Bildung

Viele Anfragen aus Schulen in Heidelberg wegen Antisemitismus-Workshops

Die Muslimische Akademie Heidelberg startet im November mit Workshops gegen Antisemitismus. Die Nachfrage gerade aus Schulen ist bereits enorm

Von 
Filip Bubenheimer
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Imen Ben Temelliste von der Muslimischen Akademie – hier bei einer Dolmetscher-Konferenz in Heidelberg – setzt sich gegen Antisemitismus ein. © Philipp Rothe

Heidelberg. Schon seit langem bereitet die Muslimische Akademie Heidelberg ein Workshop-Programm zur Antisemitismus-Prävention vor. Diesen Herbst sollte es mit den Workshops für Schüler und Jugendliche, aber auch für Lehrer und andere Pädagogen losgehen. Dann kamen die Terroranschläge der Hamas gegen Israel am 7. Oktober.

In der folgenden Woche teilte die Akademie dem „MM“ mit, man sei „in Gedanken bei allen Menschen, die durch und infolge der Terrorakte der Hamas in Angst um Familie und Freunde sind und in Schmerz über getötete und verwundete Angehörige“. Der „abscheuliche Terror“ habe „keine Legitimation, genauso wenig wie die Hetze und Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden hier in Deutschland.“

Muslimische Akademie in Heidelberg setzt sich gegen Antisemitismus ein

Sich gegen Antisemitismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu engagieren, sehe sie als „unsere Pflicht“, sagt Imen Ben Temelliste, die bei der Akademie das von der landeseigenen Baden-Württemberg Stiftung geförderte Projekt „Antisemitismuskritische Bildungsarbeit in der (Post)Migrationsgesellschaft“ leitet.

Das Workshop-Angebot hat die Akademie nach dem 7. Oktober noch einmal angepasst. Im November sollen nun die ersten Workshops starten, sagte Ben Temelliste vergangene Woche bei der „R3“-Konferenz am Institut für Übersetzen und Dolmetschen der Uni Heidelberg. Vor allem die Nachfrage aus Schulen sei groß: Aktuell werde die Akademie „von Anfragen von Lehrerinnen und Lehrern überschwemmt“.

Workshop gegen Antisemitismus an Schulen für Jugendliche ab 14 Jahren

Ein Workshop für Schüler ab der Mittelstufe und Jugendliche ab 14 Jahren dauert etwa drei Stunden. Die Teilnehmer analysieren etwa Fallbeispiele antisemitischer oder rassistischer Diskriminierung. Sie sollen dabei lernen, Antisemitismus zu erkennen und eine Haltung dazu entwickeln. Man versuche, die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abzuholen, sagt Ben Temelliste.

Dafür nutze man zum Beispiel Rapmusik oder TikTok-Videos. Wichtig sei auch, Jugendlichen die Gelegenheit zu geben „über die eigenen Ohnmachts- und Rassismuserfahrungen zu sprechen“. Jugendliche mit Migrationshintergrund sagten: „Wir erleben auch Rassismus, warum spricht man darüber nicht?“ Tue man dies, öffneten sie sich auch für das Thema Antisemitismus.

Workshops der Muslimischen Akademie in Heidelberg sind kostenlos

Ben Temelliste kritisiert, dass Antisemitismus aktuell zum Teil als „Problem der anderen, Problem der Migranten, Problem der Muslime“ dargestellt werde, nicht als gesamtgesellschaftliches Problem. Gleichzeitig müsse die Präventionsarbeit aber auf die unterschiedlichen Gruppen, in denen er vorkommt, abgestimmt werden.

Viele Zuwanderer etwa „wurden anders sozialisiert als Menschen, die hier aufgewachsen sind und in der Schule über die NS-Zeit gelernt haben“. Ben Temelliste wuchs in Tunesien auf. Sie selbst habe sich erst im Studium mit der NS-Zeit auseinandergesetzt, so die promovierte Historikerin.

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Mit den Mitarbeitern der Muslimischen Akademie und Referenten, die meist Migrationserfahrungen haben, verspreche man sich „auch Zielgruppen zu erreichen, die andere eher nicht erreichen“, sagt sie. „Die Jugendlichen sehen, dass wir mit ihnen etwas teilen, dass wir vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben.“ Die Workshops können von Lehrern und Jugendeinrichtungen angefragt werden und sind kostenlos.

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