Verkehr

S-Bahn bundesweit Schlusslicht

Von den größten Netzen erreicht das Angebot im Rhein-Neckar-Raum und an der Bergstraße die schlechtesten Pünktlichkeitswerte

Von 
Julian Eistetter
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Bergstraße/Rhein-Neckar. Die S-Bahn Rhein-Neckar, deren Netz bis an die Bergstraße reicht, fährt ihren Ansprüchen hinterher. Im Vergleich der neun größten Netze in Deutschland schneidet das hiesige Nahverkehrsangebot bei der Pünktlichkeit am schlechtesten ab. Das hat eine Anfrage des Filderstädter Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel (Grüne) an das Bundesverkehrsministerium ergeben. Demnach erreichten im ersten Halbjahr 2022 im Netz der S-Bahn Rhein-Neckar nur 88 Prozent der Züge ihr Ziel pünktlich. Den besten Wert weist mit 97,6 Prozent die S-Bahn Berlin auf. Die Zahlen für das gesamte Jahr liegen noch nicht vor.

Für die Aufgabenträger in den vier Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen, auf deren Boden sich das S-Bahn-Netz erstreckt, liegt die Verantwortung für die häufigen Verspätungen bei der DB Regio (Deutsche Bahn) als Betreiberin. „Die Verbesserung der Pünktlichkeit ist primär eine Aufgabe des Verkehrsunternehmens und natürlich des Infrastrukturbetreibers“, heißt es in einer gemeinsamen Antwort des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar, des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg und des Zweckverbands Personennahverkehr Saarland auf eine Anfrage dieser Redaktion.

Die Pünktlichkeitsquote entspreche „nicht den mit der DB Regio vertraglich vereinbarten Werten“, teilen die Aufgabenträger mit. „Wir erwarten, dass der verbundene Konzern Lösungen aufzeigt und sich nicht ständig in Ausreden flüchtet“, lautet die Ansage in Richtung DB Regio.

Nach Angaben der Aufgabenträger sind sämtliche S-Bahn-Linien im Netz gleichermaßen von Verspätungen betroffen. „Insbesondere jene, die sich die Gleise gemeinsam mit den – im Übrigen sehr verspätungsanfälligen – langlaufenden Fernverkehrszügen und dem Schienengüterverkehr teilen“, heißt es. Immer wiederkehrende Ausfälle der Fahrdienstleiter im Stellwerk Ludwigshafen würden derzeit zusätzlich für Verspätungen sorgen.

Die DB Regio bedauert die fehlende Zuverlässigkeit in ihrem Angebot. „Das entspricht in keiner Wiese unseren Ansprüchen und auch nicht den Erwartungen unserer Fahrgäste“, teilt eine Sprecherin mit. Die starke Nachfrage beim 9-Euro-Ticket, baubedingte Einschränkungen sowie hohe Krankenstände hätten das Unternehmen im Jahr 2022 „in besonderem Maße gefordert“.

Verbesserungen sollen durch den Ausbau moderner Leit- und Sicherungstechnik erzielt werden. Teile des Liniennetzes in der Pfalz seien bis Ende 2022 bereits umgerüstet worden. Gleichzeitig weist die DB Regio aber darauf hin, dass die S-Bahn Rhein-Neckar mit langlaufenden Linien wie etwa zwischen Homburg und Osterburken nur bedingt mit klassischen Metropolen-S-Bahnen vergleichbar sei.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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