Mannheim. Liebevoll tätschelte Mykhailo Brudin seine Medaille. Immer und immer wieder. Dann schnappte er sich eine ukrainische Flagge und ließ sich mehrmals ablichten. Stets dabei auf dem Foto: sein breites Siegergrinsen. „Das war der vielleicht beste Wettkampf in meiner bisherigen Karriere - auf jeden Fall, was die Stimmung und die Organisation angeht“, sagte der 18-Jährige, der bei der Juniorengala in Mannheim souverän das Diskuswerfen gewann. Mit seinen 63,85 Metern setzte er sich klar vor Emmanuel Agbo-Anih vom SV Halle durch, der mit seiner persönlichen Bestleistung (60,26 m) ebenfalls mehr als zufrieden war.
Brudin dominierte den Wettkampf im Michael-Hoffmann-Stadion nach Belieben, er hätte mit jedem seiner sechs Würfe gewonnen, alle landeten jenseits der 60-Meter-Marke. „Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, 65 Meter zu übertreffen, weil die Bedingungen einfach perfekt waren. Mit den 63,85 kann ich aber auch gut leben“, betonte der Ukrainer, der seinen Hausrekord immerhin um 55 Zentimeter steigerte und sich damit an die Spitze der Weltjahresbestenliste setzte.
Agbo-Anih legt zu
Lange sah es am Sonntag so aus, als könnte sich Darcy Miller den zweiten Platz sichern. Der Australier lag noch nach dem vierten Durchgang mit 58,08 m direkt hinter Brudin und steigerte sich im sechsten Versuch sogar auf 59,49 m. Er hatte die Rechnung allerdings ohne Agbo-Anih gemacht, der nach einem schleppenden Start aufdrehte. „Am Anfang habe ich den Diskus nicht so gut in den Wind gestellt. Nachdem mein vierter Wurf bei 56,77 m gelandet war, habe ich aber gemerkt, dass sich meine technischen Anpassungen auszahlten“, sagte der 19-Jährige.
Sein Gefühl trog ihn nicht. Als das Wurfgerät im fünften Versuch bei 60,26 m landete und er seinen persönlichen Rekord damit um fast zwei Meter verbessert hatte, ließ Agbo-Anih seiner Freude freien Lauf. Und das nicht nur, weil er die Norm für die U-20-EM in Jerusalem (7. bis 10. August) bestätigt und sich gegen die nationale Konkurrenz durchgesetzt hatte. „Das war mein erster 60-Meter-Wurf überhaupt, damit habe ich eine Schallmauer durchbrochen. Wenn man in meiner Altersklasse so weit wirft, ist man in der internationalen Spitze angekommen.“
Daher gilt für Agbo-Anih beim Saisonhöhepunkt auch nicht das olympische Motto, dass es alles ist, dabei zu sein. „Ich will in Jerusalem das Finale erreichen und dann um die Medaillen kämpfen“, gab sich der Modellathlet kämpferisch.
Brudin, der in Jerusalem der Topfavorit auf den Titel ist, hat Agbo-Anih jedenfalls auf der Rechnung: „Emmanuel hat die körperlichen Voraussetzungen, um ganz weit zu werfen. Er ist groß, stark und hat gute Hebel“, betonte der Ukrainer, der den Erfolg von Mannheim seinem Heimatland widmete: „Wir machen schwere Zeiten durch, da ist jeder noch so kleine Lichtblick willkommen - und sei es nur der Sieg in einem sportlichen Wettkampf.“
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