Verkehrssicherheit

Ludwigshafener Ratsfraktion setzt sich für schwebenden 3D-Zebrastreifen ein

Jens Brückner (48, Grünes Forum und Piraten) kann sich eine 3D-Optik vorstellen, um die Verkehrssicherheit von Fußgängern zu erhöhen. Vor einer Schule sieht er den richtigen Ort dafür. Was sagt die Stadt dazu?

Von 
Stephan Alfter
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Im thüringischen Schmalkalden wurde ein Versuch mit dem 3D-Zebrastreifen im Jahr 2018 vom Landesverwaltungsamt nach einigen Monaten beendet. © dpa

Ludwigshafen. In großen Fußballstadien gibt es das schon seit über 20 Jahren - Teppiche, die an exponierter Stelle neben den Tor ausliegen und wie Werbebanden wirken. Werbetreibende versprachen sich davon eine nochmal erhöhte Wahrnehmung und zahlten dafür keine geringen Summen. Am Anfang wunderte man sich oft, wenn der 3D-Effekt aufgehoben wurde, indem ein Torwart oder Feldspieler einfach über das Stück Stoff latschten. Der Wirkung zugrunde liegt ein optisch ausgeklügeltes Zusammenspiel zwischen der Platzierung des Teppichs und der auf das Tor gerichteten Kamera.

Zebrastreifen in der Wittelsbachstraße

Einen ähnlichen Effekt will sich Jens Brückner (parteilos) von der Stadtratsfraktion Grünes Forum und Piraten für die Verkehrssicherheit in Ludwigshafen zunutze machen. Zwar hat sich kein städtisches Gremium bisher offiziell damit beschäftigt, aber ihm würde es gefallen, könnte sich die Verwaltung dazu durchringen, seinem Vorschlag zu folgen. Konkret geht es um die Idee, in der Wittelsbachstraße einen bereits existierenden Zebrastreifen, durch handwerkliche Mittel zu einem 3D-Zebrastreifen umzugestalten.

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Aus der Kombination von weißen und dunkleren Farbstreifen entsteht eine optische Täuschung. Brückner würde den genehmigten Zebrastreifen vor der Grundschule gerne dafür verwenden und die Straße entsprechend neu bepinseln. Ein Autofahrer, der auf diesen Zebrastreifen zuführe, sähe ihn als schwebendes Objekt. Der Effekt ist klar: Bremsen. Aber ist das mit der deutschen Straßenverkehrsordnung vereinbar? Brückner sagt nicht, dass man das sofort in Stein meißeln müsse, sondern er schlägt einen Verkehrsversuch vor. Nun sind Verkehrsversuche nicht per se positiv konnotiert, aber in Ludwigshafen könnte das ja anders aussehen.

In Thüringen wieder verboten

Eigentlich stand das Thema schon in der vergangenen Woche auf der Tagesordnung des Ortsbeirates Südliche Innenstadt, doch dann wurde es nicht besprochen, weil sich die Verwaltung dazu bisher nicht verhalten hat. Sprich: Man weiß nicht, ob die Stadt den Vorstoß goutiert oder ablehnt. Ludwigshafen wäre schließlich nicht der erste Ort, an dem ein solcher Versuch stattfände. Im thüringischen Schmalkalden war ein derartiges Projekt im Jahr 2018 nach einigen Monaten wieder beendet worden. Das dortige Landesverwaltungsamt hatte in der ungewöhnlichen 3D-Darstellung der Streifen einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung gesehen. Tatsächlich gibt es auch Kritik. Der schwebende Zebrastreifen führe zu abruptem Abbremsen und daher zu Auffahrunfällen. Andere Medienberichte verweisen auf positive Erfahrungen in Island, Indien, Russland, China und USA.

„Wir verfolgen die ,Vision Zero‘“, sagt Brückner. Keine Toten und Schwerverletzten im städtischen Straßenverkehr, heißt also ein Ziel der Fraktion. Der 48-jährige Fachwirt für Finanzen ist überzeugt von Ergebnissen an anderen Orten. „15 Prozent fahren definitiv langsamer“, sagt er. Entstehen könne der Zebrastreifen im Rahmen eines Kunstprojekts. Die Zurückhaltung der Stadt erklärt er sich damit, dass in Berlin gerade eine Novellierung der Straßenverkehrsordnung noch durch den Bundesrat muss. Sie gibt den Ländern mehr Freiheit bei Entscheidungen in Sicherheitsfragen - vielleicht auch beim Zebrastreifen.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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