Kunst

Hochseilakt auf 300 Meter langer Slackline: So war das Ludwigshafener Straßentheaterfestival

Zwischen dem Dach der Sparkasse und dem Rathausturm ist ein Hochseil gespannt. Beim ersten Programmpunkt des Straßentheaterfestivals in Ludwigshafen schauen die Besucher gebannt zum Himmel

Von 
Katja Geiler
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Zwischen Sparkassen-Gebäude und Rathaus-Turm ist ein Hochseilakt auf einer rund 300 Meter langen Slackline aufgebaut. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Zwischen dem Dach der Sparkasse und dem Rathausturm ist am Freitagnachmittag ein Hochseil gespannt. Um punkt 15 Uhr geht es los. Eine Trompete ertönt und ein Hochseilartist erscheint auf der Slackline. Zuerst kann man ihn nur von der Ludwigstraße aus durch die Bäume hindurch sehen. Der Hochseilakt ist der erste Programmpunkt des diesjährigen Straßentheaterfestivals in Ludwigshafen, das an fünf Orten in der Innenstadt stattfindet. Das Künstlerteam heißt Lyapunov und kommt aus Belgien, die Nummer heißt „Sky Explorer“.

Festivalbesucher und Leute, die zufällig vorbeikommen, schauen gespannt zum Himmel hinauf. Dieser ist grau und verregnet. Der Künstler verschwindet hinter Bäumen, die Zuschauer müssen weitergehen und sich ein neues Fenster zum Himmel suchen. Im Hintergrund läuft Musik, gespielt vom Lyapunov-Bodenpersonal, das ein DJ-Pult am Ende des Ludwigsplatzes aufgebaut hat. Zwischendurch nimmt der Artist Kontakt zu den Zuschauern auf und winkt hinunter – er ist übrigens gesichert und landet weich, falls etwas schiefgeht. Dass der Regen stärker wird, scheint ihn wenig zu stören. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Rathausturm. Er verschwindet kurz hinter Häusern. Die Fans verfolgen seinen Drahtseilakt bis zum Rathausplatz, wo die trostlose Ecke mit dem Baustellenzaun vor dem Rathaus noch einmal richtig belebt wird. Der Regen nimmt weiter zu. Die Leute stehen unter dem Vordach einer Apotheke und haben nun Schirme aufgespannt.

Regenunterbrechung am Freitag

„Ich komme aus Österreich, bin auf der Durchreise und verbringe eine Nacht in Mannheim“, sagt Valerie, die wegen des Festivals einen Abstecher auf die andere Rheinseite gemacht hat. „Ich schaue mir gerne solche Sachen an, die ,Wise Fools’ habe ich auch auf dem Festival in Linz gesehen.“

Der nasse Hochseilartist umringt von seinen Fans. © Kge

Die „Wise Fools“, drei Artistinnen, hätten etwa eine Stunde später ihren Auftritt auf dem Ludwigsplatz gehabt. Das Pflasterspektakel in Linz gibt es seit über 30 Jahren. Es ist das größte Straßentheaterfestival Europas. Zurück in Ludwigshafen hat der Artist den Rathausturm erreicht. Das Publikum applaudiert begeistert. An einem zusätzlichen Seil lässt er sich langsam hinab und landet genau auf dem Rathausplatz. Das Team findet sich ebenfalls ein, unter anhaltendem Applaus verbeugt es sich. Einige Fans machen jetzt Fotos mit den klatschnassen Artisten. Wenig später wird das Festival wegen des anhaltenden Regens für rund drei Stunden unterbrochen. Als es am Abend fortgesetzt wird, sind so viele Menschen zurück, als hätte es die Regenpause niemals gegeben.

Festival ein voller Erfolg

Am Samstag geht es genauso weiter. Vor der Rheingalerie steht die Kartoffel-Installation „DJ Frietmachine“ aus Dänemark, bei der sich die Besucher eine Kartoffel aussuchen können, die dann zu Pommes verarbeitet wird. Dazu legt der DJ im Hintergrund eine passende Single auf. An diesem Tag bildet sich eine lange Schlange vor der Maschine.

Ein großes Publikum hat auch das Theaterstück „Full House“ (Österreich, Italien). Eine Bulldogge, ein Pferd und eine Koala-Bärin veranstalten ulkige Sachen, während ein Moderator dazu musiziert und die Tierstimmen imitiert. Auf dem Ludwigsplatz spricht die deutsch-iranische Artistin der Compagnie Bolbol über die Situation der Frauen im Iran – mit Jonglage, Kontorsion, Tanz und bezaubernder Musik.

Ein Stück weiter hat die Clownin Gaia Ma mit Assistenz-Clown einen Auftritt, beim Festivalzentrum auf dem Karl-Kornmann-Platz turnt Matthias Romir (Deutschland) umher. Seine Darbietung in Pumphosen bringt das Publikum zum Brüllen. Bestimmt 300 Zuschauer sind es pro Aufführung.

So wird das Festival wieder ein voller Erfolg, ehe am Abend im Kulturzentrum DasHaus noch bis in die Puppen gefeiert wird. „Es war so schön, dass es gestern nach dem Regen noch so voll war, und so klasse Stimmung überall“, sagt Torsten Kleb, der an diesem Tag im Kulturzentrum hilft. „Großartige Ensembles, klasse Publikum!“ Auch die Gesamtbilanz für das Festival fällt erfreulich aus. Mit 50.000 Besuchern kamen etwa so viele wie im Vorjahr - trotz wechselhaften Wetters.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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