Ludwigshafen/Mannheim. „Zwei Städte, zwei Länder, ein gemeinsames Vorgehen.“ Sebastian Breitenbach, Chef der Mannheimer Feuerwehrleitstelle, bringt es auf einen ganz einfachen Nenner, was auf über 130 Seiten zusammengefasst ist. Die Städte Mannheim und Ludwigshafen haben ein gemeinsames Konzept für die Warnung der Bevölkerung in Großschadenslagen erarbeitet. Es gilt als bundesweit beispielhaft und ist daher nun vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) als Broschüre veröffentlicht worden.
Am Donnerstag, 12. September, werden um 11 Uhr wieder die Sirenen heulen oder Warnapps auf Handys schrillen – im Ernstfall das Signal, geschlossene Räume aufzusuchen und sich zu informieren. Um 11.45 Uhr ertönt die Entwarnung. Der bundesweite Warntag dient als Test für alle Kanäle, über die Bürger schnell informiert werden können.
Feuerlöschboot "Metropolregion" wurde gemeinsam finanziert
Kurz vor diesem Datum ist Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, in das Führungs- und Lagezentrum in Ludwigshafen gekommen, um die Zusammenarbeit der Nachbarstädte zu loben.
Nun ist diese Zusammenarbeit keinesfalls neu. Die Feuerwehren beider Städte helfen sich schon lange mit Personal und Material, „nicht immer entlang der Regeln, aber immer zum Wohl der Bevölkerung“, wie Jutta Steinruck sagt, die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin. Das Feuerlöschboot „Metropolregion“ ist gemeinsam finanziert worden, der Teleskopmast ebenso, und im Alltag wie bei Großschadenslagen gibt es eine sehr enge Kooperation. Die sei noch nie an den, so Steinruck, „hohen Mauern der Ländergrenzen“ gescheitert. Doch das neue Konzept trage dazu bei, dass „die Menschen in der Region noch besser geschützt und informiert werden“, so Steinruck zu dem Leitfaden „Lokale Warnkonzepte“.
Mit Warnsystemen Bürger schnell und effektiv informieren
Seit 2018 haben ihn Mannheimer und Ludwigshafener Feuerwehrleute unter Leitung von Sebastian Breitenbach und Jochen Hummel mit Unterstützung des BBK erarbeitet. Zusammengefasst wurden viele schon lange selbstverständlich praktizierte Regeln, aber auch ergänzt um viele neue Aspekte und Erfahrungen, wann, auf welchen Wegen, mit welcher Resonanz und auch welcher Verbreitung (etwa bei nicht deutsch sprechenden Menschen) vor Katastrophen oder Gefahren gewarnt werden kann – einschließlich sozialwissenschaftlicher Forschung und detaillierten Ausbreitungsrechnungen eventueller Schadstoffwolken anhand von Planquadraten. Das BBK förderte das Projekt mit 26 000 Euro aus Mitteln des EU-Fonds für Innere Sicherheit.
„Gut gewarnt ist halb gerettet“, verdeutlichte Präsident Ralph Tiesler die große Bedeutung des Projekts. Egal ob es um die Auswirkungen des Klimawandels und etwa dadurch zunehmende Unwetter oder die Folgen des Ukrainekriegs mit dem „grundlegend gewandelten Sicherheitsbedingungen“ gehe – in jedem Fall sei es wichtig, die Bürger schnell und effektiv zu informieren. Dazu seien die Warnsysteme in Deutschland zuletzt „erheblich ausgebaut und verbessert worden“, etwa durch neue Sirenennetze der Städte und Gemeinden oder Warnmeldungen, die direkt auf Handys geschickt werden. „Da greifen unterschiedliche Kanäle ineinander, jeder hat Vor- und Nachteile“, so der Präsident: „Ob eine Warnung wirksam ist, zeigt erst die Reaktion darauf!“
„Den Menschen ist egal, ob eine Ländergrenze dazwischen liegt“
„Katastrophen enden nicht an Ländergrenzen“, meinte Tiesler. Gerade angesichts des großen Risikopotenzials in der Metropolregion begrüße er, dass die gemeinsame Zusammenarbeit noch enger geworden sei und zugleich als Vorbild diene. „Wir haben in dem Leitfaden die Erkenntnisse für alle Kommunen festgehalten“, spricht Tiesler von einem „Best Practice-Beispiel“. Sie sollen so unterstützt werden, ein eigenes regional angepasstes Warnkonzept zu entwickeln.
Dabei sind die Konzepte auch in unserer Region gar nicht überall gleich. Mannheim hat inzwischen ein – fast, bis auf die Neubaugebiete – flächendeckendes Sirenennetz aufgebaut, Ludwigshafen setzt zudem auf vier mobile Sirenen, die auf Feuerwehrfahrzeuge montiert werden können.
Entscheidend sei die „exzellente Zusammenarbeit“, betont Bürgermeister Volker Proffen, der Mannheimer Sicherheitsdezernent, die durch den Leitfaden nun noch enger fortgesetzt werde. „Den Menschen in der Region ist es völlig egal, ob eine Ländergrenze dazwischen liegt – sie erwarten zu Recht, dass sie möglichst schnell informiert werden und die Sache zügig in Griff gebracht wird“, so Proffen, gerade angesichts der vielen auf beiden Seiten des Rheins ansässigen Betriebe, die unter die Störfallverordnung fallen, sowie der vom Rangierbahnhof und dem Hafen ausgehenden Gefahren.
Von einer „vorbildlichen Blaupause für interkommunale Zusammenarbeit“ sprach Staatssekretär Daniel Stich aus dem rheinland-pfälzischen Innenministerium, da „grenzüberschreitende Leben hier Alltag ist“, so Stich mit Blick auf die Metropolregion. Umso wichtiger sei, dass dann auch bei Gefahren schnell und gut über die Ländergrenzen hinweg und ausgerichtet an lokalen Besonderheiten zusammengearbeitet werde. Dafür hätten die Feuerwehren beider Städte „mit viel Herzblut und viel fachlicher Expertise eine neue Grundlage gelegt“, lobt der Staatssekretär.
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