Auf zu neuen Wegen mit dem E-Scooter?

Die E-Scooter haben ein Eigenleben entwickelt - sie blockieren Gehwege und Personen. Ist jetzt die Sondernutzung die neue Lösung?

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Lisa Uhlmann
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Die „letzte Meile“ überwinden – das war einst die Ursprungs-idee der E-Scooter. Sie sollten eine Lücke schließen und all diejenigen schnell zur nächsten Haltestelle bringen, die nicht mitten in der Stadt leben und nur wenige Meter zur nächsten Station zurücklegen müssen. Wussten Sie das noch? Offenbar ist dieser Nutzungsgedanke schnell in Vergessenheit geraten. Denn die E-Flitzer haben ein Eigenleben entwickelt. Ganz besonders dort, wo man sie eigentlich gar nicht dringend braucht – in der Innenstadt. Weil sie hier Chaos verursachen, Gehwege blockieren oder andere behindern, ist es richtig und wichtig, dass die Stadt sich nun endlich traut, härter durchzugreifen. Kritiker könnten monieren, dass diese Entscheidung längst überfällig ist. Ein zweiter Blick zeigt: Die Städte sind mit diesem Verkehrschaos allein gelassen worden. Sie mussten sich selbst behelfen. Die neue Lösung ist nun die Sondernutzung.

Die wurde bislang etwa für Brezel- oder Warenstände ausgestellt, weil sie etwas im öffentlichen Raum verkaufen. Das tun genau genommen auch die Verleiher. Und so lässt sich diese Sondernutzung als Werkzeug nutzen, um die lang ersehnte Handhabe zu erhalten. Dafür muss zwar das Stadtrecht geändert werden. Aber das könnte sich lohnen – sogar für die Anbieter. Denn der Zwang zum Bewerben für „Lizenzen“ sorgt für eine neue Chancengleichheit, die es in dieser Branche vorher kaum gegeben hat: Kleine Verleiher hatten wenig Chancen, gegen Platzhirsche zu bestehen. Außerdem könnte sich das neue Konzept besonders für Vorortbewohner rentieren – und neue Wege zum ÖPNV schaffen. Auch in der Innenstadt könnte sich einiges verbessern: zum einen durch die verringerte Flotte. Und zum anderen durch weitere feste Parkstationen, wo die E-Scooter abgestellt werden müssen. Sie zwingen die Nutzenden dazu, diese nicht mehr in den Weg zu stellen. Es ist zwar ein Armutszeugnis, dass so etwas nötig ist. Aber anders scheint es nicht zu funktionieren. Mit der Sondernutzung werden die Anbieter zum ersten Mal knallhart in die Pflicht genommen, sie müssen sogar Geld für jeden Roller bezahlen.

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Was wiederum ein Anreiz ist, die Kunden dazu zu zwingen, sorgfältiger mit den kostbaren Fahrzeugen umzugehen – oder sie dafür zahlen zu lassen. Zwar muss sich erst noch zeigen, ob die Anbieter diese Kontrolle tolerieren. Trotzdem ist dieser Weg besser, als die E-Scooter mit Verboten aus der Stadt zu jagen. Denn so bleibt die Chance, dass sie am Ende wirklich nützlich sind und ihren Ursprungsgedanken doch noch erfüllen.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.