Schriesheim. Bis 2030 soll jeder zweite Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Dieses Ziel der Verkehrswende verfolgt auch die Stadt Schriesheim. Die Realität sieht jedoch noch ganz anders aus. Viele Radfahrer haben bei der groß angelegten Bürgerbeteiligung eine ganze Reihe von Vorschlägen gemacht und Schwachstellen aufgezeigt. Nach der Auswertung der digitalen Karte schlägt das Büro Koehler und Leutwein aus Karlsruhe vor, an zwei Stellen in der Stadt Fahrradstraßen einzurichten.
Konkret geht es um die Leutershäuser Straße und den Dossenheimer Weg/Heidelberger Straße, also jene Nord-Süd-Achse, die mit knapp 500 Metern Abstand parallel zur B 3 verläuft. In der Leutershäuser Straße, nördlich der Talstraße, liegt die Zahl der Autos nach Angaben des Büros mit jeweils rund 45 Prozent fast gleichauf. Südlich der Talstraße, in der Heidelberger Straße und im Dossenheimer Weg, machen die Radfahrer immerhin 26 Prozent der Verkehrsteilnehmer aus, die Kraftfahrzeuge liegen hier bei 67 Prozent.
Fahrradstraßen nur ein Teil von 40 Ideen
Eine Einbahnregelung gibt es in beiden Straßen bereits. In der Leutershäuser Straße darf nur in Richtung Norden gefahren werden, in der Heidelberger Straße nur in Richtung Süden. Das gilt auch für Radfahrer. Würden beide Straßen zu einer reinen Fahrradstraße, dann dürften hier nur Fahrräder und E-Scooter fahren. Zusatzschilder können allerdings Auto- und Motorradverkehr zulassen. Auch dann gilt aber, dass auf Radfahrer besondere Rücksicht genommen werden muss. „Sie dürfen also nicht drängeln, wenn Radler nebeneinander fahren - was hier ausdrücklich erlaubt ist“, nennt der ADAC ein Beispiel.
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Die beiden Fahrradstraßen sind nur zwei von mehr als 40 Ideen, die die Verkehrsplaner aus der Bürgerbeteiligung entwickelt haben. Vielfach geht es um den ruhenden Verkehr, also um parkende Autos. Hier könnte eine Neuordnung beispielsweise im Quartier rund um das Schulzentrum, in den Fensenbäumen sowie zwischen Steinachstraße und Zentgrafenstraße die Situation verbessern.
Shuttleverkehr zur Burg?
Teilweise wird die Erneuerung des Belags von Wegen vorgeschlagen, etwa im südlichen Teil des Dossenheimer Weges, teilweise auch die Asphaltierung vorhandener Radwege (Verlängerung Max-Planck-Straße in Richtung Süden) oder die Schaffung von neuen (Ladenburger Straße ab Einmündung Ladenburger Fußweg in Richtung Ladenburg). Auch der Umbau des Knotenpunktes an der Robert-Bosch-Straße (Zufahrt Gewerbegebiet) steht auf der Liste möglicher Maßnahmen, ebenso ein Shuttle vom Festplatz (zentraler Parkplatz in Stadtmitte) auf die Strahlenburg.
Zu den potenziellen Gefahrenstellen zählt besonders die Straße in Richtung Altenbach, wo Radfahrer über die Landstraße geführt werden, auf der Tempo 100 erlaubt ist. Hier wäre ein baulich getrennter Radweg besser, eventuell durch den Wald geführt. Doch da sieht Ortsvorsteher Herbert Kraus kaum Chancen, wie er dem „MM“ sagt. Zwar habe es entsprechende Pläne gegeben, doch diese hätten sich nicht realisieren lassen, weil dafür viel zu viele Bäume hätten gefällt werden müssen. Stattdessen sei nun ein Wanderweg vorhanden, der auch von Radfahrern benutzt werden könne.
Eine zweite Idee könnte ebenfalls an der Realität scheitern. Den Schulhof autofrei zu machen, wie sich das viele Bürger wünschen, sei wegen der Anfang der 1970er Jahre gebauten Mehrzweckhalle nicht möglich, betont Kraus. Denn die Parkplätze auf dem multifunktional genutzten Platz seien die Voraussetzung für den Bau der Halle gewesen: „Wenn wir die nicht mehr haben, dann können wir die Halle zumachen.“ Ein weiteres Problem sind in dem Odenwaldstadtteil offenbar zugeparkte Straßen (untere Hauptstraße und Im Klingen) sowie die Missachtung von Tempo 30 (Rathausstraße). All das bietet sicher Raum für Diskussionen, wenn am Dienstag, 20. Juni, um 18 Uhr in der Mehrzweckhalle Altenbach über die Ideen diskutiert wird.
Am Mittwoch, 21. Juni, ebenfalls um 18 Uhr geht es in der Mehrzweckhalle in Schriesheim um mögliche Maßnahmen in der Kernstadt. In beiden Veranstaltungen sollen die Ergebnisse der Befragungen und der Verkehrsanalyse, Entwicklungsziele für Schriesheim sowie Maßnahmenvorschläge durch das Ingenieurbüro vorgestellt werden. Im Anschluss haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen sowie Anmerkungen und Ergänzungen zu den vorgeschlagenen Maßnahmen vorzutragen. Dazu dienen Stellwände zu den Themenbereichen nachhaltige Mobilität (Fuß- und Radverkehr, motorisierter Individualverkehr (MIV) und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV).
Entscheidung Ende Juli
Die vorläufigen Maßnahmen werden daraufhin angepasst und in ein finales Mobilitätskonzept eingebettet, wie es von der Stadt heißt. Dieses werde dann in einen umfassenden Maßnahmenkatalog einfließen, und zwar einschließlich einer Priorisierung, also einer Empfehlung, was zuerst gemacht werden soll. Der Gemeinderat wird sich damit dann voraussichtlich am Mittwoch, 26. Juli, befassen.
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