Von der permanenten Veränderung zu leben, ist natürlicher Teil von Schauspielerbiografien. Vielleicht interessieren sie uns deshalb besonders und vielleicht steigt auch deshalb die Menge von Mimenbüchern stetig. Max Urlacher, einst an Bühnen in Bochum, Zürich und Hamburg unter Vertrag, hat 2010 ein Buch mit biografischem Anteil geschrieben, in dem hierzu der schöne Satz steht „Ich transformiere minütlich“. Die Wormser lieben ihre Domrecken. Seiner Rolle als Hagen in Albert Ostermaiers Stück „Gemetzel“ bei den Nibelungenfestspielen 2015 verdankt er es, dass sein jetzt von ihm zum Theaterstück umgeschriebenes Buch in deren diesjährigem Rahmenprogramm zur Uraufführung kam.
Monolog über Schauspielberuf
Einen harmlosen, stellenweise aber charmanten Monolog hat Urlacher geschrieben, den Thomas Blubacher unaufgeregt wie handwerklich sauber im Theaterhaus Das Wormser mit dem Autor im Zentrum inszeniert hat. Immerhin die Regie hat Urlacher aus der Hand gegeben. Im einfachen wie atmosphärischen Bühnenbild von Polina Liefers baumeln Waschmaschinen aus dem Bühnenturm, öffnet sich der Eiserne Vorhang der Hinterbühne bedeutungsvoll zum leeren Zuschauerraum. Urlacher beginnt im privaten Ton, berichtet von der Jugend in Berlin, dem Vorsprechen an der Schauspielschule, von ersten Theaterengagements, von Freundschaften und einer großen Liebe. Statt der allseits obligaten Bühnen-Begleitcombo steht hier Jakob Köhle als dezenter Alleinunterhalter an der Ukulele zur untermalenden Verfügung.
Urlachers Text erinnert in den berlinernden Dialogen fast altertümelnd an Erich Kästner, sein Spiel bleibt freundlich aber nie fesselnd. Mitteloriginell die Anekdoten, der Abend allenfalls nett. Ärgerlich sind dabei aber lediglich die einmal mehr abgedroschenen Theaterklischees. Bleibt zu raten: „Augen auf bei der Berufswahl!“ gilt auch für Schauspieler. rcl
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