Fußball

Stadionsprecher tritt nach Nazi-Eklat ab

Die Würdigung des verstorbenen Rechtsextremisten Christian Hehl vor dem Pokal-Spiel gegen Nürnberg sorgt beim SV Waldhof für personelle Konsequenzen

Von 
Alexander Müller
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Seit 29 Jahren fungierte Stephan Christen als Stadionsprecher. © PIX

Mannheim. Nach einem Neonazi-Eklat beim DFB-Pokal-Spiel gegen den 1. FC Nürnberg am Dienstag (0:1) ist der Stadionsprecher des SV Waldhof am Mittwoch von seinem Amt zurückgetreten. „Mir ist im Rahmen des Pokalspiels gegen den 1. FC Nürnberg ein Fehler unterlaufen, der mir nach 29 Jahren Tätigkeit als Stadionsprecher so nicht passieren darf. Bei der Widmung der Mannschaftsaufstellung habe ich einer verstorbenen Person gedacht, die der rechten Szene angehörte. Die Person und die Hintergründe waren mir persönlich nicht bekannt“, wird Stephan Christen in einer Vereinsmitteilung zitiert.

Der langjährige Stadionsprecher hatte kurz vor dem Anpfiff dem Neonazi Christian Hehl die Verkündung der Mannheimer Startaufstellung gewidmet. „Das ist hier nur für dich, Christian Rolf Hehli“, hatte Christen gesagt. Der gebürtige Ludwigshafener Hehl war nach Angaben von Gesinnungsgenossen aus der rechten Szene am Sonntag in einer Mannheimer Klinik im Alter von 53 Jahren gestorben. Hehl galt als eine der bekanntesten Figuren der deutschen Neonazi-Szene und musste 2018 unter anderem vor einem Ausschuss des baden-württembergischen Landtags zu den Terrortaten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) aussagen. Der Rechtsextremist war Fan des SV Waldhof, zuletzt aber auch zeitweise mit einem Stadionverbot belegt.

Die Würdigung Hehls durch Christen hatte im Umfeld des Mannheimer Traditionsvereins für Entsetzen gesorgt, auch aus der Kommunalpolitik kam scharfe Kritik an den Vorkommnissen. Von einem „Tabubruch“ sprach der Mannheimer CDU-Fraktionschef Claudius Kranz, Gerhard Fontagnier von den Grünen äußerte sich „schockiert und wütend“ über den Eklat.

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Stadionsprecher Christen rechtfertigte sich in der SVW-Mitteilung, „die Person und die Hintergründe“ seien ihm „persönlich nicht bekannt“ gewesen. „Um Schaden vom SV Waldhof Mannheim abzuwenden, übernehme ich die alleinige Verantwortung und trete aus freien Stücken mit sofortiger Wirkung zurück. Ich distanziere mich hiermit persönlich und ausdrücklich von jedem rechten Gedankengut“, teilte der 52-Jährige mit.

Nach dem Spiel gegen Nürnberg hatte die Vereinsspitze in mehreren Krisenrunden versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben. „Diese Aktion war vor der Partie nicht mit den Verantwortlichen des SV Waldhof Mannheim 07 abgesprochen“, teilte der Club noch am späten Dienstagabend mit. „Sowohl Stephan Christen als auch alle Gremien des SV Waldhof Mannheim distanzieren sich von rechtem Gedankengut und werden sich auch zukünftig wie in den vergangenen Jahren für Vielfalt, Toleranz und gegen Rassismus einsetzen“, hieß es ergänzend am Mittwochnachmittag. Geschäftsführer Markus Kompp wollte sich auf Anfrage über den Inhalt der Pressemitteilung hinaus nicht äußern.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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