Mannheim. Im Licht der letzten Abendsonne ziehen die Gondeln der Seilbahn ihre letzten Bahnen über die Feudenheimer Au. Es ist ein angenehm warmer Samstagabend, an dem der Trubel der Bundesgartenschau langsam, aber sicher verebbt. Nur für eine Gruppe fledermausbegeisterter Entdecker ist der Tag noch nicht zu Ende: Die Ortsgruppe Mannheim des Naturschutzbundes (NABU) hat zur „Batnight“ eingeladen, um Einblicke in die Welt der Fledermäuse zu gewähren.
Batnight auf der Buga: Die erste Fledermaus ist aus Plastik
Außerhalb des Spinelli-Geländes geht es los. Etwa 50 Menschen allen Alters, darunter viele Familien mit Kindern, haben sich um eine Parkbank versammelt. Die erste Fledermaus, die sie zu Gesicht bekommen, ist zwar aus Plastik, doch das scheint der in der Luft liegenden Faszination keinen Abbruch zu tun.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
„Wer hat denn alles schon einmal eine Fledermaus gesehen?“, beginnt Gabi Parthenschlager, zuständig für die Arbeitsgruppe Fledermäuse beim NABU. In vielen Ecken gehen die Finger hoch, was auch nicht verwundert. Gerade in Sommernächten könne man die kleinen Tiere trotz ihrer geringen Größe sehen, erklärt Parthenschlager. Durch das Hochhalten einer leeren Klopapierrolle veranschaulicht die Naturschützerin das geringe Gewicht von Fledermäusen. Die kleinsten Vertreter, gemeint sind Mückenfledermaus oder Zwergfledermaus, wiegen nur etwa vier bis fünf Gramm.
Fledermäuse kommunizieren über Ultraschall
Auch viele weitere Fakten stoßen vor allem bei den jüngeren Zuhörern und Zuhörerinnen für Interesse. Bei weltweit 1400 Arten, von denen in Mannheim etwa zehn heimisch sind, gibt es ja auch allerhand zu lernen. „Fledermäuse haben einen Körperbau fast wie wir“, erläutert Parthenschlager leicht schmunzelnd einem Jungen, der sich nach dem Verrichten der Notdurft der Tiere erkundigt. Hoch im Kurs steht auch der Ultraschall, mit denen die Tiere jagen, sich orientieren und untereinander austauschen. „Fledermäuse quatschen“, sagt die Umweltschützerin. Spezielle Ultraschalldetektoren könnten diese Laute sogar hörbar machen.
Neben weiteren Fakten bietet der Vortrag außerdem praktikable Tipps für den persönlichen Kontakt mit den Tieren. „Eine Fledermaus, die am Boden liegt, braucht Hilfe“, erklärt Parthenschlager. Dabei sei allerdings Vorsicht geboten und die Benutzung von Handschuhen das oberste Gebot, weil ungeschützte Berührungen Krankheiten übertragen können. Wer wiederum eine verirrte Fledermaus im Haus hat, der solle Ruhe bewahren, das Licht ausmachen und die Fenster weit öffnen. Die Tiere könnten dann sehr gut wieder nach draußen finden, so Parthenschlager.
Neben der Aufklärung über den richtigen Umgang mit Fledermäusen ist der Naturschützerin das Aufräumen mit Vampirklischees ebenfalls wichtig. Zwar gäbe es unter den 1400 Arten drei Vampirfledermäuse, diese seien aber weder in Europa heimisch, noch säugen sie das Blut ihrer Beute. Alle anderen Fledermausarten sind reine Insektenfresser, weshalb der NABU nicht wie andere Veranstaltung mit dem Slogan „Vampire der Nacht“, sondern mit den Worten „Die Schönen der Nacht“ wirbt.
Dann geht es richtig los. Bewaffnet mit Ultraschalldetektoren macht sich die Gruppe entlang der Au auf den Weg, um die Fledermäuse entdecken. Mücken, Falter und Gänse sind zunächst das einzig Sehenswerte, doch dann passiert es. „Da war eine!“, ruft es durch die Dämmerung und kurze Zeit später schlagen auch die Detektoren aus.
Kleine, schnelle Bewegungen: Fledermäuse rasen durch den Nachthimmel
Immer wieder kann man nun mit Blick in den Abendhimmel die kleinen schnellen Bewegungen der Fledermäuse erkennen. Mal nur eine, mal zwei, aber immer verschwinden sie so schnell wieder in der Dunkelheit wie sie hergekommen sind. Einmal fliegt ein besonders mutiger Vertreter direkt über die Köpfe der Gruppe, zeigt sich aus nächster Nähe und lässt die Detektoren kräftig ausschlagen.
Nach etwa einer halben Stunde scheint dann ein jeder genug gesehen zu haben und die Gruppe löst sich langsam auf. Ein junges Paar ist froh über den Ausflug und weiß nun, dass Fledermäuse mehr zu bieten haben als nur ihre Stereotype. „Ich finde es super, dass sie es anbieten“, loben sie zusätzlich den NABU in Bezug auf deren Notfallhilfen und fühlen sich nun gewappnet für den Umgang mit verirrten oder verletzten Tieren. „Es war unheimlich interessant, weil man so wenig gewusst hat“, resümiert indes eine Frau und zeigt sich begeistert von der Wanderung. Das scheint vielen so zu gehen, hört man doch an einem Ende der Gruppe die passenden Abschlussworte „Es lohnt sich doch ein jeder Ausflug.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-von-wegen-vampire-so-leben-fledermaeuse-in-mannheim-_arid,2119343.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html