Mannheim. Mehr als ein Jahr ist es her, dass Jina Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei im Iran starb. Ihr gewaltsamer Tod löste monatelange Proteste gegen das unterdrückerische Regime in Teheran aus, Zehntausende wurden festgenommen, es gab Tote und Verletzte. Weltweit solidarisierten sich Menschen mit den Demonstrierenden, es bildeten sich Bewegungen, darunter zwei in Mannheim: Frauen Leben Freiheit Rhein-Neckar und Be Our Voice Iran Rhein-Neckar.
Grüne unterstützen Idee eines Platzes für Amini in Mannheim
Sie wünschen sich, dass das Schicksal der 22-jährigen Kurdin im Gedächtnis bleibt und schlagen vor, einen Platz oder eine Straße nach ihr zu benennen. Eine Idee, die Mannheims Grüne teilen - weshalb sie einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat eingebracht haben. Vertreter von SPD und LI.PAR.Tie hatten zuvor Zustimmung signalisiert, wie Gerhard Fontagnier im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt.
„Städte wie Wien und Hannover haben bereits angekündigt beziehungsweise beschlossen, eine Straße oder Platz nach Jina Mahsa Amini zu benennen, um damit den Freiheitskampf des iranischen Volkes zu unterstützen.“ Auch Mannheim könne mit der Benennung eines Ortes ein starkes Zeichen setzen und damit zugleich die Stärke der Frauen beim Einsatz für Gerechtigkeit ehren, so der Grünen-Stadtrat weiter.
Ältestenrat für Benennung von Plätzen und Straßen zuständig
Da Straßen- oder Platzbenennungen grundsätzlich im Ältestenrat vorberaten werden, wurde der Vorschlag, in dem die Umbenennung eines „geeigneten, zentralen und markanten Orts“ in Jina-Mahsa-Amini-Platz beantragt wird, in der Sitzung des Gemeinderats Ende Oktober eben dorthin verwiesen.
Sobald sich der Ältestenrat, in dem Vertreter aller Fraktionen und Gruppierungen des Gemeinderates sitzen, beraten hat, wird das Ganze an die entsprechenden Gremien geleitet und dann dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt. Vorsitzender des Ältestenrates ist der Oberbürgermeister, Christian Specht (CDU).
Platz in Mannheim ohne Namen oder Adresse gesucht
Ganz einfach dürfte es indes nicht sein, einen passenden Ort zu finden. „Plätze und Straßen, die bereits einen Namen haben, umzubenennen, ist problematisch“, räumt Fontagnier ein. Deshalb müsse es einen Platz geben, der keinen Namen oder keine konkrete Adresse habe, etwa der Platz vor der Alten Feuerwache in der Neckarstadt.
Als Alternative schlägt die Mannheimer Exil-Iranerin Bahare Beverungen den neuen Platz am Hinterausgang des Bahnhofs auf dem Lindenhof vor. „Das ist ein Ort, der stark frequentiert ist und an dem sich die Wege vieler Menschen kreuzen. Ein echter Ort der Begegnung“, so Beverungen. Die 44-Jährige war sieben Jahre alt, als ihre Eltern den Iran verließen. Zusammen mit Anahita Azizi, die als Vierjährige von Teheran nach Deutschland kam, engagiert sie sich in der Initiative Frauen, Leben, Freiheit Rhein-Neckar.
Azizi unterstreicht die Friedlichkeit der Proteste: „Jina steht für viele Mädchen und Frauen, die sich in der Vergangenheit und im Moment für Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstbestimmung einstehen. Ihr Widerstand ist friedlich und vielfältig, ihr Protest gegenüber dem übermächtigen Staatsapparat ist gefährlich und spiegelt ihren unbändigen Mut wider.“
Die beiden Initiativen wollen durch Umfragen die Mannheimer Bürgerinnen und Bürger in das Vorhaben einer Platzbenennung einbeziehen.
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