Kommunalpolitik

Flugblätter in Lampertheim-Hofheim geben weiter Rätsel auf

Wie kam es zu den Gerüchten um Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft in Hofheim und was war die Absicht der anonymen Flugblatt-Verfasser? Wissenschaftler und Kommunalpolitiker versuchen Antworten zu finden

Von 
Daniela Hoffmann
Lesedauer: 
Ein Flugblatt in der Post? Auch im Lampertheimer Stadtteil Hofheim sind anonym verfasste Handzettel aufgetaucht. © Istock/Getty Images

Lampertheim. Die Frage, ob eine Flüchtlingsunterkunft auf einem ehemaligen Fabrikgelände in Hofheims Kunigundenstraße geplant ist, beschäftigt seit Tagen die Gemüter. Anfang November stellte die Bürgergemeinschaft Hofheim (BGH) eine entsprechende Anfrage für den Ortsbeirat, der am Mittwoch, 13. November, tagt. Vergangene Woche tauchten dann außerdem anonym verfasste Handzettel auf. Auf diesen wurde die Frage ebenfalls aufgeworfen und unter anderem zum „Protestieren in der Sprechstunde des Bürgermeisters“ aufgerufen, die ebenfalls an diesem Mittwoch in dem Lampertheimer Stadtteil stattfindet.

„Grundstück soll für gewerbliche Zwecke genutzt werden“

Um es gleich vorwegzunehmen: Eine solche Unterkunft ist auf dem Gelände nicht geplant. Die Stadtverwaltung sah sich dennoch am vergangenen Wochenende dazu genötigt, schon vor Ortsbeirat und Bürgermeister-Sprechstunde eine Stellungnahme abzugeben. „Es gibt vonseiten der Verwaltung keine Bestrebungen, auf dem erwähnten Grundstück eine Unterkunft für geflüchtete Personen einzurichten“, stellte Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) darin klar (wir berichteten). Das Grundstück sei in privatem Besitz und solle nach Kenntnis der Verwaltung künftig für gewerbliche Zwecke genutzt werden. Zudem habe der Eigentümer mitgeteilt, dass dort auch „Wohnraum entstehen soll, der den Mitarbeitenden oder dem Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt wird“. Auch generell gebe es derzeit keine Pläne, eine Bleibe für Geflüchtete in Hofheim einzurichten. Denn momentan habe es „in den bestehenden Unterkünften noch Platz“, teilt die Stadt mit.

Mehr zum Thema

Bürger verunsichert

Fake News über angebliche Unterkunft in Lampertheim-Hofheim

Veröffentlicht
Von
Stephen Wolf
Mehr erfahren
Politik

Ortsbeirat in Hofheim tagt

Veröffentlicht
Von
Fh
Mehr erfahren

Wie aber kam es dann zu solchen Gerüchten? Eine Erklärung dafür hat weder die Verwaltungsspitze noch Hofheims Ortsvorsteher. Natürlich sei er schon gefragt worden, was mit dem Firmengelände passieren soll, sagt Alexander Scholl (CDU) im Gespräch mit dieser Redaktion. Gerade aber die Flugblatt-Aktion sei wie „aus dem Nichts gekommen“, meint er.

Über die Verfasser der Handzettel ist weiter nichts bekannt. Das macht auch die Einschätzung darüber schwierig, was deren tatsächliche Absicht mit der Veröffentlichung war, betont der Mannheimer Politikwissenschaftler Thomas König auf Anfrage. Das Spektrum der Möglichkeiten sei da groß und könne sich bewegen von einem „Schülerstreich“ bis hin zu Gruppierungen oder Einzelpersonen, die einem Thema besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen und es „im politischen Spiel höher hängen“ wollten.

Gerade das Thema Flüchtlingsunterkunft hält der Professor allerdings für „sehr sensibel“. Störmer und Scholl sehen das genauso. „Damit sollte man vorsichtig umgehen, bevor man die Leute wuschig macht“, findet der Hofheimer Ortsvorsteher. Und der Rathauschef bitte darum, „solche Handzettel nicht einfach für bare Münze zu nehmen. Vor allem nicht, wenn sie anonym sind“.

Politologe Thomas König weist zudem darauf hin, dass ein Flugblatt eigentlich mit einem Impressum versehen sein müsste. Das schreiben die Landespressegesetze generell für Druckwerke vor, zu denen eben auch Flugblätter gehören. Das Fehlen kann zu einer Geldbuße führen bis hin zu einer Gefängnisstrafe.

Ortsvorsteher Alexander Scholl hält eine direkte Kommunikation grundsätzlich für besser. Wer Fragen habe, könne in die Hofheimer Verwaltungsaußenstelle kommen, im Rathaus nachfragen, mit ihm als Ortsvorsteher Kontakt aufnehmen oder in seine Sprechstunde kommen. „So lassen sich die Dinge viel besser klären und es entstehen keine Falschinformationen“, sagt er.

Flugblätter in Lampertheim-Hofheim werden auch in Sozialen Medien diskutiert

Scholl begrüßt, dass die Stadt am Wochenende gleich auf die Handzettel reagierte und die „Geschichte nicht hat köcheln lassen“. In die Sozialen Medien schwappte sie dennoch und wurde dort weiterdiskutiert.

In der Sitzung des Ortsbeirats wird der Bürgermeister nun nochmals über das Thema sprechen - auch wegen der schriftlichen Anfrage der BGH. „Inhaltlich wird sich dies aber nicht von der vorherigen Stellungnahme unterscheiden“, heißt es vonseiten der Lampertheimer Verwaltung.

Ortsbeirat Hofheim am 13. November, 19 Uhr im Bürgerhaus

Redaktion

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke