Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Vertrauen in die Polizei in Mannheim ist erschüttert

Es sind Videosequenzen, die erschüttern: Da liegt ein offenbar verwirrter Mann am Marktplatz auf dem Boden. Wehrt sich verzweifelt gegen zwei Polizisten, die ihn festhalten. Dabei schlägt ihm ein Beamter mehrfach ins Gesicht. Der Mann kollabiert – und bleibt reglos liegen. Diese kurzen Szenen, die lediglich einen Teil der Wahrheit zeigen, bringen Mannheim plötzlich bundesweit in die Schlagzeilen. Die Falschmeldung, es handle sich um einen türkischen Migranten, lädt den Vorfall weiter emotional auf. So vermischen sich an diesem Montag scharfe Kritik an der Polizeigewalt mit Rassismusvorwürfen.

Dabei ist zu diesem Zeitpunkt nur eines klar: Ein Mensch ist nach einem gewaltsamen Polizeieinsatz verstorben. Ob und welchen Migrationshintergrund der Mann hat, ist nicht der Kern der Sache. Sondern ein aus dem Ruder gelaufener Polizeieinsatz mit tödlichen Folgen. Sowie die Frage, ob es sich hier um Machtmissbrauch und brutale Polizeigewalt handelt. Gut also, dass das Landeskriminalamt (LKA) als unbeteiligte Drittstelle ermittelt. Schlecht dagegen sind die falschen Spekulationen im Netz sowie die Hetze gegen die Polizisten. Mitschuld daran ist auch die missglückte Kommunikation der Ermittlungsbehörden mit der Öffentlichkeit. Die Nationalität des Mannes wird nicht veröffentlicht, erst als es zu Aufrufen kommt, um gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt zu demonstrieren, stellt das LKA die Falschmeldung richtig.

Nachgefragt nach dem Grund heißt es: Da es keine Anzeichen auf ein rassistisch motiviertes Handeln gebe, habe man die Nationalität nicht genannt. In der Zwischenzeit aber haben migrantische Vereine auf dem Marktplatz mobilisiert, die Menge lässt sich von emotionalen Reden mitreißen. Zurück bleibt ein zerrüttetes Vertrauen in die Polizei. Nun liegt es am LKA, den Vorfall aufzuklären – und keine Infos wegzulassen. Entscheidend wird sein, wie transparent die Behörde dabei vorgeht. Denn nur so lässt sich das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen.