesetzt. Beim gemeinsamen sensiblen Rubatospiel der Interpreten zeigt sich deren hohe Kunstfertigkeit und Aufmerksamkeit. Die Gleichwertigkeit der Instrumentalstimmen tritt in der engen Stimmführung des ruhigen dritten Satzes schön hervor und wird im vierten lebhaften Satz unabhängig akzentuiert.  Als vorletztes Kammermusikwerk Schumanns, das kurz vor seiner Einweisung in die Nervenheilanstalt entstand, die er bis zum Tod nicht mehr verlassen sollte, hat hier das Ende der Zeit eine eigene und mit dem Schicksal des Komponisten verknüpfte Bedeutung.

Bartóks Trio wartet mit mehr Klangfarben auf, teils düster und sehr tänzerisch. Barenboim intoniert scharf. Die Musiker haben ihre Präsenz und Präzision sogar noch gesteigert und interpretieren mit Verve. Mit gutem Applaus geht es in die Pause.  

Messiaens Komposition entstand während seiner Kriegsgefangenschaft in Deutschland. Inhalt und Kontext gehen im Gleichschritt. Nun im Quartett mit Cello eröffnet der erste Titel des Werks mit einer an Vogelstimmen angelehnten Liturgie. Nachdem der Engel im zweiten Titel teils mächtig und unisono, teils elegisch sich verlierend, in Szene gesetzt worden ist, nutzt Pascal Moraguès den dritten Titel „Abîme des oiseuaux“, den Abgrund der Vögel, ein langes Solostück für Klarinette, um einen Moment höchster Intensität und Intimität zu erschaffen. Die musikalischen Bögen sind atemberaubend. Die Titelfolge beschließt mit dem Lobpreis der Unsterblichkeit Jesu, einem Duo von Violine und Klavier, dem Barenboims Interpretation eine berührende Zerbrechlichkeit verleiht. Nach viel Applaus führt der Ausgang in eine verschneite Winternacht.   

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