Mannheim. Ein junger Mann zeigt sich an der Haltestelle Pfeifferswörth freudig überrascht. „Da kommt sie ja schon“, ruft er beim Anblick der Linie 2 am Mittwochnachmittag. Eigentlich sollte die Straßenbahn erst eine Minute später hier eintreffen. Eine im Fahrplan für neun Minuten vorher angekündigte ist jedoch gar nicht gekommen. Und die nächste wird laut elektronischer Anzeigetafel erst 21 Minuten später erwartet.
Ab 17. Dezember soll die Linie 2 offiziell nur im 20-Minuten-Takt von Feudenheim über die Mannheimer City in die Neckarstadt fahren. Mit dieser und weiteren Einschränkungen für Straßenbahnen - welche, ist offen - sowie bereits ab nächsten Montag für einige Buslinien will die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) den Betrieb stabilieren.
SPD sieht Specht in der Pflicht
Diese Ankündigung vom Dienstag ist auf heftige Kritik gestoßen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Boris Weirauch moniert, erst nehme die RNV die Missstände bei der Linie 2 monatelang hin, dann wolle sie die Rückkehr zum 20-Minuten-Takt als Fortschritt verkaufen. „Es kann nicht sein, dass man mit Verweis auf Personalengpässe immer dieselbe Linienverbindung ausdünnt.“ Für die Betroffenen seien die Ausfälle ein echtes Problem. „Kinder müssen in die Schule, Patienten zum Arzt, Arbeitnehmer in den Betrieb oder Pendlerinnen zum Bahnhof.“
Auch die SPD im Gemeinderat protestiert. „Der ÖPNV ist eine der tragenden Säulen der Verkehrswende, das muss RNV und Stadtverwaltung endlich bewusst werden“, so Fraktionschef Reinhold Götz. Neben dem für den Öffentlichen Nahverkehr zuständigen Dezernenten Volker Proffen sei hier insbesondere Oberbürgermeister Christian Specht gefragt, auch als Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens. Im Wahlkampf habe der Christdemokrat eine verbesserte Taktung versprochen. Nun würden die Menschen erneut mit einer weitreichenden Fahrtenreduzierung „beglückt“.
Linie-2-Kampagne gestartet
Weirauch kündigt eine Kampagne mit dem Motto an: „Feudenheim darf den Anschluss nicht verlieren - Schluss mit den Ausfällen auf der Linie 2.“ Auf seiner Homepage ruft er dazu auf, Protest-Postkarten an Specht zu schicken, sowie dazu, ihm persönliche Erlebnisse mit jener Straßenbahn zu schildern.
Auf der „MM“-Facebookseite wird besonders die RNV scharf kritisiert. So nennt Sylvia Rohleder die Einschränkungen für die Linie 2 „unverschämt“. Ebenso, dass die Linie 6 nicht mehr durch die Innenstadt fahre. Wolfgang Berger schimpft: „Hauptsache, die Ticketpreise erhöhen . . . wie erbärmlich ist das denn?“ Und Petra Hörmann fragt, welche Maßnahmen das Unternehmen bis zum Frühjahr ergreifen will, „damit die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg mal wieder einen funktionierenden ÖPNV bekommt“.
In einer Mitteilung der RNV wird dazu Geschäftsführer Christian Volz zitiert, die Hoffnung auf mehr Personal und eine höhere Fahrzeugverfügbarkeit habe sich zwar leider noch nicht erfüllt. Dennoch zeigten die eingeleiteten Maßnahmen bereits Wirkung. „Wir blicken auf volle Ausbildungskurse in den nächsten Monaten und großes Bewerberinteresse bei unseren Jobtagen.“ Die Verkehrsgesellschaft verweist auch darauf, im vergangenen Winter habe sich der Betrieb mit Fahrplan-Einschränkungen stabilisieren lassen.
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