Für Rainer Dulger ist es ein Heimspiel. „Mannheim hat einen festen Platz in meinem Herzen“, sagt der Arbeitgeberpräsident zur Begrüßung. Immerhin hat der Heidelberger Unternehmer – er ist geschäftsführender Gesellschafter des Dosierpumpenherstellers Prominent – ein paar Jahre in Mannheim gelebt.
An diesem Abend ist Dulger zu Gast bei einer exklusiven Veranstaltung des „Mannheimer Morgen“ und der Reiss-Engelhorn-Museen (REM) im neuen Museum Peter und Traudl Engelhornhaus. Sie trägt den Titel: „Endlich Optimismus! Was braucht Deutschland jetzt?“
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Dass große Zukunftsfragen zu lösen sind, steht für Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, außer Frage. „Eine dieser ganz großen Aufgaben ist der Klimawandel. Dafür brauchen wir Optimismus und Mut, und wir müssen neue Wege gehen. Aber neue Wege kann man nicht einfach gehen, sie brauchen Diskurs – und dafür sind wir heute Abend hier.“
Energie, der Umgang mit China, Bürokratie, künstliche Intelligenz
Dulger jedenfalls ist gekommen, um Klartext zu reden: „Ich werde mit Ihnen nicht Softball spielen, sondern Hardball.“ Und das tut er dann auch.
Es geht um Energie, den Umgang mit China, Bürokratie, künstliche Intelligenz – und die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Um den sorgt sich Dulger besonders: Zu viel Regulierung, zu viele Verbote, zu wenig Tempo beobachtet der Arbeitgeberpräsident und bilanziert: „Deutschland muss wieder einfacher werden, besser und schneller.“
Verbote sind ein gutes Stichwort für Joachim Lutz, Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Aus seiner Sicht fehlt das Vertrauen in den Markt. Stichworte Angebot und Nachfrage. „Ist unser Problem die Bildung oder die Mentalität?“, will Lutz wissen. Dulger meint: weder noch. Bildung und Mentalität hätten das Land stark gemacht. Mittlerweile aber habe der Staat schon zu tief eingegriffen. Mit der Folge, dass etwa der Strommarkt streng genommen gar kein Markt mehr sei. Dulger redet von einer „Planwirtschaft ohne Plan“. Das Publikum applaudiert.
Franz Egle (Deutsch-Türkisches Institut für Arbeit und Bildung) und Georg Nagler (Duale Hochschule) sprechen den Arbeitgeberpräsidenten auf künstliche Intelligenz an. Dulger hält sie für einen Segen, hebt allerdings gleichzeitig hervor: „Wir müssen auf ethische Grundsätze achten.“ Zwar würden Tätigkeiten durch den Einsatz künstlicher Intelligenz verschwinden. Doch sie werde keine Jobs kosten – Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden eben andere Aufgaben bekommen.
Wann gelingt ein "normaler" Umgang mit China?
Mit am deutlichsten wird Dulger, als Stefan Fuchs, Vorstandsvorsitzender des Mannheimer Schmierstoffkonzerns Fuchs, das Thema China auf den Tisch bringt. Fuchs selbst ist seit den 1980er Jahren in China für China aktiv, es gibt eigene Produktionen mit eigenen Lieferketten und Partnern vor Ort. Der Konzernchef hat das Land, das wegen massiver Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht, schon in der Vergangenheit immer wieder als „riesigen Markt“ für deutsche Unternehmen bezeichnet. Wann gelingt ein „normaler“ Umgang?
Dulger erklärt, eine Moralpolitik bei diesem großen Wirtschaftspartner sei völlig fehl am Platze. Vielmehr müsste den „chinesischen Freunden“ immer wieder beteuert werden, „dass wir zu dieser Freundschaft stehen“. Ebenso wehrt er sich gegen Kritik, deutsche Unternehmen machten sich zu abhängig. Der Begriff würde falsch interpretiert. Denn die Alternative sei, Marktchancen liegenzulassen – und das könne niemand ernsthaft wollen.

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Astrid Hedtke-Becker, Rektorin der Hochschule Mannheim, beobachtet derweil, dass das Interesse für technische Studiengänge bei jungen Menschen abnimmt. Vor allem die Autoindustrie habe nach dem Dieselskandal ein Glaubwürdigkeitsproblem. Dabei müssten Unternehmen Vorbild sein. Dulger räumt ein, gerade junge Frauen seien für technische Berufe schwer zu begeistern. Die Corona-Pandemie habe zudem erschwert, dass Nachwuchskräfte mit Unternehmen in Kontakt kommen. Das Problem sei erkannt, es werde viel getan, aber es reiche noch nicht aus.
Geht Rainer Dulger auf die Buga?
Immer wieder freut sich Dulger, sich mit jungen Menschen auseinanderzusetzen. Sie zu fragen, ob sie Unternehmer werden wollen. Nach wie vor gebe es zu viele Jugendliche, deren Potenzial nicht entfaltet würde.
Zum Schluss wieder zurück nach Mannheim: Geht Dulger auf die Buga? Als heranwachsender Junge ist er schon 1975 auf der Bundesgartenschau in Mannheim gewesen. Auch die diesjährige Buga will er besuchen. „Ich hätte große Freude daran.“
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