Wohlgelegen

Der siebenjährige Yannik erobert den Betriebshof in Mannheim

Weil der siebenjährige Yannik Bühler im Mannheimer Stadtteil Seckenheim ehrenamtlich Müll sammelt, lud ihn der Eigenbetrieb Stadtraumservice auf den Betriebshof ein. Das hat er bei seinem Besuch erlebt

Von 
Eva Baumgartner
Lesedauer: 
Christian Beck (v.l.), Alexandra Kriegel, Peter Trapp, Christian und Yvonne Bühler sowie Oliver Knapp mit Yannik (vorn) auf dem Betriebshof. © Eva Baumgartner

Mannheim. Als Yannik Bühler an seinem großen Tag aus dem Auto seiner Eltern steigt, ist er sichtlich aufgeregt. Kein Wunder: Schließlich erfüllt sich für den siebenjährigen Jungen aus Seckenheim ein großer Traum: Er darf auf dem Betriebshof im Mannheimer Stadtteil Wohlgelegen in einem richtigen Müllauto mitfahren - als Belohnung für sein ganz besonderes ehrenamtliches Engagement.

Yannik Bühler ist mit selbst gebautem Müllauto in Mannheim unterwegs

Der Eigenbetrieb Stadtraumservice wurde durch einen Artikel im „Mannheimer Morgen“ auf den Zweitklässler aufmerksam: Als diese Zeitung darüber berichtete, wie der Siebenjährige mit seinem selbst gebauten Müllauto durch den Stadtteil streift und Unrat sammelt, den andere Menschen liegenlassen.

Es gibt ja die Stadtreinigung und die Abfallwirtschaft - und er macht beides. Er sammelt Müll und kümmert sich zudem um das Stadtbild.
Alexandra Kriegel Leiterin Stadtraumservice

Die Leiter des Stadtraumservice, Alexandra Kriegel und Markus Roeingh, luden den Jungen nebst Eltern daraufhin auf den Betriebshof in der Käfertaler Straße ein. „Es war sehr inspirierend, den Artikel zu lesen“, sagt Alexandra Kriegel. Denn Yannik übernehme mit seinem Engagement sogar zwei Aufgaben: „Es gibt ja die Stadtreinigung und die Abfallwirtschaft - und er macht beides. Er sammelt Müll und kümmert sich zudem um das Stadtbild.“

Siebenjähriger Müllsammler bekommt Führung über Mannheimer Betriebshof

Oliver Knapp von der Abfallwirtschaft führt den Siebenjährigen erstmal um das große Müll-Sammelfahrzeug herum. Und nach einigen Sicherheitshinweisen darf Yannik per Knopfdruck die Leerung einer Tonne starten. „Leer wiegt das Fahrzeug 15 Tonnen, insgesamt sind bis zu 26 Tonnen Gesamtgewicht möglich“, sagt Knapp.

Nach Rundfahrten im Müll-Sammelfahrzeug und der Kehrmaschine darf Yannik mit Peter Trapp im Bagger ins Salzlager in der Käfertaler Straße fahren. © Eva Baumgartner

Das Gefährt schluckt den Inhalt von bis zu 800 Mülltonnen pro Fahrt. Weil es aber immer mehr Müll gibt, muss sich das Konzept ändern, erklärt Knapp: „Es wird immer mehr Unterflurbehälter geben, das ist die Zukunft.“ Auf Turley oder in der Innenstadt gibt es diese Behälter schon - jedoch nicht ohne Probleme, wie Knapp berichtet: Denn immer wieder knacken Pfandsammler die Schlösser, um Flaschen zu entnehmen. Auch gewerblicher Müll landet in den Containern. Und wenn beispielsweise Kleiderbügel steckenbleiben, gehe die Maschine schnell kaputt.

Siebenjährigen Müllsammler macht Fahrt im Müllauto glücklich 

Als Yannik nach der Theorie voller Stolz gemeinsam mit seinem Vater Christian Bühler in das orangefarbene Fahrzeug steigt, ist sein Tag eigentlich schon perfekt. Und nach der Rundfahrt um den Block strahlt er bis über beide Ohren. Doch der Stadtraumservice hat für den jungen Hobby-Müllsammler noch eine weitere Überraschung parat, denn vor Ort steht eine besonders große Kehrmaschine bereit.

Die Optifant 8000 kostet stolze 350 000 Euro, erklären Kehrmaschinenfahrer Christian Beck und Monir Bojic, Leiter der schnellen Eingreiftruppe. „Wir haben vor Jahren festgestellt, dass die Verunreinigungen zunehmen. Und die schnelle Eingreiftruppe kann beispielsweise bei Scherben vor Schulen und Kindergärten zeitnah reagieren“, erklärt Kriegel.

Mehr zum Thema

Seckenheim

Belohnung für Hobby-Müllsammler Yannik aus Mannheim-Seckenheim

Veröffentlicht
Von
Eva Baumgartner
Mehr erfahren
Engagement

Wie ein siebenjähriger Junge in Mannheim-Seckenheim Müll einsammelt

Veröffentlicht
Von
Eva Baumgartner
Mehr erfahren

Derzeit liege der Schwerpunkt auf Wildkraut, das sich enorm ausbreitet: „Dem müssen wir im Sommer Herr werden“, so Kriegel. An der Optifant gibt es deshalb einen speziellen Kehrbesen, der Wildkräuter beseitigt. Keine Frage, dass Yannik mit der Kehrmaschine ebenfalls eine große Runde dreht. Dann erblickt der junge Seckenheimer noch einen Bagger. Vorarbeiter Peter Trapp erfüllt dem Jungen auch diesen Wunsch und fährt mit ihm ins Salzlager, wo beide das Gefährt fast senkrecht am Salz-Berg zum Stehen bringen.

Wie Trapp erklärt, werden die Fahrzeuge in der Käfertaler Straße auch auf den Winterdienst vorbereitet: „Im Sommer fahren die Kehrmaschinen, im Spätjahr machen wir Laubsammlung und dann folgt der Winterdienst.“ Denn auch wenn der Winter nicht mehr so sichtbar sei: „Die Feuchtigkeit macht Glätte“, so Trapp. Die Winterfahrzeuge starten übrigens um 4 Uhr morgens, die Kehrmaschinen um 5 und die Müllautos um 6.45 Uhr.

Yannik Bühler bekommt eine Tüte voller Erinnerungen

Für die Mitarbeitenden des Betriebshofes hat Yvonne Bühler ein süßes Dankeschön dabei: „Denn das ist nicht selbstverständlich, wie viel Zeit sich hier alle nehmen“, sagt sie. „Yannik wollte seinen Müllgreifer sogar in den Urlaub mitnehmen. Aber er hat ja auch mal frei“, fügt sie lachend hinzu. Yannik ist ebenfalls restlos begeistert: „Es war echt gut“, sagt er am Ende des Vormittags.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Neben seinen Erinnerungen darf er eine große Tüte mit nach Hause nehmen - gefüllt mit allem, was ein Hobby-Müllwerker so braucht. Neben Infos und einer kleinen Mülltonne stecken Brotdose und Flasche darin - zur Stärkung, wenn Yannik wieder durch die Straßen Seckenheims streift und Müll sammelt.

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen