Mannheim. Seit 2020 fährt in Mannheim und der Region der flexible individuelle Personen-Shuttle fips der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (nrv) als Ergänzung zum Straßenbahn- und Busnetz auf Abruf überall dann und dort, wo es keinen fahrplanmäßigen Öffentlichen Nahverkehr gibt. Ein Zustiegspunkt liegt meist nicht mehr als 150 Meter vom Bestellort entfernt, die Wartezeit beträgt zumeist nicht länger als zehn Minuten, so lautet das Versprechen der rnv.
Die Fahrt ist im Deutschlandticket oder Jugendticket BW enthalten, es ist lediglich ein Aufpreis von ein bis zwei Euro zu entrichten. Eine Erfolgsgeschichte im Öffentlichen Nahverkehr, so klingt das Projekt fips jedenfalls. In einer aktuellen Pressemitteilung kündigte die rnv aber nun betriebliche Änderungen an. Der Grund: das Ende der finanziellen Förderung und die geringe Nachfrage.
fips fährt in Mannheim und Region weniger Gebiete an
Das Land Baden-Württemberg hatte Fips bis Ende des Jahres 2024 gefördert und 25 Prozent der Betriebskosten übernommen. Im Jahr 2024 waren dies nicht ganz 500 000 Euro an Zuschüssen. Diese Förderung ist nun ausgelaufen. Der Betrieb wird zwar fortgesetzt, aber die bestehenden Bediengebiete und -zeiten werden ab 19. Januar 2025 teilweise angepasst und reduziert.
So funktioniert fips
- Fips ist der „flexible, individuelle Personenshuttle“ der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv). Er bietet On-Demand-Fahrten tagsüber in zwei großen Bediengebieten in den Randlagen der Stadt an.
- In den Nächten von Freitag auf Samstag, von Samstag auf Sonntag sowie vor Feiertagen gibt es einen zusätzlichen Nachtverkehr, der von 22 Uhr abends bis 5 Uhr morgens in der ganzen Stadt unterwegs ist.
- Es gibt mehr als 3000 virtuelle Haltepunkte, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Fahrten können per App oder Telefon gebucht werden.
- Die rnv übernimmt den Betrieb komplett selbst, also mit eigenem Personal und eigenen Fahrzeugen. Die Software kommt von einem externen Dienstleister
- Aktuelle Informationen und eine Übersicht über die neuen Bediengebiete sind unter www.rnv-online.de/fips verfügbar. vg
So wird das südliche Bediengebiet im Tagesverkehr auf die Areale rund um Alt-Neckarau, Floßwörth, das Strandbad und den S-Bahnhof SAP Arena/Maimarkt reduziert. Alternativ können Fahrgäste das bestehende Bahn- und Busangebot nutzen, heißt es in der Pressemitteilung. Im Abendverkehr ab 20 Uhr, außerhalb der Bedienung durch die Buslinie 45, verkehrt fips auch weiterhin in Casterfeld sowie auf der Mallau und dem Pfingstberg.
rnv kann Kosten für fips dauerhaft nicht allein stemmen
„Die Stadt Mannheim hat immer betont, dass eine Finanzierung derartiger ÖPNV-Angebote, die das bereits dichte Bestandsnetz ergänzen, dauerhaft nur schwer allein kommunal zu stemmen ist. Da fips insgesamt gut angenommen wird, soll es dennoch dort fortgeführt werden, wo ein entsprechender hoher Bedarf erkennbar ist“, erklärt Stadtpressesprecher Dirk Schuhmann.
Daher habe die rnv das Angebot in Zeiten geringer Nachfrage entsprechend reduziert, so Schuhmann weiter. Ebenso werde fips in Gebieten, in denen es eher wenig genutzt wird, nicht mehr angeboten. So sollen die vorhandenen Ressourcen möglichst nachhaltig und effizient eingesetzt werden. „Durch die aktuellen Anpassungen kann trotz knapper finanzieller Mittel ein gutes Angebot aufrechterhalten werden.“
Zu den zusätzlichen Kosten äußert sich auch rnv-Pressesprecher Moritz Feier. Diese seien aktuell nach Wegfall der Förderung nicht dauerhaft aus eigenen Mitteln zu stemmen - insbesondere da der ÖPNV von erheblichen Kostensteigerungen bei Energie und Personal betroffen sei. „Deshalb ist es wichtig, dass in den kommenden Jahren auch nicht nur Ticketpreise, sondern auch das Verkehrsangebot durch Bund und Länder mitfinanziert werden“, sagt er.
Mehr fips-Angebote im Osten Mannheims, weniger im Süden
Von einer Erfolgsgeschichte spricht die rnv trotzdem noch. Es sei nicht umsonst ein Pilotprojekt gewesen, bei dem erst einmal herausgefunden werden musste, wo und vor allem wann eine Ergänzung zum Nahverkehr gebraucht wird. Diese Erfahrungen fließen nun in die neuen Zustiegspunkte und Fahrtzeiten ein. „Fips wird nur dort reduziert, wo das ÖPNV-Angebot ohnehin recht gut ist“, erklärt der Pressesprecher.
„Nach den dreieinhalb Jahren Betrieb haben wir evaluiert, wo und wann fips stark nachgefragt ist und wo und wann nicht“, sagt Feier. Deswegen sei zum Beispiel am Wochenende der Betriebsbeginn von 5 Uhr auf 8 Uhr verschoben worden, weil die Nachfrage vor 8 Uhr sehr niedrig gewesen sei. Im Mannheimer Norden werde fips stark für tangentiale Verbindungen genutzt. Deswegen wurde dort vorerst nichts geändert.
Im Gebiet Mannheim Süd habe sich die Nachfrage laut rnv insgesamt nicht in dem erhofften Maße entwickelt. „Dort wurde allerdings eine hohe Nachfrage insbesondere im Bereich Floßwörth, östlich der Bahnlinie, in Alt-Neckarau sowie am Strandbad verzeichnet, da diese Gebiete sonst nicht gut mit dem Linienverkehr erschlossen sind. Deswegen werden auch diese Gebiete beibehalten“, so Feier weiter.
Im Abendverkehr und am Sonntag werde das Gebiet nach Osten erweitert, da die Linie 45 um diese Zeit nicht mehr fährt und somit mit fips eine Erschließung sichergestellt werden könne. „Ein Vorteil des On-Demand-Systems ist gerade die Flexibilität, die es uns ermöglicht, Ressourcen bestmöglich einzusetzen und auf Nachfrageveränderungen zu reagieren. Deshalb behalten wir die Fahrgastzahlen auch stets im Auge.“
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