Rhein-Neckar. Die Metropolregion gehört zu den heißesten und trockensten in Deutschland. Verortet auf der Karte des Dürremonitor ist die Region tief rot gefärbt. Außerdem sagen Prognosen des Umweltbundesamts voraus, dass es offenbar noch heißer werden soll.
Wie viel Wasser verbraucht ein Golfplatz?
Vertrocknete Wiesen und braunen Rasen verbinden wohl die wenigsten dabei mit dem Golfsport. Doch genau dieser ist in der Metropolregion zuhause. Es gibt mehrere Golfanlagen – die größte liegt in St. Leon-Rot und bewirtschaftet mehr als hundert Hektar Fläche, wobei es vor allem um die Bewässerung geht. Aber wie viel Wasser verbraucht ein Golfplatz und was sagen Betreiber vor diesem Hintergrund zum Klimaschutz und Ressourcenverbrauch?
Die Recherche gestaltet sich schwierig. Während der Deutsche Golfverband explizit betont, dass Betreiber ihre Mitglieder regelmäßig über Bewässerungsfragen informieren sollten, um mehr Akzeptanz und Verständnis zu wecken, zeigen sich bei Weitem nicht alle transparent.
Laut Deutschem Golfverband verbraucht ein Golfplatz rund 44 000 Kubikmeter Wasser im Jahr. Wie viel Wasser konkret die Golfplätze der Region verwenden, wollen nicht alle preisgeben. „Unser Wasserverbrauch geht niemanden etwas an. Dazu machen wir keine Angaben“, sagt Geschäftsführer Steven Pinter von der Golfanlage in Oftersheim. Das Areal ist ehemaliges Militärgelände. Der Sandboden dort benötigt besonders viel Wasser.
Bewässerung von Golfanlagen: Warum so wenig Transparenz?
Auch die Betreiber der Golfanlage in Biblis erklären: „Zu lhren Fragen werden wir keinen Kommentar abgeben. Bitte wenden Sie sich an den Deutschen Golfverband.“ Es ist schließlich der baden-württembergische Golfverband, der einen Kontakt herstellt und so doch den Besuch der Golfanlage in Oftersheim ermöglicht. Geschäftsführer Pinter gibt zwar auch dann keine Infos zum Verbrauch heraus, verrät aber immerhin, dass die Anlage über einen Brunnen verfügt. Bewässert werde damit aber nicht jeden Tag. „Die Anlage kann nicht 365 Tage im Jahr grün sein. Und die ganze Fläche zu bewässern geht auch nicht.“
Auch der Deutsche Golfverband betont: „Ausschließlich das Nötigste“ werde in Trockenzeiten bewässert, – und zwar die Grüns, die Fläche um das Loch einer Spielbahn sowie die Fairways. Diese liegen zwischen Abschlag und Grün und machen die größte Fläche einer Spielbahn aus. Mit Bewässern der Grüns und Fairways werden laut Deutschem Golfverband 20 bis 30 Prozent der Fläche einer Platzes befeuchtet.
Auch würden die Beregnungsanlagen nicht täglich genutzt. Das teilt zumindest der Golfclub St. Leon Rot mit. „Grundsätzlich bewässern wir maximal während sechs Monaten des Jahres“, so Geschäftsführer Eicko Schulz-Hanßen. Die wesentliche Bewässerung erfolge durch natürlichen Niederschlag, außerdem gebe es ein computergesteuertes Bewässerungssystem, das zum Einsatz komme, wenn Regen ausbleibe.
„Da auch mittel- bis langfristig das Wasserangebot rückläufig sein wird, wird gegenüber den Golfspielern klar kommuniziert: Golfrasen muss nicht immer grün sein, er kann auch gelbliche und bräunliche Verfärbungen haben“, führt der Verband aus. Ein Blick auf die Webseiten der Golfanlagen zeigt allerdings, dass dort mit Fotos von satten Grünflächen geworben wird. Wie umweltbewusst ist der Golfsport also?
Zu wenig Umweltbewusstsein?
„Das Bewusstsein hat sich stark gewandelt“, sagt Christiane Heck. Sie ist Vizepräsidentin der Golfanlage Mannheim-Viernheim. „Früher habe ich noch Fotos und Nachrichten geschickt bekommen, in denen sich Mitglieder beschwert haben, wenn es braune Flächen auf dem Platz gab. Mittlerweile ist es angekommen, dass der Golfplatz nicht immer grün sein kann.“
Vier bis fünf Stunden sind die Mitglieder auf der 18-Loch-Anlage unterwegs. Auch an diesem heißen Sommervormittag. Eine Seniorengruppe steht am ersten Loch zum Abschlag bereit, während Heck mit dem Golfcart zu einer Tour über die Anlage einlädt. Vorbei an Blühwiesen, Bienenstöcken und sogenannten Rough geht es in gemächlichem Tempo über die Anlage. „Die Rough werden sich selbst als Grünstreifen überlassen. Ein El Dorado für Tiere“, sagt Heck. In diesem Moment saust ein Goldfasan aus dem Gebüsch.
Wie funktioniert das Bewässern?
Mit dem Golfcart über die Grünflächen zu fahren, sei dank robuster Gräser relativ unproblematisch. Außerdem handelt es sich bei dem Gras um trockenheitsresistente Sorten, die besonders tiefe Wurzeln haben, um das Wasser zu speichern.
Auf solche Grassorten setzt auch St. Leon-Rot, da diese laut der Geschäftsführung besser mit heißer werdenden Witterungsbedingungen zurechtkommen. Außerdem läuft laut Schulz-Hanßen eine intensive Forschung zu diesen Gräsern – vor allem im Ausland, wo Golfplätze noch stärkerer Hitze ausgesetzt sind.
Ein Blick in die Metropolregion zeigt aber: Auch hier wird es immer trockener und heißer. „Vor ein paar Wochen war das Gras bei uns komplett braun“, sagt Heck. Durch den anhaltenden Regen hätten sich die Flächen jedoch schnell regeneriert.
Zum Bewässern stehen in Viernheim 85 000 Kubikmeter Wasser pro Jahr zur Verfügung – das laut der Vizepräsidentin nicht ausgeschöpft werde. „Früher waren es 50 000 Kubikmeter. Als wir uns von 9-Loch auf eine 18-Loch-Bahn vergrößert haben, brauchten wir mehr Wasser.“ Das Cart fährt auf das Clubhaus zu, das in Nähe eines Teiches liegt. Dieser dient als Wasserspeicher und fängt, verbunden über eine Leitung, Regenwasser auf, das auf das Clubhaus-Dach prasselt. Auch einen Brunnen gibt es. Mit Trinkwasser zu bewässern sei ein No-Go.
Aber wie kommt das Wasser von den Speicherstätten auf die Grünflächen in Viernheim? Head Greenkeeper Mark Timberlake erklärt, wie das funktioniert: Über ein 25 bis 30 Kilometer langes System wird das Wasser auf die einzelnen Löcher verteilt, da jedes Loch über eine eigene Bewässerungsanlage verfügt. Manche Löcher liegen in der Sonne, andere die meiste Zeit im Schatten. Bewässerungsmengen würden daran angepasst. Der Greenkeeper kann die Anlagen sogar per Handy steuern.
Timberlake hat auch schon im Ausland als Greekeeper gearbeitet. An heißen Tagen benötigte ein Golfplatz in Zypern laut ihm 700 Kubikmeter Wasser in der Nacht – in Viernheim seien es bei 35 Grad Celsius an heißen Sommertagen 500 Kubikmeter. Mit dieser Menge ließen sich knapp 2800 Badewannen füllen, jeder zwölfte Viernheimer könnte sich ein Bad einlassen.
Welche Sparmaßnahmen gibt es?
Viernheim stellt, um Wasser zu sparen, auf neue Beregnungsanlagen um, womit laut Timberlake im Vergleich zum Vorjahr und mit Rücksicht auf die laufende Saison 20 bis 30 Prozent Wasser gespart wird. Auch würde in den Morgenstunden bewässert, damit das Wasser durch die Hitze im Sommer nicht sofort verdunstet. Dass wie eingangs beschrieben vor allem die Grüns bewässert werden hat auch einen finanziellen Hintergrund. Das Anlegen eines einzelnen Grüns ist kostspielig und kostet rund 60 000 Euro. „Das Gras muss in diesen Bereichen besonders gepflegt werden, damit es nicht kaputt geht.“ Mit dem Cart dürfe man darauf nicht fahren.
Für Heck sind die Grünflächen das „Kapital eines Golfclubs“. Auch deshalb fließt mehr als die Hälfte des Budgets in die Platzpflege. Jemand anderes als die Mitglieder profitieren von den grünen Anlagen jedoch nicht. „Spaziergänger können nicht herkommen, – zu gefährlich, wenn jemand einen Ball abbekäme.“
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