Mannheim. „Bilder“ - was für ein Wort! Wenn wir uns „ein Bild machen“ von etwas, dann versuchen wir zu verstehen. Bilder sind das, was wir uns von uns selbst und von der Welt machen. Wie verschieden sie sind, aber wie harmonisch sie sich aufeinander beziehen können, lässt sich im Port25 erfahren, wo „Bilder“ von drei Malerinnen und dem 1987 in Neustadt/Weinstraße geborenen Maximilian Martinez zusammenfanden.
Den drei Jungen wurden als Leihgabe der Mannheimer Stiftung Künstlernachlässe Gemälde der Ludwigshafenerin Ute Petry (1927-2009) beigegeben, und wer befürchtet hätte, dass zu deren dunklen, geheimnisvollen Interieurs das womöglich unbekümmerte Schaffen der drei Kollegen nicht passen würde, sieht sich im Irrtum: Kuratorin Kim Behm hat alle Arbeiten so subtil in dem großen Raum platziert, dass hinüber und herüber Verwandtschaften und ungeahnte Bezüge entstehen.
Was als erstes fasziniert, sind Vögel: Vroni Schwegler, 1970 geboren und seit 2015 Professorin an der Hochschule Mannheim, malt sie jeweils lebensgroß, emporfliegend oder herabstürzend an der Wand, aber auch auf dem Boden - in Ölfarben auf Leinwand, expressiv und ganz alte Schule. Dabei hat sie die Flugkünstler ausgeschnitten und nicht auf einer Bildfläche komponiert, sondern einzeln in den Raum gesetzt. Wenn man genauer hinsieht, sind es Totenporträts, die nur durch ihre schwungvolle Anordnung auf Wand und Boden so lebendig wirken. Auch bei Blumen und Fischen lässt Vroni Schwegler zunächst den täuschenden Eindruck üppiger Pracht oder dynamischer Eleganz entstehen - auf den zweiten Blick zeigen sich bedrohte Vitalität und eine Nachdenklichkeit, die in den Bildern Ute Petrys unvermutete Entsprechungen finden.
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Jutta Steudle, 1972 in Stuttgart geboren und in Mannheim lebend, arbeitet im Zwischenraum von Malerei und Skulptur. Die großformatige rosafarbene Hängeplastik „gedachter Traum“ wirkt wie aus schwerem Gummimaterial, besteht aber aus leichtem Papier, das mit Lack- und Acrylfarben überzogen wurde. Einen ähnlichen Verwirreffekt erzeugen ihre Bodenplastiken - es handelt sich nicht um lackierte und zerquetschte Industriemetallplatten, sondern um zerknülltes Papier, das zuvor mit metallisch wirkendem Farbmaterial überzogen wurde.
Die Bilder Ute Petrys, auf denen die Menschen aus dunklen Räumen verschwunden sind und nur mal einen Stuhl oder ein Paar Handschuhe hinterlassen haben - die Vögel, Fische, Knitterobjekte auf dem Boden - wie passt das alles zusammen? Es ist, als seien die Bilder von Maximilian Martinez die Quintessenz. Er scheint auf jeder Bildfläche die Malerei von Neuem auf ihre Möglichkeiten zu testen.
Höchst komplex
So klar, mitunter leuchtend und halb transparent sie auch wirken, die Bilder sind höchst komplex und von verwirrender Dichte. Martinez mixt nicht nur seine Farben selber, er integriert auch Papierfetzen oder Grashalme, fügt matte und reflektierende Farben auf derselben Bildfläche zusammen, schwungvolle Pinselgesten und Dripping, kratzt trockene Farbe weg, übermalt neu, lässt wabernde Wolken oder Popmotive auftauchen - in jedem Bild entsteht fast eine Enzyklopädie unseres Lebens. Ja doch, es ist gut, wie alles zusammen gehört.
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