Konzertkritik Deutschpop

Bosse lässt die Alte Feuerwache beben

Der Braunschweiger Songwriter bringt sein Mannheimer Publikum in Wohlfühl-Atmosphäre zum Tanzen

Von 
Tanja Capuana
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Axel Bosse räumt in Mannheims Alter Feuerwache ab. © Rudolf J. Uhrig

Mannheim. Bosse ist ein Phänomen: In einer Welt, die sich scheinbar immer schneller zu drehen scheint, und in der ein kalter Hedonismus den Ton angibt, strahlt der sympathische 43-Jährige eine Wärme aus, die der Seele guttut. Mit seinem inzwischen neunten Album „Übers Träumen“ ist er aktuell auf Clubtour. Bei seinem ausverkauften Konzert in Mannheim hat er zusammen mit seiner Liveband am Samstag die Alte Feuerwache zum Beben gebracht.

Vor der Bühne geht es extrem eng zu. Viele wollen Axel Bosse, wie der gebürtige Braunschweiger mit bürgerlichem Namen heißt, so nah wie möglich kommen und zu seinen Tracks tanzen. Mit seiner schönen Midtempo-Nummer „Royales Morgenblau“, einer seiner neusten Songs, eröffnet er seinen Gig. Das Lied soll Menschen, denen es aktuell nicht so gut geht, Mut machen. Damit bricht der Popsänger blitzschnell das Eis.

Wichtige Botschaft

Seine Worte gehen häufig in ohrenbetäubendem Jubel unter. „So schön, dass ihr da seid“, sagt Bosse fröhlich, der auch eine wichtige politische Botschaft für die Gäste. „Jetzt gerade ist der beste Moment, um laut zu sein gegen Rechts“, wofür er viel Beifall erhält. Bosse nimmt die rund 1000 Fans mit auf eine musikalische Reise, bei der er frühen Hits aber auch neues Material präsentiert. Bereits im zarten Alter von 17 Jahren unterschrieb der Künstler mit seiner damaligen Band Hyperchild seinen ersten Plattenvertrag. Inzwischen ist er solo erfolgreich unterwegs.

Seichte Liedtexte sucht man bei ihm vergebens. Denn auch wenn viele Stücke ordentlich viel Ohrwurmqualitäten aufweisen und gute Laune machen, bleibt Bosse tiefgründig. So gelingt es ihm, auch heiße Eisen und unbequeme Themen in eingängige Songs zu verpacken, deren Lyrics lange nachwirken. Mal temporeich, dann wieder emotional und besonnen, gelingt ihm der Spagat zwischen Party und Tiefgang.

Bosse springt und tanzt über die Bühne

Während das fetzige „Frankfurt Oder“ Lust aufs Feiern macht, sinniert Bosse in dem ruhigeren Stück „Das Paradies“ über eine Zeit, in der es weniger Hass und dafür mehr Akzeptanz gab. Es sei ein „feuchter Traum in einer Wutgesellschaft“, kündigt er das Stück an. „Das nächste Lied spiele ich wie zuhause geschrieben“, sagt er bevor er die Akustikversion von „Augen Zu, Musik An“ zum Besten gibt, bei der sich selbst auf der Gitarre begleitet. Damit erinnert es sich an morgendliche Busfahrten, bei der er gern seine Lieblingslieder auf dem Walkman gehört hat. In dem Stück gehe es auch über die Bedeutung von Musik in seinem Leben.

Auch wenn Bosse einige Balladen singt, so ist stillstehen bei ihm weniger angesagt. Das Energiebündel springt und tanzt über die Bühne, so dass er nach kurzer Zeit bereits schweißgebadet seinen Auftritt gestaltet. Dennoch lässt er es sich nicht nehmen, zwischendurch auch manches aus seinem Privatleben zu erzählen. Etwa, dass eine gute Freundin kürzlich ein süßes Mädchen auf die Welt gebracht hat. Das habe ihn zusätzlich zum Nachdenken gebracht, gesteht Bosse, der dafür plädiert, jeden Augenblick zu genießen. „Mein Vater hat immer gesagt: Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht“, sagt er bevor er das mitreißende „Alles ist Jetzt“ singt. Nach vier Zugaben schenkt er der begeisterten Menge mit dem Hit „Der letzte Tanz“ noch Momente voller Lebensfreude.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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