Kommentar Abgang von Dahmen und Wandjo: Kein Ende einer Ära an der Popakademie

Jörg-Peter Klotz bewertet 20 Jahre Popakademie

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Jörg-Peter Klotz
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Mannheim. Eigenlob hat keinen guten Ruf. Aber die Erfolgsbilanz, die von den Gründungsdirektoren der Mannheimer Popakademie ausgebreitet werden kann, bietet kaum Ansatzpunkte für Kritik. Die Pionierarbeit von Udo Dahmen und Hubert Wandjo strahlt aus der Quadratestadt weit über die Landesgrenzen hinweg.

Die Musikbusiness-Studierenden werden schon seit Jahren scherzhaft „Mannheim-Mafia“ genannt, weil sie immer mehr Schlüsselpositionen in der deutschen Kreativwirtschaft einnehmen. Bei den Künstlerinnen und Künstlern hat sich längst gezeigt: Die Popakademie ist kein langgezogener Castingshow-Durchlauferhitzer, kein akademisches DSDS. Eher ein Olympia-Stützpunkt, an dem sich Supertalente weiter schleifen, ihre Bands und Managements finden können.

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Dafür stehen nicht nur die kommerziellen Erfolge von Alice Merton, Joris oder Provinz und ClockClock aus dem Bandpool. Auch Indie-Acts wie Konstantin Groppers Get Well Soon, Mine oder David Julian Kirchner haben vom Studium in der Hafenstraße profitiert. Dazu kommen scharenweise exzellente Instrumentalistinnen und Instrumentalisten. Allen voran Annika Nilles, die Udo Dahmens verblüffend erfolgreiches Schlagzeug-Ressort übernommen hat.

Nachfolgesuche auf den letzten Metern

Auch seine Zeit an der Popakademie wird in diesem Sommer zu Ende gehen. Die Nachfolgesuche ist auf den letzten Metern. Dass sie so schwergefallen ist, unterstreicht, wie enorm groß die Fußstapfen des Duos Dahmen/Wandjo sind. Aber ihr größter Verdienst besteht darin: Mit ihrem Abgang endet nach 20 Jahren keine Ära. Sondern ein sich ständig erneuernder, an den rasanten Veränderungen im Musikgeschäft orientierter Apparat wartet einfach nur auf andere Impulse. Wie exzellent die Struktur funktioniert, bestätigt Wandjo-Nachfolger Michael Herberger. Reibungsloser kann ein Übergang kaum ablaufen.

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Er hat aber auch eines der wenigen Mankos der Popakademie erkannt: Die Vernetzung mit der Stadtgesellschaft kann (wieder) besser werden. Gerade um das zunehmend ungeliebte Etikett Unesco City of Music mit Leben zu füllen. Wenn Wandjo sich dagegen im Interview selbst kritisiert, dass die Akademie zu spät begonnen habe, explizit die Karrieren von Frauen zu fördern, muss man fast widersprechen. Es war zumindest früher als die meisten im Musikgeschäft, als die Popakademie das Thema auf ihre strahlkräftige „Zukunft Pop“-Agenda gesetzt hat. Viele vergleichbare Erfolgsgeschichten hat Mannheim in diesem Zeitraum nicht zu vermelden.

Ressortleitung Stv. Kulturchef